Im Rahmen der Flensburger Fördewoche wurde die Bestenermittlung Inshore der deutschen Seesegler ausgetragen. Bei traumhaftem Spätsommerwetter mit Sonne satt und beständigem Wind von 8 bis 16 Knoten segelten acht Yachten in der Wertungsgruppe ORC A und neun in ORC B an den ersten beiden Wettfahrttagen sechs spannende Kurzwettfahrten, bevor am letzten Tag die in die Gesamtwertung eingehende Langstrecke gestartet wurde. Nach drei phantastischen Tagen unter Segeln waren sich alle Teilnehmenden einig: Wer für diese Regatta nicht gemeldet und die Tage nicht auf dem Wasser verbracht hat, ist „selber schuld“.
Aufgrund zu geringer Meldezahlen trafen sich die Offshore-Seglerinnen und Segler nur zu einer Bestenermittlung und konnten keine „echte“ Deutsche Meisterschaft aussegeln, doch dem großen sportlichen Einsatz auf der Regattabahn und der guten Stimmung unter den teilnehmenden Crews tat dies keinen Abbruch.
Nach zwei Tagen mit Up-and-Down Wettfahrten bildete der Flensburger Pilsener Cup um das Blaue bzw. Blau-Gelbe Band der Flensburger Förde, dessen Ergebnis in der Gesamttabelle nicht gestrichen werden konnte, den Abschluss der Serie. In beiden Klassen war noch offen, wer den Sprung auf das Podium schafft, nur die „Xenia“ mit Skipper Ralf Lässig hatte sich in ORC A schon einen großen Punktevorsprung erarbeitet.
Entsprechend hoch war die Nervosität der Teilnehmenden schon vor dem Start, alle versuchten, ihre Yachten auf eine perfekte Position an der Startlinie zu bringen und die Hauptkonkurrenten mit klassischen Matchrace-Tricks auszubremsen. Die Wettfahrtleitung startete alle Klassen außer den für den Family & Friends Cup gemeldeten Yachten zusammen, so dass das Gedränge an der Linie durch die sehr unterschiedlich großen Schiffe zwischen 20 und 75 Fuß groß war.
Nach einem Gesamtrückruf nach dem ersten Startversuch zog Wettfahrtleiter Claus Otto Hansen „black flag“, um die Seesegler zu disziplinieren, was auch gelang. „Bis kurz vor dem Start hatte ich Sorge, dass wir zu wenig Wind haben und hatte mich deshalb nur für einen 30 Seemeilen langen Kurs entschieden“, sagt Claus Otto Hansen, DSV-Vizepräsident für den Geschäftsbereich Finanzen. „Aber dann briste es doch noch auf, die Bedingungen waren super und die Bahn hätte gerne zehn Meilen länger sein dürfen.“
Nach einem überlegenen Start war der XP-44 „Xenia“ von Eigner Bernhard Buchwald (Wassersportverein Wulstorf) der Sieg in ORC A nicht mehr zu nehmen. Auf teilweise extremen Schlägen segelte die Yacht unter der Regie von Taktiker Niels Springer (Segelverein Arnis von 1981) uneinholbar den Verfolgern davon. Auf den zweiten Rang kam Alf Henryk Wulf (Kieler Yacht-Club), neuer Obmann des DSV-Ausschusses Seeregatten, mit seiner X-41 „Stardust“.
Für eine Überraschung in der eng vernetzten Szene der Seeseglerinnen und Seesegler sorgte die Meldung von Knut Freudenberg mit seiner neuen Dehler 39SQ „Halbtrocken“, mit der er nach vielen erfolgreichen Regattajahren mit seiner First 36.7 nun doch wieder vereinzelt an Seeregatten teilnehmen möchte. In Windeseile wurden nur einen Tag vor dem Start zur ersten Wettfahrt Cockpittisch und Cruising-Ausstattung von Bord geräumt und die fünfköpfige Crew segelte mit gewohntem Biss die Wettfahrten auf der Förde mit. Der Ehrgeiz wurde mit einem dritten Platz in der Gesamtwertung nach ORC A belohnt.
In ORC B stand mit Torsten Bastiansen und seiner Crew der X-35 „Sydbank“ ein deutscher Erfolgsgarant auf dem Podium. Dicht gefolgt von Jürgen Klinghardt (Lübecker Yacht-Club/ Norddeutscher Regatta Verein/ Seglerkameradschaft Das Wappen von Bremen) mit der Italia 9.98 „Patent 4“, der punktgleich, aber mit einem schlechteren Einzelergebnis, auf den zweiten Rang kam. Dritte Crew auf dem Podium war die Jugendcrew um Noah Lee Piotraschke vom Kieler Yacht-Club mit der X-35 „Freya“.
Für eine Schrecksekunde sorgte eine gerissene Seereling auf der Melges 24 „Haiopei“, wodurch in der dritten Wettfahrt alle drei Crewmitglieder über Bord gingen. Skipper Jörn Petry gelang es, alle aus dem Wasser zu holen und wieder an Bord zu nehmen, gab das Rennen aber auf, damit alle schnell an Land kamen, um sich zu trocken und umzuziehen.
Pech hatte die Jugendcrew der Segelkameradschaft Das Wappen von Bremen (SKWB) mit ihrer Sun Fast 3600 „Löwe von Bremen“ – nach dem Start zur Langstrecke kam es zu einer unverschuldeten Kollision mit der Sun Fast 36 „Diva“, die mit ihrem Ankerbeschlag und dem montierten Anker die Steuerbordseite der Vereinsyacht so stark beschädigte, dass beide Crews die Wettfahrt aufgeben musste.
Die Bestenermittlung Inshore der Seesegler fand im Rahmen der 114. Auflage der Flensburger Fördewoche statt, ausgetragen vom Flensburger Segel-Club (FSC). Parallel fanden die German Open der X-79 und der Expressen Pokal der Albin Express statt. Durch dieses „Revival der alten Einheitsklassen“ kamen rund 30 weitere Crews an die Förde, die beim gemeinsamen Abendessen und der anschließenden Party in den Räumen des FSC mit DJ und Nebelmaschine bis weit nach Mitternacht für viel gute Laune und Stimmung sorgten.
„Es ist sehr, sehr bedauerlich, dass so wenig Seeseglerinnen und Seesegler für die IDM Inshore gemeldet haben. Vor allem, nachdem wir auch für die IDM Doublehanded im Rahmen des Blueribboncup zu wenig Meldungen für eine Meisterschaft hatten“, betont Claus Otto Hansen. „Am Samstag war die Startlinie mit 35 Booten voll, aber zu wenige wollten sich die beiden vorherigen Tage freinehmen, um gemeinsam um den Meistertitel zu segeln. Das ist sehr schade, gerade in Flensburg hat das Seesegeln eine sehr lange Tradition und die Förde ist eines der besten Seesegelreviere Deutschlands.“
Die Ergebnisse der Flensburger Fördewoche mit der Unterteilung in die verschiedenen Regatten Lyö Rund, Nospa Cup, Flensburger Pilsener Cup, Family & Friends Cup sowie Blaues und Blau-Gelbes Band der Flensburger Förde sind auf Manage2Sail veröffentlicht, ebenso die Ergebnisse der Bestenermittlung Inshore 2024.