Nach einer extrem spannenden, nervenaufreibenden zweiten Etappe von Cascais nach Alicante jubelt die Crew der Imoca 60 „Einstein“ mit Skipper Robert Stanjek über einen verdienten zweiten Platz. Im Gesamtranking liegen sie nun zusammen mit den Teams von „LinkedOut“ und „11th Hour Racing“ punktgleich an der Spitze des Feldes.
Beim erstmals ausgetragenen The Ocean Race Europehat sich das Offshore Team Germany nach zwei von drei Etappen und einem Coastal Race im Feld der insgesamt fünf teilnehmenden Imoca-Rennyachten den Respekt der internationalen Offshore-Szene erarbeitet. Als einzige Yacht ohne Foils waren im Vorfeld des Rennens die Chancen für eine gute Positionierung des Teams nicht sehr hoch eingeschätzt worden. Doch nun zeigt sich, dass besonders bei den leichten Winden im Mittelmeer die „Einstein“ mit einer guten Taktik und sauber ausgeführten Manövern punkten kann.
Schwierige Bedingungen in der Straße von Gibraltar
Nach dem Start zur zweiten Etappe in Cascais ging es für die Rennyachten vor dem Wind auf Kurs gen Süden, vorbei am Kap San Vincente Richtung Gibraltar. Kaum war die Meerenge passiert und das Mittelmeer erreicht, wurden die Segler mit einer harten Welle und kräftigem Wind mit bis zu 40 Knoten von vorne konfrontiert.
Kollision mit einem Hai
Für die Crew der „Einstein“ lief die Etappe nicht schadensfrei. „In der Straße von Gibraltar hatten wir starken Gegenwind und mussten dem ständigen Gegenverkehr ausweichen“, berichtet Grinder Philip Kasüske. „Unglücklicherweise sind wir auch noch gegen einen – wir glauben – sehr großen Hai geprallt.“ Die Kollision beschädigte das Steuerbord-Schwert, das nach hinten schlug und einen Schaden in der Schwertkastenführung verursachte. In Alicante wird das Team nun versuchen, das Problem zu beheben.
Nach Autopilot-Ausfall: Steuern Tag und Nacht
Das Ramming mit dem großen Meeresbewohner war nicht das einzige technische Problem, mit dem die Crew der „Einstein“ auf der zweiten Etappe des Rennens zu kämpfen hatte. „Wir haben bei den heftigen Bedingungen in der Straße von Gibraltar unsere Wind-Sensoren verloren, so dass wir keinerlei Winddaten mehr zur Verfügung hatten“, berichtet Skipper Robert Stanjek. Das hatte die unschöne Folge, dass die Crew den Autopiloten nicht mehr einsetzen konnte und die Yacht Tag und Nacht selbst steuern musste. Die einzigen Daten, die noch empfangen wurden, war die Bootsgeschwindigkeit.
Spannung bis zur Ziellinie
Die letzten Seemeilen zum Etappenhafen Alicante wurden – ebenso wie der Zieleinlauf vor Cascais Ende Mai – noch einmal zum echten Nervenkrieg. Bei schwachem Wind zeichnete sich schnell ab, dass die Crew der „LinkedOut“ uneinholbar dem ersten Etappensieg entgegensteuerte. Kurz dahinter lieferten sich „Bureau Vallée“, „11th Hour Racing“ und „Einstein“ ein packendes Rennen, bei dem dieses Mal die weiße Yacht des Offshore Team Germany den Bug vorne hatte und als zweites Schiff die Ziellinie überquerte.
Mit diesem zweiten Podiumsplatz nach einem überraschenden Sieg beim 40 Meilen langen Coastal Race Mirpuri Foundation Sailing Trophy hat das Team der „Einstein“ gezeigt, dass die nicht-foilende Yacht durchaus das Potenzial hat, bei einem solchen Rennen mit der jüngsten Generation der Imoca-Yachten mitzuhalten.
Während die foilenden Yachten der „Einstein“ auf ihrem Paradekurs vor dem Wind noch davonfuhren, zeigte Skipper Robert Stanjek beim spitz zulaufenden Kurs auf die erste Tonne, dass die „Einstein“ mit ihren geraden Schwertern einen besseren Winkel zum Wind segeln kann als die Konkurrenz. „Wir konnten endlich zeigen, was wir können“, sagte ein überglücklicher Teammanager Jens Kuphal nach dem Sieg bei der Mirpuri Foundation Sailing Trophy. „Auf dem Reachkurs nach dem Start hat sich gezeigt, welch unterschiedliches Potenzial die Boote der verschiedenen Generationen haben. Aber als es dann auf die klassischen Vorm-Wind- und Am-Wind-Kurse ging, haben Robert und die Crew gezeigt, was sie können. Diesen Erfolg haben sich die Crew und das gesamte Team so sehr verdient.“
Dritte Etappe führt nach Genua
Am Sonnabend, 13. Juni, startet um 13 Uhr Ortszeit die dritte und letzte Etappe des Rennens ins italienische Genua. Dort findet am 19. Juni ein abschließendes Coastal Race statt, bei dem die siegreiche Crew noch einmal maximal drei Bonuspunkte für das Gesamtranking mitnehmen kann. Die erste Etappe des Rennens vom französischen Lorient nach Cascais endete bereits mit einem sehr engen Zieleinlauf, bei dem sich erst wenige Meilen vor dem Ziel entschied, dass die Crew der „Einstein“ nur den unglücklichen vierten Platz erreichte.
Der DSV unterstützt das Offshore Team Germany als ideeller Partner und drückt der gesamten Crew der „Einstein“ die Daumen für einen weiter so erfolgreichen Rennverlauf.
Hier können Sie das Rennen verfolgen