Am 15. Janur fällt vor Alicante der Startschuss zum The Ocean Race. 50 Jahre nach dem ersten Round-the-World Race für Crews, das damals unter dem Namen Whitbread Round The World in Southampton startete und für Regattasegler und Abenteurer ein spannendes, neues Rennformat bot, gehen bei dem Weltrennen zum ersten Mal Imoca Rennyachten an den Start. Fünf internationale Teams haben für die Hatz um die Welt in sieben Etappen gemeldet. Dabei ist das Rennen so deutsch wie noch nie: Neben der „Malizia Seaexplorer“ mit Skipper Boris Herrmann, die unter deutscher Flagge gemeldet ist, sind mit Robert Stanjek, Phillip Kasüske und Sanni Beucke drei weitere deutsche Seglerinnen und Segler bei dem Weltrennen dabei. Alle drei haben vor ihrem Eintritt in die Welt des Offshoresegelns eine intensive Karriere in einer olympischen Klasse hinter sich und waren Mitglied im German Sailing Team.
Sanni Beucke startet Offshorekarriere
Im August 2021 stand sie noch bei den Olympischen Spielen in Tokio auf dem Treppchen und jubelte zusammen mit Tina Lutz über die Silbermedaille im 49erFX, nun trägt sie eine leuchtendblaue Teamjacke von „Holcim PRB“ und freut sich über ihre erste Teilnahme am The Ocean Race: Susann „Sanni“ Beucke.
Seit 27. Dezember 2022 ist sie in Alicante und hat die Imoca-Rennyacht „Holcim PRB“ für den Start des Weltrennens mitvorbereitet und auf dem Schiff trainiert. Erst rund einen Monat vorher hatte sich Skipper Kevin Escoffier bei ihr gemeldet und ihr die Chance angeboten, Teil seiner Crew für das prestigeträchtige Weltrennen zu werden. „Ich lag mit meinem Schiff in Frankreich neben Kevin Escoffier. So haben wir uns viel gesehen und er war sehr beeindruckt davon, wie zielstrebig und professionell meine Kampagne gestartet ist‘“, erzählt sie. Unter dem Namen „This race is female“ begann sie im Sommer 2022 ihre eigenen Offshore-Kampagne mit dem Ziel, sich als Soloseglerin zu etablieren und am Vendée Globe Race teilzunehmen. „Als ich meine Kampagne startete, hatte ich gedacht, dass sich damit eine Teilnahme am ‚The Ocean Race‘ ausschließt“, sagt Sanni Beucke.“ Es war ein Traum von mir daran teilzunehmen. Nun lässt es sich doch kombinieren und ich freue mich darauf, an dem Rennen teilzunehmen, Imoca zu segeln und ganz viel von diesem erfahrenen Team zu lernen.“
In der Startaufstellung des Teams der „Holcim PRB“ für die erste Etappe auf die Kapverden ist sie nicht dabei, sie fährt einige Tage nach Lorient, um sich um ihre eigene Kampagne zu kümmern, bevor sie dann zum Start der 2. Etappe auf die Kapverden fliegt. „Dann bin ich zum ersten Mal dabei, Abby Ehler geht von Bord und ich übernehme ihren Platz in der Crew“, sagt sie. „Ich freue mich auf die intensive Segelzeit an Bord, den echten Bubble, in dem wir uns als Crew befinden und in dem wir uns nur noch aufs Segeln konzentrieren müssen.“
Robert Stanjek ersehnt Ruhe und Konzentration auf See
Die Vorfreude auf den Start des Rennens ist auch Robert Stanjek, ehemaligem Starboot-Weltmeister, anzumerken. Nach Wochen der intensiven Vorbereitung, in denen er und sein Team vor allem die Yacht „Guyot Environnement – Team Europe“ sehr genau kennengelernt haben, fiebert er darauf, endlich auf See zu sein und in den Rennmodus wechseln zu können. „Die letzten zwei Wochen hier waren viel Arbeit. Abstimmungen mit dem Race Office, Öffentlichkeitsarbeit, die Ausstattung des Schiffes mit Ersatzmaterialien und die Vorbereitung der Crew haben uns den ganzen Tag gefordert. Es war laut und anstrengend“, sagt Robert Stanjek. „Ich ersehne den Start, ich ersehne die Ruhe und Konzentration auf See. Jetzt will ich, dass es los geht.“
Wie viele Etappen Robert Stanjek an Bord sein wird, steht derzeit nicht fest. Zusammen mit Phillip Kasüske wird er auf jeden Fall die ersten beiden Etappen zu den Kapverden und von dort nach Kapstadt mitsegeln. Beide gehören zum Offshore Team Germany und haben mit der Yacht „Einstein“ 2021 das Ocean Race Europe gewonnen.
Selbstreflexion und Lernfähigkeit
Neben den Erfahrungen aus diesem Rennen über mehrere Etappen entlang der europäischen Westküste hat Phillip Kasüske vor allem durch die intensive Vorbereitung der Yacht „Guyot Environnement – Team Europe“ für das Rennen ein großes Wissen über die foilende Rennyacht erworben.“ Diese Schiffe sind selbstverständlich deutlich komplexer als ein ILCA oder Finn, die mit einem Segel nur wenig Trimmmöglichkeiten haben“, sagt er. „Aus meiner aktiven Zeit im Kader kann ich nun vor allem von meiner großen Selbstreflexion und Lernfähigkeit profitieren. Mich freut es sehr, nun Entscheidungen im Team treffen zu können und Verantwortung an Bord für alle zu tragen.“
Für das erste Leg erwartet die Flotte nach einem Start bei Leichtwind auffrischenden Wind aus West, der mit bis zu 35 Knoten vor Gibraltar zur ersten Härteprobe für Segler und Yachten wird. Die Positionen der Yachten und Platzierungen können über den Tracker verfolgt werden.