Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat erstmals ein eLearning-Programm zum Schutz vor Bewuchs von Schiffsrümpfen entwickelt. Das kompakte Programm ist kostenlos und richtet sich an alle Bootseignerinnen und -eigner.
In fünf kurzen Videos mit anschließendem Fragebogen werden die wichtigsten Informationen zum Bewuchs von Schiffsrümpfen im Meer und in Binnengewässern vermittelt. Seglerinnen und Segler bekommen zudem konkrete Handreichungen, wie sie das Biofouling möglichst umweltverträglich in Schach halten können.
Hier geht es zum Online-Kurs: Biofouling-Management von Sportbooten
Hintergrund: Biofouling
Als Biofouling wird der unerwünschte Bewuchs von Bootsrümpfen mit Algen, Muscheln und Mikroben bezeichnet. Je bewachsener ein Boot, umso mehr Treibstoff verbraucht es, und desto schlechter lässt es sich manövrieren. Auch nicht-heimische Arten verbreiten sich über Biofouling an Schiffsrümpfen schneller und gefährden die Balance des Ökosystems.
Marktübliche biozidhaltige Antifouling-Systeme töten zwar alle Organismen ab, die sich am Schiffsrumpf ansiedeln wollen. Sie enthalten jedoch viele Giftstoffe, die ein Problem für die Meeresumwelt und schlussendlich auch für den Menschen am Ende der Nahrungskette darstellen. Forschung zu biozidfreien Antifoulings und anderen Lösungen wie Bootswaschanlagen gibt es schon seit geraumer Zeit, doch noch immer fährt ein großer Teil der deutschen Yachten mit giftiger Chemie am Unterwasserschiff – auch mangels wirksamer Alternativen.
Seit diesem Jahr ist eine Beratung vor dem Kauf verpflichtend. Ziel dieser Verpflichtung ist die Minimierung des Gifteintrags ins Wasser: Die Käuferinnen und Käufer sollen künftig Mittel erwerben, die nur so viel Gift enthalten wie für eine Wirksamkeit wirklich notwendig ist. Für die Kaufberatung werden deshalb unter anderem das Revier und die Nutzung des Schiffes betrachtet und der Bewuchsatlas des BSH herangezogen.
Runder Tisch „Biofouling“ von BSH, DSV und DMYV
Jenseits der Gesetzgebung haben DSV, BSH, der Deutsche Motoryachtverband DMYV und das Institut Dr. Brill & Partner im Juni 2024 zum ersten „Runden Tisch Biofouling in der Sportschifffahrt“ mit dem Ziel eingeladen, das Bewusstsein für die Problematik zu schärfen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
Dort entstand auch die Idee zu dem jetzt veröffentlichten eLearning-Programm. Ziel ist es, bei den Seglerinnen und Seglern zum einen das Bewusstsein für problematische Unterwasseranstriche zu schaffen, zum anderen aber pragmatische Lösungen aufzuzeigen. Rainer Tatenhorst, Leiter der Abteilung Fahrten- und Freizeitsegeln des DSV, sagt: „Allerdings gibt es noch nicht die eine Lösung, um Biofouling umweltverträglich vorzubeugen. Nicht in jedem Fall ist unbedingt biozidhaltiges Antifouling notwendig, aber auch nicht überall ist biozidfreies Antifouling wirksam!“ Wichtig sei es daher, so Tatenhorst, genau auf das jeweilige Einsatzgebiet und die Nutzung eines Schiffes zu schauen – Stichwort Biofouling-Management.
Damit der Schritt hin zu umweltfreundlichem Bewuchsschutz gelingt, wollen DSV, BSH und DMYV weiter aufklären und mit Partnern aus der Industrie die Forschung zu biozidfreien Antifoulings vorantreiben. Dazu gehört auch ein regelmäßiger Austausch– der nächste runde Tisch Biofouling findet am 18. und 19. September beim Institut Dr. Brill und Partner auf Norderney statt.