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24. Kieler-Woche-Sieg für Wolfgang Hunger, 12. für Heiko Kröger

Strahlendes Spätsommerwetter bescherte den Seglerinnen und Segler im ersten Teil der Regattawoche weniger Wind als erhofft. Nur an den ersten beiden Tagen konnten die Rennen der acht verschiedenen Klassen auf der Kieler Förde gestartet werden, danach war es zu flau. Am Welcome Race nahmen im Rahmen der DSV-Aktion „Be Part of the crew“ zahlreiche junge Seglerinnen und Segler teil.

„Sonne frisst Wind“ lautet eine alte Seglerweisheit. Und so war es auch zwei Tage lang in Kiel: Mildes Spätsommerlicht tauchte den Olympiahafen in Schilksee in goldenes Licht, während die rot-weiße Flagge unmissverständlich das Zeichen zur Startverschiebung markierte. Bei Temperaturen über 20 Grad und 17 Grad Wassertemperatur entstand auch keine thermische Brise. So blieben in den acht verschiedenen Bootsklassen die Führenden nach dem recht windigen zweiten Wettfahrttag auch die finalen Siegerinnen und Sieger. Darunter sind bekannte Namen und ausgewiesene „Altmeister“, die sich über einen weiteren Sieg bei der größten Regattawoche der Welt freuen konnten.

Wolfgang Hunger feiert 24. Kieler Woche Sieg

Wolfgang Hunger, Rekordmeister der Kieler Woche, kann sich über seinen 24. Sieg bei der Regatta freuen und hat nun die Rekordmarke noch weiter nach oben gekitzelt. Zusammen mit seinem Vorschoter Holger Jess stand der 505er Segler zum zehnten Mal bei der Kieler Woche ganz oben auf dem Treppchen. Mangels Wind konnten bei den „Pfeifen“ nur fünf Rennen gesegelt werden.

Vorschoter Holger Jess und Steuermann Wolfgang Hunger waren vor Kiel nicht zu schlagen. Foto: Sascha Klahn

In der paralympischen Bootsklasse 2.4mR, in der Seglerinnen und Segler mit und ohne Handicap auf extrem hohen Niveau gegeneinander antreten, siegte mit Heiko Kröger einer der erfolgreichsten deutschen Segler. Der paralympische Segelbotschafter segelte mit einem geliehenen Boot souverän zum Gesamtsieg und freute sich über seinen 12. Titelgewinn bei einer Kieler Woche.

Heiko Kröger segelte im der 2.4 mR vorneweg. Foto: Sascha Klahn

German Sailing Team-Nachwuchs dominiert 420er-Klasse

Im 420er, wo ebenfalls nur fünf Wettfahrten gesegelt werden konnten, siegten Lilli Zellmer und Franziska Steinlein (Seglerverein Rahnsdorf/Bayerischer Yachtclub) vor dem punktgleichen Duo Florian Krauss (Yacht-Club Seeshaupt/Chiemsee Yacht-Club). Damit haben sich beide Teams aus der DSV Jugend-Nationalmannschaft für die Youth World Championship qualifiziert, die im Dezember im Oman stattfindet.

Lilli Zellmer und Franziska Steinlein gewannen die Kieler Woche im 420er, Foto: Sascha Klahn

 

 

 

 

 

Florian Krauss und Jannis Sümmchen kamen punktgleich auf Rang zwei. Foto: Christian Beeck

Batbold Gruner wiederholt Vorjahres-Erfolg im ILCA 4

In der ILCA-4-Klasse stand wie bereits im Vorjahr der siebzehnjährige Batbold Gruner vom Zwischenahner Segel-Klub ganz oben auf dem Podest und feierte zugleich den Abschluss seiner Laserkarriere. Er steigt nun in die Waszp um und wird mit dem schnelle Foiler im nächsten Jahr wieder vor Kiel dabei sein.

Souverän entschied Batbold Grunder die Kieler Woche im ILCA 4 für sich. Foto: Sascha Klahn

In der ehemals olympischen Klasse Europe siegte der Schwede Sebastian Knaack, beste deutsche Teilnehmerin war Tania Tammling von der Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne. Bei den OK-Jollen stand der Däne Bo Petersen vor André Budzien vom Schweriner Yacht-Club ganz oben auf dem Treppchen. Ebenfalls nach Dänemark gehen die Kieler Woche Pokale 2021 in der Contender-Klasse. Hier setzte sich Søren Dulong durch, bester deutscher Teilnehmer Alexander Gröhlich vom Segler-Verein Grossenheidorn, der auf den dritten Platz kam.

Mangels Wind war für die schnellen, foilenden Waszp bei ihrer Premiere auf der Kieler Woche nur ein Wettfahrttag möglich. Am Sonntag – bei strahlendem Sonnenschein und einer kräftigen Brise von rund 12 Knoten – wurden fünf Rennen in einem kleinen, hochkompetitiven Feld gesegelt. Die nicht-olympische neue Klasse zeichnet sich neben ihren beeindruckenden schnellen Segeleigenschaften vor allem dadurch aus, dass Seglerinnen und Segler gegeneinander antreten können. Mit einem Punkt Vorsprung konnte sich im Feld der „fliegenden Boote“ die Norwegerin Mathilde B. Robertstad gegen Lokalmatador Adrien-Paul Farien vom Kieler Yacht-Club durchsetzen.

Waszp, GER 3020, Adrien-Paul FARIEN, www.segel-bilder.de

„Be Part of the crew“ großer Erfolg

Lara Sträßner (auf dem Foto ganz links) fühlte sich wohl an Bord der “Lore”. Foto: privat

Mit Unterstützung des DSV war der deutsche Segler*innen-Nachwuchs auch auf den großen Yachten unterwegs. „Be Part of the crew“ heißt das vom DSV und der Regattavereinigung Seesegeln initiierte Projekt, bei dem junge Seglerinnen und Segler die Crews der Regattayachten verstärken. Statt auf dem 29er segelte die 17-Jährige Duisburgerin Lara Sträßner das Welcome Race der Kieler Woche auf der Jeanneau 38 „Lore“ von Christian Rocholl. „Lara war sehr selbständig und hat super mit angepackt“, zeigte sich Skipper Christian Rocholl zufrieden. „Als aktive Jollenseglerin hat sie sich schnell zurechtgefunden. Wir würden uns freuen, wenn sie häufiger bei uns mitsegelt.“ An der Aktion würden Rocholl und Crew auch ein weiteres Mal teilnehmen.

“Bevor ich zur Kieler Woche kam, war ich schon ein bisschen aufgeregt”, sagte Lara Sträßner, die nach dem Wochenende auf dem Dickschiff eine sehr positive Bilanz zieht. “Es ist anders als auf dem 29er, weil überall mehr Kraft dahintersteckt”, so die Schülerin; “beeindruckend, wie viel Kräfte wirken müssen, damit sich so ein großes Schiff bewegt. Und es war auch spannend zu sehen, wie ein großes Team zusammenarbeitet. Die Aufgaben sind viel kleinteiliger verteilt. Es ist schon eine andere Art des Segelns.” Bei einer Wiederholung der “Be Part of The Crew”-Aktion wäre die Duisburgerin gerne wieder dabei: “Ich finde es sehr gut, dass es dieses Projekt gibt und ich habe jetzt  auf jeden Fall neue Kontakte in die Offshore-Szene.”

„Wir haben von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern nur positives, sehr herzliches Feedback bekommen“, sagt Johannes Christophers, Leiter Technik und Seeregatten des DSV. „Alle haben sofort an Bord mitmachen können und waren vollwertiger Teil der Crew, einer der Segler ist gleich shanghaied worden und hat den darauffolgenden Kiel-Cup auch mitgesegelt.“ Christophers betont, dass das Projekt „Be Part of the crew“ auf jeden Fall wiederholt werden soll und dann wieder junge Seglerinnen und Segler die Gelegenheit haben, Jolle gegen Rennyacht zu tauschen.

Welcome Race begeistert Zuschauer

Rund 250 Yachten gingen am ersten Wochenende der Kieler Woche bei strahlendem Sonnenschein in 15 Starts auf den Regattakurs, dabei teilte sich das Feld in die Teilnehmer der traditionellen Regatta nach Eckernförde, die Teilnehmer des Welcome-Race und die gemeldeten Yachten für den nach ORC-ausgetragenen Kiel-Cup. Zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer an den Stränden und auf den begleitenden Schiffen genossen den Anblick der vielen verschieden großen Yachten auf der Förde.

Die Crew der “halbtrocken 4.5” beim leichtwindigen Welcome Race. Foto: Sascha Klahn

Bisher keinen Rennen bei der Starboot-WM

Bis zur Wochenmitte konnten die Starboot-Teams, die noch bis zum 11. September im Rahmen der Kieler Woche ihre Weltmeisterschaft austragen, keine einzige Wettfahrt beenden. Das Wetter in Kiel bleibt auch für den Rest der Woche spätsommerlich, warm und trocken – mit leichteren, aber stetigeren Winden als in den ersten Tagen der Regattawoche.

Deutsche Olympioniken ausgezeichnet

Nach der offiziellen Eröffnung der Kieler Woche am Samstag wurden beim DSV die deutschen Seglerinnen und Segler der Olympischen Spiele in Tokio mit einem Empfang geehrt. „Mit zwei Silber- und einer Bronzemedaillen sowie zwei weiteren Top-Ten-Platzierungen waren die Athletinnen und Athleten des German Sailing Team so erfolgreich wie seit dem Jahr 2000 nicht“, freut sich DSV-Präsidentin Mona Küppers. „Diese Spitzenleistung konnte nur durch jahrelanges, zielgerichtetes Training und viel Unterstützung erreicht werden. Für viele junge Seglerinnen und Segler, die hier auf der Kieler Woche zum ersten Mal Erfahrungen in großen Feldern machen, sind unsere erfolgreichen Olympioniken Vorbilder und Ansporn.“

Der erste Teil der Woche ging mit einem großen Feuerwerk zu Ende. Der Mittwoch wird für die Ab- und Anreise genutzt, danach geht es im zweiten Teil der Kieler Woche weiter mit den Rennen der
29er, die ihren Euro Cup segeln, ILCA 6 (Männer), iQFoil M/W, ILCA 6, J/24 und J/70. Ohne Pausentag segeln die Starboot-Crews um die Weltmeisterschaft. Am Wochenende segeln die großen Yachten um das „Silberne Band“.