Direkt zum Inhalt wechseln

Route du Rhum: Boris Herrmann startet mit neuem Boot zum Atlantikabenteuer

Die Transatlantikregatta Route du Rhum ist für Offshoresegler Boris Herrmann die erste große Bewährungsprobe mit seiner neuen Yacht. Der Start der Regatta wurde von der Rennleitung aufgrund eines heftigen Sturmtiefs vom 6. November auf Mittwoch den 9. November, 14.15 Uhr verschoben

Boris Herrmann an Bord seiner neuen Malizia SeaExplorer. Foto: Team Malizia

Die 12. Auflage der Route du Rhum bricht dieses Jahr mit 138 gemeldeten Yachten in sechs verschiedenen Klassen alle Rekorde. Im besonderen Fokus stehen wieder die großen Ultime-Trimarane und vor allem die Imoca-Klasse, bekannt durch ihren Einsatz bei der Vendée Globe und ab Januar 2023 auch erstmalig beim The Ocean Race dabei. 37 Imocas haben für die diesjährige Route du Rhum gemeldet, Boris Herrmann ist der einzige Starter unter deutscher Flagge.

Für den deutschen Profisegler ist es nach seiner erfolgreichen ersten Teilnahme an der Vendée Globe 2019/2020 das erste Mal seit fast zwei Jahren, dass er über eine so lange Distanz wieder allein an Bord ist. „Wir kennen die neue Malizia SeaExplorer nun zu 30, maximal 40 Prozent“, sagt er über die Trainingsergebnisse mit seinem Team und auch allein an Bord. „Die nächsten Monate unter Rennbedingungen wollen wir viel über das Schiff lernen und Daten sammeln, damit wir optimal für die nächste Auflage des Vendée Globe vorbereitet sind.“

Sturmtiefs über der Biskaya

Boris Herrmann allein an Bord. Bei der Route du Rhum gilt es, zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit abzuwägen, um keine Schäden an Rigg und Rumpf zu risikieren. Foto: Team Malizia

Wie bei der letzten Route du Rhum vor vier Jahren erwarten die Soloseglerinnen und -Segler von Beginn an harte Bedingungen, drei Tiefdruckgebiete mit heftigem Westwind ziehen über die Biskaya, neben hohem Seegang und einer steilen Welle sind Böen über 40 Knoten prognostiziert. Bedingungen, die den Seglerinnen und Seglern und ihren Schiffen alles abverlangen. Um einen Ausfall von rund einem Drittel der Flotte in der ersten Woche des Rennens wie bei der letzten Auflage vor vier Jahren zu vermeiden, entschied sich die Rennleitung einen Tag vor dem geplanten Start, den Beginn der Regatta um drei Tage zu verschieben.

„Das neue Schiff ist auf einem 60-Grad-Amwindkurs beeindruckend schnell und federt auf seinen Foils über das Wasser. Es kann am Wind fliegen und erreicht bei diesem optimalen ozeanischen Upwindkurs 22 Knoten und mehr“, sagt Boris Herrmann über die neue „Malizia SeaExplorer“. „Doch es gilt immer abzuwägen, wieviel Speed man zulassen kann und wann es sinnvoll ist, das Tempo herauszunehmen. Wellen, Seegang, Wind, die Wahl der Segel und die Einstellung des Wasserballastes beeinflussen die Segeleigenschaften und die Geschwindigkeit des Bootes.“ Vor allem, wenn die Schiffe zu sehr abheben und dann mit einem heftigen Rumms in das nächste Wellental krachen, besteht die Gefahr, das Rigg zu beschädigen.

Südwestlicher Kurs geplant

Malizia beim Trainingsschlag von Saint Malo. Binnen 14 Tagen will Boris Herrmann den Atlantik überqueren und in Guadeloupe eintreffen. Foto: Team Malizia
Malizia beim Trainingsschlag vor Saint Malo. Binnen 14 Tagen will Boris Herrmann den Atlantik überqueren und in Guadeloupe eintreffen. Foto: Team Malizia

Mit Blick auf den Start des The Ocean Race, das Schiff und Crew ab Januar 2023 in mehreren Etappen rund um die Welt führen wird, fügt Boris Herrmann hinzu, dass er alles daransetzen wird, um den Start am 15. Januar 2023 vor Alicante nicht zu gefährden. Heißt für den erfahrenen Profisegler, die erste Woche auf See eher defensiv abzuwettern und nichts zu riskieren. Nach seinem derzeitigen Routenmodell plant er einen sehr direkten, südwestlichen Kurs auf den Atlantik hinaus, sagt aber auch, dass sich die Routenplanung vom tatsächlich gesegelten Kurs noch deutlich unterscheiden kann.

„Die Route du Rhum bietet immer einen großen seglerischen Gegensatz, nach der Feuertaufe auf dem Atlantik mit Kaltfronten und Tiefdruckgebieten folgt die vom Passatwind verwöhnte Barfußroute in die Karibik“, sagt Boris Herrmann.

Sieben Imoca-Neubauten am Start

Insgesamt gehen 37 Imoca-Rennyachten am Sonntag an den Start, darunter sieben Neubauten. Klarer Favorit ist aus Sicht von Boris Herrmann der Franzose Charlie Dalin auf „Apivia“, gefolgt von Thomas Ruyant mit „LinkedOut“. „Beide segeln noch die Schiffe, mit denen sie bereits an der Vendée Globe teilgenommen haben, die kennen ihre Schiffe zu 99 Prozent und befinden sich im Gegensatz zu uns nicht mehr im Lernprozess“, sagt Boris Herrmann. „Charlie hat zudem den Vorteil, dass er mit sehr großen Foils antritt.“

Der Rekord für die Route du Rhum in der Imoca-Klasse liegt derzeit bei 12 Tagen, nach dem aktuellen Routing vom Team Boris Herrmann Racing könnte er die Strecke mit der neuen „Malizia SeaExplorer“ rechnerisch in elf Tagen und 16 Stunden schaffen. Als Ziel gibt Boris Herrmann an, die Strecke in unter 14 Tagen bewältigen zu wollen. Zum Start am Sonntag werden über eine Million Besucherinnen und Besucher erwartet, die schon in der Nacht das Auslaufen der Yachten aus den Schleusen lautstark bejubeln und anschließend entlang der Küste und auf den Kaps die Flotte vor dem Start zum großen Atlantikrennen beobachten.

Der DSV wünscht Boris Herrmann für die „Rhum“, wie die Regatta in Frankreich genannt wird, viel Erfolg!