Nach seinem Erfolg bei der Vendée Globe 2021 hat Profisegler Boris Herrmann keinen Tag verstreichen lassen und mit seinem Team an der Fortführung der Malizia-Kampagne gearbeitet. Bei einer Online-Pressekonferenz präsentierte er nun nicht nur seine Pläne für eine neue Rennyacht, sondern stellte auch einen ehrgeizigen seglerischen Fünfjahresplan vor, der die beiden wichtigsten Weltrennen The Ocean Race und Vendée Globe beinhaltet.
Wer den Meeting-Raum der Online-Pressekonferenz betrat, zu dem Boris Hermann und Team eingeladen hatten, merkte gleich, dass sich von seinem Start bei der Vendée Globe im November 2020 bis zu seinem erfolgreichen Zieleinlauf Ende Januar 2021 die nationale und internationale Wahrnehmung für den Shooting-Star des deutschen Offshore-Segelns geändert hat.
Waren es vor dem Start zur Vendée Globe knapp 20 deutsche Segelsportfachjournalisten, die sich via Zoom zuschalteten, um von Skipper Boris Herrmann selbst die letzten Vorbereitungen zum Rennen seines Lebens zu hören, waren es nun bei der Pressekonferenz fast 80 internationale Journalistinnen und Journalisten, die sich live über die Neubau- und Regattapläne von Boris Herrmann und seinem Racing Team informieren wollten.
Boris Herrmanns neue Rennyacht wird von VPLP konstruiert
Was Herrmann und seine Mannschaft sich für die kommenden fünf Jahre vorgenommen haben, ist ein Meilenstein für das deutsche Offshore-Segeln. Seine bisherige Yacht wurde an Vendée Globe-Teilnehmer Romain Attanasio verkauft, nun entsteht nach den Plänen der renommierten französischen Designer von VPLP eine neue Yacht, die bei Multiplast im französischen Vannes gebaut wird. Bei der Entwicklung der neuen Yacht waren Boris Herrmann und sein Team, vor allem Co-Skipper Will Harris und Datenanalyst Ryan Breymaier, eng eingebunden.
„Vor allem an der Bugsektion haben wir viel gearbeitet, die neue Yacht soll beim Eintauchen in die Wellen nicht mehr abbremsen“, erklärt Boris Herrmann. „Nun ähnelt der Bug ein wenig einer Banane. Als meine Frau Birte das Design zum ersten Mal sah, meinte sie, unsere fast einjährige Tochter könne so etwas auch zeichnen.“
Stapellauf der neuen „Seaexplorer“ im Sommer 2022
Die neue Yacht, deren Stapellauf für Sommer 2022 geplant ist, ist das erste Schiff, das speziell für die beiden Weltrennen gebaut wird. Zwei Rennen mit einem immensen Ruhm, die sehr konträr zueinander sind. Beim The Ocean Race (ehemals Volvo Ocean Race) geht es in mehreren Etappen mit einer vierköpfigen Crew einmal um die Welt, beim Vendée Globe gilt es, den Globus non-stop allein so schnell wie möglich zu umrunden.
Bei der nächsten Auflage des The Ocean Race feiern die eigentlich für Solosegler oder Doublehanded-Crews entwickelten Imoca-Rennyachten ihre Premiere bei diesem Rennformat. „Das The Ocean Race startet im Oktober 2022 in Alicante und wir werden mit einer vierköpfigen Mixed-Crew dabei sein“, sagte Boris Herrmann. „Ich werde einige Etappen des Weltrennens als Skipper dabei sein, muss aber nicht zwangsläufig das gesamte Rennen an Bord sein.“
Erfahrungen im Southern Ocean sammeln
Ist das The Ocean Race erfolgreich geschafft, folgt im Rennplan die erneute Teilnahme an der Vendée Globe 2024/25. Dazwischen sind weitere 18 Regatten in 15 verschiedenen Ländern geplant. „Beim The Ocean Race werden wir wertvolle Erfahrungen im Southern Ocean sammeln, die mir dann wieder für die Vendée Globe helfen werden“, sagt Boris Herrmann.
Mit diesem ehrgeizigen Plan und dem Neubau einer konkurrenzfähigen Yacht hat Boris Herrmann geschafft, was deutsche Offshore-Segler seit Jahrzehnten versucht haben: Eine längerfristige Kampagne mit Hilfe von starken Partnern über Jahre zu finanzieren. Heimathafen der neuen Yacht, die unter dem Stander des Yacht Club de Monaco fahren wird, ist Hamburg.
Realisieren sich alle ehrgeizigen Pläne, werden bei der nächsten Auflage des The Ocean Race zwei Teams mit deutschen Skippern am Start sein: Neben der nun vorgestellten Kampagne von Boris Herrmann steht auch das Offshore Team Germany auf der Meldeliste. 20 Jahre nach dem fabelhaften Sieg der deutschen Rennyacht „Illbruck“ ist Deutschland damit zurück bei diesem prestigeträchtigen Weltrennen.
Jugendtraum “Ocean Race”
„Ich erinnere mich daran, wie das deutsche „Illbruck“ Team das Volvo Ocean Race 2002 in Kiel gewann und ich davon träumte, eines Tages selbst an diesem Wettkampf teilzunehmen“, sagt Boris Herrmann. „Jetzt haben wir die Chance, als Team um die Welt zu segeln. Wie werden diese Möglichkeit nutzen, um das Boot für die Vendée Globe 2024 zu testen und weiterzuentwickeln.“
Der DSV unterstützt beide Teams als ideeller Partner.