Noch rund 1.700 Seemeilen hat Boris Herrmann auf der Route du Rhum vor sich, das Bergfest liegt hinter ihm. Nach quälenden Tagen in der Flaute hat der Wind wieder eingesetzt und seine „Malizia SeaExplorer“ segelt mit einem Speed zwischen 18 und 20 Knoten im Passat dem Ziel entgegen. An eine Top-Platzierung ist nicht mehr zu denken, doch die war nie das Ziel.
Derzeit liegt Boris Herrmann auf dem 24. Rang im Feld der 34 im Rennen verbliebenen Imoca Rennyachten. „Ich komme mit dem Rückstand zu den Top-Favoriten gut klar“, betont er in einem Gespräch mit deutschen Journalisten live via Zoom von Bord. „Ich habe vorher die Ansage gemacht, dass ich das Boot sicher ins Ziel bringen will. Also habe ich die Risiken, auch bei der Wahl der Route, minimiert. Der Rückstand liegt nicht am Boot, sondern an der Routenwahl und dem Approach, mit dem ich in das Rennen gegangen bin.“
„Das Schiff ist deutlich lauter“
Für die neue „Malizia Seaexplorer“, die erst im September in Hamburg getauft wurde, ist die Atlantikregatta der erste Härtetest. „Das Schiff segelt besser durch die Wellen und stoppt nicht so ruckartig wie sein Vorgänger“, erzählt Boris Herrmann und demonstriert in der Videokonferenz, dass er unter Deck auch ohne sich festzuhalten einen sicheren Stand hat. „Aber“, fügt er hinzu, „dafür ist dieses Schiff deutlich lauter, ich habe mir schon meine Noise-Cancelling Klopfhörer aufgesetzt, weil mich der konstant hohe Lärmpegel sehr angestrengt hat.“
In einigen Stunden plant er zu halsen und dann auf einem langen Backbordschlag den Passatwind optimal auszunutzen. Bis zu 30 Knoten will er mit seinem Schiff bei stetig aufbrisendem Wind erreichen und in rund 24 Stunden vom großen Code Zero auf ein kleineres Vorsegel wechseln.
„Ich freue mich, wenn die karibische Insel in Sichtweite kommt und man die letzten Meilen in Lee der Insel immer an der Küste entlang segelt“, sagt Boris Herrmann. „Den Anblick der hohen grünen Hügel habe ich noch von meiner letzten Teilnahme 2018 in wunderschöner Erinnerung.“
Für die Shorecrew gibt es bis jetzt kaum etwas zu tun
Im Ziel vor der Inselhauptstadt Pointe-a-Pitre warten seine Shorecrew und sein Team auf ihn. Boris Herrmann plant, nur wenige Tage nach seiner Ankunft zurück zu seiner Familie nach Hamburg zu fliegen, während seine Crew mit Skipper Will Harris das Schiff über den Atlantik bis nach Alicante segelt. „So gut, wie das Rennen bisher gelaufen ist, gibt es für die Shorecrew kaum etwas zu tun, das Schiff ist heil geblieben“, freut sich Boris Herrmann und betont, wie sehr er sich auf das The Ocean Race zusammen mit seiner Crew an Bord freut.
„Das ist schon ein Paradox, der Einhandsegler, der nicht gerne allein ist“, sagt er über sich und führt aus, dass er sich vor allem in der ersten Woche der Route du Rhum an Bord allein und isoliert fühlte. Seit drei Tagen, dem Ziel deutlich nähergekommen, gehe es ihm deutlich besser, berichtet er. „Die Anspannung lässt spürbar nach, die Vorfreude auf das Ankommen wächst.“
Hier könnt ihr Boris auf dem Race Tracker verfolgen: https://carto-prod.routedurhum.com/en/index.htmlUPDATE: Rund 1.700 Meilen vor dem Ziel der Route du Rhum von Saint Malo nach Guadeloupe meldet Boris Herrmann, dass es an Bord seiner neuen „Malizia Seaexplorer“ Probleme mit dem Foil-Lager gibt: Technische Probleme zwingen Boris Herrmann, das Tempo zu drosseln
Der DSV unterstützt Bors Herrmann als ideeller Partner und wünscht ihm für den weiteren Verlauf des Rennens alles Gute!