Die deutsche Hochseesegelszene traf sich am Wochenende vor der ersten Regatta der Saison 2022 auf der Kieler Förde, um den Winterstaub abzuschütteln und sich auf die sportlichen Herausforderungen der kommenden Monate vorzubereiten. Sechzehn Crews verzeichneten nach zwei Trainingstagen eine beachtliche Lernkurve und fühlen sich nun fit für die MaiOr-Regatten am ersten Maiwochenende.
Die Bedingungen auf der Förde hätten nicht besser sein können. Entspannte zehn bis 12 Knoten am Samstag machten den Crews den Wiedereinstieg in den Segelsport leicht, am Sonntag nahm der Wind deutlich zu, sodass bei den Manövern, insbesondere beim Setzen und Bergen der Spinnaker, keine Fehler mehr passieren sollten.
Unter der Anleitung des erfolgreichen Trainerteams um Bertil Balser, Vorsitzender der Regattavereinigung Seesegeln (RVS), Sebastian Block (North Sails) und Stefan Matschuk, Geschäftsführer North Sails und erfolgreicher Offshore-Segler, wurden vor allem viele Starts geübt.
Auswertung per Drohne
„Bei den Trainings auf dem Wasser wurden wir aus der Luft von einer Drohne gefilmt“, erzählt Johannes Christophers, DSV-Abteilungsleiter für Technik und Seeregatten, der selbst mit seiner Archambault 35 „Fliege 3“ an dem Go4Speed Seminar teilnahm. „Diese Videos haben wir dann abends ausgewertet und besprochen. So haben wir schnell sehen können, wo wir uns noch verbessern können und fühlen uns mit diesem Trainingserfolg fit für die kommenden Regatten.“
Das intensive Trainingswochenende nutze auch die neu zusammengestellte Frauencrew des Hamburger Segel-Club (HSC), die auf der X-332 „RubiX“ des Vereins ab diesem Jahr in der deutschen ORC-Szene mitmischen wird. „Das Go4Speed-Training war für uns eine ideale Saisonvorbereitung, bevor wir uns bei der MaiOr am Wochenende zum ersten Mal der Konkurrenz stellen müssen“, sagt Eshana Müller, eine der vier Skipperinnen der „RubiX“. „Unser Crewpool umfasst rund 25 Seglerinnen, bei den Regatten sind wir mit einer achtköpfigen Crew am Start. Für uns war Go4Speed ein wichtiges Training, um das Segeln im Feld zu üben. Das Praxisseminar hat uns die Möglichkeit gegeben, das Schiff und die Crew unter Regattabedingungen kennenzulernen.“
Neben vielen Start- und Manöverübungen hatten die Teams auch Gelegenheit, an beiden Tagen in Kurzwettfahrten ihre Performance unter Rennbedingungen zu testen. „Dass wir für dieses Training mit Eckart Reinke und seinem Team einen der erfahrensten Wettfahrtleiter des Kieler Yacht-Club gewinnen konnten, unterstreicht noch einmal das hohe Niveau des Trainingswochenendes“, sagt Johannes Christophers.
Spinnweben des Winters abgeschüttelt
Nicht neu in der Szene, aber mit einem neuen Schiff am Start war auch Max Habeck, Skipper der J/112E „Aquaplay“. Seit 2019 nahm er mit einer Diva 34SC an den Inshore-Regatten der RVS mit, nun locken mit dem etwas größeren Schiff die Offshore-Regatten vor der deutschen Nord- und Ostseeküste. „Das Training war für uns eine gute Möglichkeit die letzten Spinnweben des Winters abzuschütteln und mit sehr viel Motivation in die Saison zu starten“, sagt Max Habeck. „Nach der MaiOr stehen für uns die Regattawochen in Kiel, Travemünde und Warnemünde auf dem Programm. Ich bin gespannt, wie wir uns nach diesem intensiven Training auf der Bahn gegen die anderen Crews behaupten.“
Für einen starken GER-Auftritt bei der ORC-WM 2023
Das gemeinsame Training auf der Kieler Förde, bei dem die Crews auch die Gelegenheit nutzten auf dem Wasser anzugleichen und ihr Speed-Potenzial auszutesten, ist nur ein Teil zahlreicher von DSV und RVS organisierter Trainingsmöglichkeiten für die deutsche Bigboat-Szene. „Je mehr auf der Kieler Förde trainiert wird, umso besser“, sagt Johannes Christophers. „Dann können unsere Teams bei der ORC Weltmeisterschaft vor Kiel 2023 alle Heimvorteile ausspielen und weit vorne auf den Ergebnislisten stehen.“