Im August 2021 gewann Susann Beucke bei den Olympischen Spielen in Tokio zusammen mit ihrer Steuerfrau Tina Lutz die Silbermedaille im 49er FX, nun startet sie unter dem Titel „This race is female“ ihre Offshore-Kampagne, die sie zum Start bei der Vendée Globe 2028 führen soll.
Ein letztes Mal wird Susann Beucke zusammen mit Tina Lutz bei der Kieler Woche 2022 im 49er FX an den Start gehen, dann ist die gemeinsame Geschichte des Erfolgsduos des German Sailing Team beendet. „Auf der Kieler Woche, unserer liebsten Regatta, verabschieden wir uns von der olympischen Klasse und suchen neue seglerische und private Herausforderungen“, sagt Susann Beucke. Während Tina Lutz, die im Sommer heiratet und inzwischen berufstätig ist, sich aus dem aktiven Spitzensport herausgezogen hat, strebt ihre Vorschoterin eine Offshore-Kampagne an.
95 Prozent seglerischer Neustart auf dem Figaro
Hochgestecktes Ziel: Als vermutlich erste deutsche Frau am übernächsten Vendée Globe Race teilzunehmen, das im Herbst 2028 gestartet wird. Um ihre Solo- und Offshore-Fähigkeiten stetig zu trainieren, pendelt sie bereits zwischen der Bretagne, wo sie auf einer Figaro-Yacht trainiert, und ihrer deutschen Heimat. „Ich lerne Französisch, um in den Testzentren in der Bretagne noch besser Fuß zu fassen und habe mir zudem einen privaten Trainer geleistet, um einhand an Bord schnell Fortschritte zu machen“, sagt sie. „Von dem, was ich beim olympischen Segeln gelernt habe, konnte ich alleine an Bord anfangs nur rund fünf Prozent anwenden.“
Saisonhöhepunkt 2022 ist die Teilnahme an der prestigeträchtigen Soloregatta Solitaire du Figaro im August, bei der sie als erste deutsche Frau an den Start gehen wird. Das Boot, auf dem sie die kommenden zwei Jahre trainieren wird, ist gechartert und steht ihr ausschließlich zur Verfügung. Nach einigen (Lehr-)jahren in der Figaro-Klasse plant sie über die nächstgrößere Class 40 weiter im Kreis der internationalen professionellen Seglerinnen und Segler Fuß zu fassen, die sich auf eine Teilnahme am Weltrennen Vendée Globe vorbereiten.
“This Race is female” – als erste Deutsche zur Vendée Globe
„Als Vorbereitungsklasse für die Imoca gibt es den Mini, die Figaro oder die Class 40“, erklärt sie. „Die Minis waren mir ein wenig zu klein, bei der Class 40 ist alles noch ein Stück zu schwer und zu groß, so ist meine Wahl für den Einstieg in das Offshore-Segeln auf die hochambitioniert gesegelte Figaro-Klasse gefallen.“ Zudem gefallen der Leistungssportlerin, die durch ihre olympischen Kampagnen ein extrem strukturiertes Trainings- und Arbeitspensum gewohnt ist, die festen Trainingszeiten und -gruppen der Figaro-Klasse.
Ihre erste Soloregatta bestritt sie im Februar bei entsprechend niedrigen Temperaturen und unwirtlichen Bedingungen. Seitdem bekommt die 30-Jährige von vielen Seiten, insbesondere jungen Frauen, viel Aufmerksamkeit und Respekt. „Mit meiner Kampagne unter dem Claim ‚This race is female“ möchte ich Frauen und jungen Mädchen Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen, Träume zu verwirklichen und den Mut zu haben, Dinge zu schaffen, die vorher unmöglich erschienen“, sagt Beucke. Die Finanzierung ihrer ehrgeizige Segelpläne ist für die nächsten Jahre gesichert, auf der Kieler Woche wird ihr neuer Sponsoringpartner vorgestellt.