Kitesurfen feiert 2024 olympische Premiere. Die Windsurferinnen und Windsurfer gehen mit komplett neuem Material in Paris an den Start. Am DSV-Standort und Bundesstützpunkt Kiel in Schilksee wurden erste Trainingsgruppen gebildet und zugleich Konzepte für die Nachwuchsarbeit entwickelt. Ein Überblick.
In Zukunft wird im Regattabereich vieles anders sein bei den „Speziellen Segeldisziplinen“. Die Kitesurfer foilen bei ihrem ersten olympischen Auftritt im Team: Eine Frau und ein Mann gehen gemeinsam in die Rennen um eine Medaille. Kitefoil Mixed nennt sich diese Disziplin.
Auch die Windsurferinnen und Windsurfer – sie sind seit 1984 olympisch – schweben künftig mit Foil-Boards über dem Wasser: iQFoil-Packages lösen die schweren RS:X-Boards ab, Leichtigkeit und Dynamik sind angesagt. Zwei Goldmedaillen werden vergeben: Frauen und Männer starten getrennt.
Es gibt also jede Menge zu tun für den Deutschen Segler-Verband und seine Vereine. „Deshalb geben wir jetzt Vollgas in Sachen Kiteboarding und Windfoilen“, erklärt Leon Delle, seit Mai dieses Jahres neuer Mitarbeiter der Abteilung „Spezielle Segeldisziplinen“ am DSV-Standort in Kiel-Schilksee. Der 29-jährige Topfahrer im Windsurf Cup und Sportwissenschaftler kooperiert mit der Abteilung Leistungssport, die für alles rund um Olympia zuständig ist. Dazu betreut er unter anderem die Trainerausbildung und damit die Nachwuchsförderung der Boardsportarten im DSV.
Die Planungen für die Zukunft stehen auf zwei Säulen, die eng zusammengehören: Breitensport und Leistungssport. Und es gibt bereits Ideen und Konzepte für beide Bereiche: So entwickelte Sportwissenschaftler Delle erste konkrete Trainingskonzepte und organisierte für Mitgliedsvereine des Deutschen Segler-Verbands kostenlose vereinsübergreifende Windfoil-Camps. „Mit diesen Treffen möchten wir die Vereine in ihrer Arbeit vor Ort unterstützen“, sagt Leon Delle. Denn die Erfahrung zeigt: Der Kontakt zum Kite- und Windsurfen auf foilenden Bords ist an der Basis in den Clubs noch gering. Es gibt viele Fragen: Wie können wir das Foilen in den Vereinen integrieren und praxisorientiert und didaktisch sinnvoll vermitteln? Mit welchem Material lernen Kinder und Jugendliche und was kostet das?
DSV-Workshops zum Windfoilen kommen gut an
Bei den ersten Workshops im Juli und August am Dümmer in Niedersachsen, in Brandenburg (Großer Zernsee) und im Saarland (Bostalsee) trafen sich Vereinstrainerinnen und -trainer sowie interessierte Jugendliche (U 19) zum Thema Windfoiling. DSV-Mitarbeiter Delle reiste mit Foil-Sets des neuen olympischen Materials (iQFoil), aber auch mit Packages für die jüngeren Altersklassen an. Techno Windfoil (U 17) und Techno 293 (U 15/U 13) sollen künftig im Jugendbereich eingesetzt werden. Theorie und Praxis wechselten sich ab, und der Spaß kam nicht zu kurz.
Wie funktioniert die Physik des Foilens, welche Einstellmöglichkeiten gibt es bei Board und Foil, wie lässt sich das Board in der Flugphase steuern? Im praktischen Teil probierten zunächst einmal alle das Foilset aus. Leon Delle war mit auf dem Wasser, gab Tipps fürs Handling des Materials, aber auch erste didaktische Einweisungen für die Trainerinnen und Trainer. Thomas Kleine, Schatzmeister bei der Deutschen Windsurfing Vereinigung, zeigte sich zufrieden nach dem ersten Camp: „Leon bringt seine Erfahrung als Athlet optimal ein, um Trainern und Aktiven die Materie rund ums Windfoiling einfach zu vermitteln. Ich freue mich auf mehr Angebote.“
Die wird es geben: Der DSV plant im kommenden Jahr weitere Camps, um die Nachwuchsförderung in den Vereinen langfristig zu unterstützen. Für den Winter könnte Leon Delle sich auch Onlineseminare für interessierte Basistrainerinnen und -trainer vorstellen.
Kitefoil-Workshops sind in Planung
Während sich im Windsurfen die Strukturen über viele Jahre entwickelt haben, gibt es im Bereich der jüngeren Sportart Kitesurfen bisher nur wenige DSV-Vereine oder Clubs mit einer entsprechenden Abteilung. „Interessierte Vereine und Gruppen sollen sich deshalb für eine Kitefoil-Workshop-Planung unbedingt bei uns direkt melden“, ergänzt DSV-Mann Leon Delle.
Trainerteam am DSV-Bundesstützpunkt steht
Für mögliche Olympiaathletinnen und -athleten 2024 und 2028 gab es am Bundesstützpunkt in Kiel bereits Workshops. Und seit Mitte Juli trainieren erste Gruppen zweimal wöchentlich in Kiel-Schilksee. Marc Hollenbach, der bereits beim Segler-Verband Schleswig-Holstein mit dem Landeskader arbeitete, leitet das iQFOiL-Frauen-Team, DSV-Nachwuchstrainer Patrick Böhmer kümmert sich um die iQFOiL-Herren. „Für Spezialtrainings planen wir bei Bedarf externe foil- und olympiaerfahrene Coaches hinzuzuziehen“, so Delle.
Auch für die Kitesurferinnen und -surfer gab es erste Gespräche und Treffen. Da die meisten Aktiven aber weit verteilt in Deutschland leben, wird es gemeinsame Trainings vorerst in Blockeinheiten geben.
„Auf jeden Fall betreuen wir die Athletinnen und Athleten aus beiden Bereichen in den kommenden Wochen intensiv bei noch ausstehenden Titelkämpfen“, sagt Leon Delle. Denn die Platzierungen dort haben Einfluss auf einen möglichen Kaderstatus in 2021 und die damit verbundenen Bundesförderungen. Durch die Verschiebung der Spiele von Tokio kam es hier zu Verzögerungen.
„Doch der Deutsche Segler-Verband hat entschieden, noch in diesem Jahr aktiv zu werden“, freut sich Leon Delle. „Dank der zusätzlichen Unterstützung durch den ‚Heinz Nixdorf Verein zur Förderung des Segelsports‘ für die Projekte mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 konnten wir viele Maßnahmen zeitnah auf den Weg bringen.“
Bei Interesse an einem Workshop vor Ort können sich Vereine direkt an den DSV unter [email protected] wenden.
Vorgestellt: Leon Delle – der Surf-Profi im DSV
Seit Mai 2020 gibt es am DSV-Standort und Bundesstützpunkt in Kiel-Schilksee einen neuen Mitarbeiter: Leon Delle ist dort zuständig für die Speziellen Segeldisziplinen – in enger Kooperation mit der Leistungssportabteilung betreut er deutsche Top-Athleten und entwirft zugleich Konzepte für den Breitensport.
Schon als Sechsjähriger stand der heute 29-jährige zum ersten Mal auf einem Board: Bei einem Ferienkurs in Portugal lernte Leon Delle das Windsurfen. Und ist seitdem mehr als eng verbunden mit dieser Segeldisziplin. „Als Elfjähriger segelte ich meine erste Regatta“, erinnert sich Leon Delle, „das war eine deutsche Jugendmeisterschaft, die ich in der U13-Wertung sogar gewonnen habe.“ Er war ehrgeizig und das Messen mit Gleichgesinnten „machte mir einfach Spaß“.
“Ich will Vereine in ihrem Engagement unterstützen” – Leon Delle
Seit mehr als 15 Jahren sammelt Leon Delle nicht nur eigene Erfahrungen im Regatta-Windsurfen inklusive diverser nationaler und internationaler Titel. Seit einiger Zeit arbeitet er auch mit viel Einsatz und Herzblut im Nachwuchsbereich.
Der studierte Sportwissenschaftler weiß also, wovon er spricht und will sein Wissen jetzt auf Bundesebene einbringen. Durch seine eigenen Erfahrungen im Wettkampfsport weiß Leon Delle, wie wichtig eine gemeinsame Trainingsgruppe und die Unterstützung durch eine Trainerin oder einen Trainer sind. „Ich möchte deshalb die Vereine in ihrem Engagement im Boardsport-Bereich unterstützen und fördern und zugleich den Kader-Athletinnen und -athleten alle Möglichkeiten der Unterstützung durch den DSV eröffnen.“