Claus Otto Hansen und Hajo Andresen waren fast 50 Jahre lang fester Bestandteil der Flensburger Fördewoche. Mit dem Startschiff „Alpha Tauri“ gehörten sie zu den Dickschiffregatten des FSC wie Ochseninseln, Schwiegermutter und Party in Bootshalle.
Soll man wirklich aufhören, wenn es am schönsten ist? Rechtzeitig Platz für (jüngere) Nachfolger machen? Für Claus Otto Hansen (67) und Hajo Andresen (72) stand bereits seit zwei Jahren fest, dass sie sich Ende der Saison 2019 aus der aktiven Wettfahrtleitung für die Regatten „ihres“ Flensburger Segel Club (FSC) zurückziehen werden. Doch es ist ein Abschied auf Raten: Die offizielle Verabschiedung findet erst nach dem Finale der Segel-Bundesliga am 21. Oktober statt. Vorher leitet das eingespielte Duo noch die Anfang Oktober stattfindenden Deutschen Meisterschaften der olympischen Laser- und Finn-Dinghi-Klasse. So waren die Seesegler, die im Rahmen der 109. Flensburger Fördewoche nach Glücksburg kamen, die ersten, die sich von den seit Jahrzehnten aktiven Wettfahrtleitern gebührend verabschiedeten.
Bei schönstem Spätsommerwetter wurden beide mit einem dreifachen „Hipp Hipp Hurra“ und Standing Ovations im Festzelt neben dem Clubhaus noch einmal ausgiebig gefeiert. Sven Christensen, dessen Crew vor der letzten Wettfahrt dem Duo auf dem Startschiff „Alpha Tauri“ je ein Flasche Sherry überreichte, sagte bei der Siegerehrung stellvertretend für die vielen teilnehmenden Seesegler: „Ihr habt es uns mit eurem ehrenamtlichen Job erst ermöglicht, dass wir Segler unserem Hobby nachgehen können.“
Und Oliver Berking, Werftchef von „Robbe & Berking Classic“ ergänzte: „Mit euch haben wir 20 Sterling Cups und die Zwölfer Welt- und Europameisterschaft durchgeführt. Ihr seid, zusammen mit Susanne Nielsen aus dem Wettfahrtbüro, die Patenonkel und Patentante meiner Unternehmungen. Und das liegt daran, dass sich alle Segler hier immer wohl gefühlt haben.“
Die berühmten „Bänder“ der traditionsreichen Regatta gingen dieses Jahr an die Crew der X-41 „Sydbank“ von Torsten Bastiansen und Sven Christensen (FSC) für das schnellste auf der Förde beheimatete Schiff und die Brenta 60 „Almost Nothing“ von Steffen Müller (Burger Segelvereinigung) für die schnellste auswärtige Yacht.
Bei der parallel ausgetragenen German Open der J/80-Klasse gewann Arne Wilcken vom Schilkseer Yacht Club (SYC), der Pokal für den ersten Platz bei den X-79 ging nach Dänemark an Niels Bank und seine Crew, auf den zweiten Platz kam Frederic Kühlwetter vom gastgebenden FSC.
Alle Ergebnisse und Bahnen der einzelnen Klassen im Überblick gibt es hier
“Der nächsten Generation den nötigen Raum geben”
Im Kurzinterview erzählen Claus Otto Hansen und Hajo Andresen, was sie dazu bewogen hat, nun aufzuhören und warum sie auf jeden Fall dem Segelsport treu bleiben:
Nach fast 50 Jahren zieht ihr euch dem Wettfahrtleiterteam des FSC zurück. Wie kommt es, dass ihr euch entschieden habt, gemeinsam Ende der Saison 2019 aufzuhören?
Hajo Andresen: Es war an der Zeit, diesen verantwortungsvollen Posten an Jüngere zu übergeben. Wir wollten nicht in einigen Jahren sanft von unseren Plätzen weggeschoben werden, wissen aber auch, dass man nur Nachwuchs findet, wenn man sich selbst zurückzieht und der nächsten Generation den nötigen Raum gibt, selbst Verantwortung zu übernehmen und eigenständig zu handeln.
Gibt es eine Ausnahme von eurem Abschied aus der aktiven Regattaleitung?
Hajo Andresen: Wir lassen weder unseren FSC noch den Segelsport hängen! Und auch die „Alpha Tauri“ wird immer noch im Dienst sein und – wenn gewünscht – auch die Kieler Woche unterstützen.
Claus Otto Hansen: Oliver Berking hat uns gebeten, den Sterling Cup im kommenden Jahr zu leiten, das machen wir sehr gerne.
Wie ist es euch gelungen, Nachfolger für diese ehrenamtlichen, zeitintensiven Posten zu finden?
Claus Otto Hansen: Manchmal muss man zum richtigen Zeitpunkt das richtige Gespräch führen. Als Daniela Huber, erfahrene Drachenseglerin vom Norddeutschen Regatta Verein, neu in unseren FSC kam, erzählte sie, dass sie schon mehrfach die Wettfahrtleitung unterstützt habe und sich in diesem Bereich gerne weiter engagieren möchte. Den Ball haben wir sehr gerne aufgenommen und mit ihr zusammen einen guten Übergang geschaffen. Sie ist dabei, sich ein Team von vier Personen zusammen zu stellen, mit denen gemeinsam die hohe Qualität der Regatten im FSC auch weiterhin gewährleistet ist.
Was hat sich in den vergangenen 50 Jahren bei der Fördewoche verändert?
Hajo Andresen: Da kann man fast fragen, was hat sich in den vergangenen Jahren im Segelsport verändert? Viel, sehr viel, vor allem die Konstruktion der Schiffe, ihre Größe, die Technik und die Vermessungsformel. Vor allem aber hatten wir früher deutlich größere Felder am Start. Eigentlich fühlte sich jeder, der hier oder in einem der anderen Vereine sein Schiff liegen hatte verpflichtet, an der Regatta teilzunehmen. Dazu kam das Admiral’s Fieber in Deutschland, das viele Freizeitsegler mit dem ‚Regattavirus‘ infizierte.
Wie kann es künftig gelingen, wieder an die großen Meldezahlen in den 70er, 80er und 90er Jahren anzuknüpfen?
Hajo Andresen: Die deutschen Vereine und Seesegler müssen umdenken, wir müssen die Vielzahl der Eigner regattafähiger Schiffe wieder motivieren, an Regatten teilzunehmen. Es müssen keine großen Crews sein, die eine kostenintensive Rennyacht bewegen, es können auch deutlich kleinere Familiencrews sein, denen es Spaß macht, sich mit anderen Seglern bei einer Regatta über eine Nacht zu messen. Die Freude am gemeinsamen Segeln kommt von alleine, und so stellt sich wieder die Selbstverständlichkeit ein, mindestens bei den Regatten des eigenen Vereins dabei zu sein.
Was werdet ihr mit eurer neu gewonnenen Freizeit tun?
Claus Otto Hansen: Im DSV-Präsidium bin ich für den Bereich Finanzen verantwortlich, das ist auch in den nächsten Jahren sehr viel Arbeit.
Hajo Andresen: Ich werde mit meinem Drachen zumindest an den Mittwochsregatten des FSC teilnehmen, zudem habe ich auch noch die Alpha Tauri.