Wenn man von sieben Rennen fünf gewinnt und beim Gesamtergebnis einen dritten Platz als Streicher nimmt, hat man eindrucksvoll gezeigt, was man kann. So deutlich war der Sieg der Crew der „Sportsfreund“ mit Skipper und Eigner Axel Seehafer bei der ORC-EM im schwedischen Oxelösund.
Neben der Crew der „Sportsfreund“ an Nummer 1 waren auch die anderen beiden Podiumsplätze von deutschen Crews besetzt. Der zweite Platz ging an Jens Kuphal und sein Team auf der Landmark 43 „Intermezzo“, auf den dritten Platz kam die zweite deutsche X-41 „Halbtrocken 4.0“, gesegelt von Michael Berghorn und seiner erfahrenen Crew.
In der mit nur acht Meldungen schwach besetzten Klasse ORC A der großen Yachten siegte die dänische Swan 45 SD „Tarok VII“ von Erik Berth. Das deutsche Team mit Skipper Ralf Lässig auf der XP-44 „Xenia“ verpasste den Bronzerang nur knapp und musste den dritten Platz auf dem Podium bei Punktgleichheit dem polnischen Team der Soto 40 „Scamp Twenty Seven“ überlassen.
In der Gruppe C der kleinsten Yachten, die mit 37 Startern ein großes Teilnehmerfeld aufwies, ging der Titel nach Estland an die J/112 E „Matilda“. Das deutsche Team der Italia 9.98 „Immac Fram“ um Steuermann Kai Mares kam auf den sechsten, die von Max Augustin gesteuerte Farr 30 „H.E.A.T.“ auf den siebten Platz.
Axel Seehafer im Kurzinterview
Der DSV erreichte Axel Seehafer, Eigner der X-41 „Sportsfreund“ telefonisch an Bord seiner Yacht auf Fehmarn und hatte Gelegenheit, ein kurzes Interview mit dem frisch gebackenen Europameister zu führen:
DSV: Wie kommt es zu der starken deutschen Dominanz in Klasse B?
Seehafer: Wir haben viel zusammen trainiert, haben versucht alle großen ORC-Events mitzusegeln und sind zusammen immer besser geworden. Bei der Europameisterschaft waren wir vom ersten Rennen an gut und vor unserer starken deutschen Konkurrenz. Am Anfang haben wir noch gedacht, dass wir einfach Glück hatten, doch wir konnten in jedem Rennen wieder eine sehr gute Leistung abrufen. Am Ende konnten wir sogar einen dritten Platz als Streicher nehmen.
DSV: Mit den Schwesterschiffen „Sportsfreund“, „Halbtrocken“ und „Sydbank“ sind drei X-41 im deutschen ORC II Klassement erfolgreich vertreten. Was macht die X-41 so beliebt?
Seehafer: Das Schiff hat die perfekte Größe, lässt sich sportlich segeln, ist unter ORC erfolgreich und dennoch geeignet für eine Tour. Mit drei identischen Schwesternschiffen bringt es viel Spaß, gemeinsam die Saison zu bestreiten, zu trainieren und anzugleichen. Wenn wir zusammen auf einer Bahn sind, ist es, als würden wir eine Einheitsklasse segeln – wer vorne ist, hat gewonnen.
DSV: Inwieweit ist euer Erfolg auch auf eine feste Stammcrew zurückzuführen?
Seehafer: Teil unseres Erfolges ist unser großer Crewpool von aktuell 17 Seglern, so dass wir Vakanzen schnell ausgleichen können, weil manche Positionen doppelt besetzt sind. Als ich an der MaiOR selbst nicht teilnehmen konnte, hat Gordon Nickel das Steuer übernommen und prompt gewonnen. Alle verstehen sich untereinander gut, es sind sehr erfahrene, versierte Segler und alle sind sehr motiviert.
DSV: Wie viel trainiert bzw. segelt ihr in der Saison zusammen?
Seehafer: Das Schiff, die X-41, war für uns dieses Jahr auch Neuland, wir haben es erst im Januar gekauft. In den Jahren zuvor war die 2008 fertiggestellte Yacht vor allem als Tourenschiff gefahren wurden. Unser Boat Captain hat dann in nur drei Monaten aus einer „X-41 Caravan“ eine „X-41 Sport Edition“ gezaubert. Danach haben wir angefangen zusammen zu trainieren und uns nach den letzten Jahren auf einer Soto 40 wieder an das Segeln von Yachten mit Spinnaker gewöhnen müssen. Bei der ersten Halse mussten wir doch sehr lachen, mittlerweile sind alle Manöver eingespielt. Nach dem Go4Speed Seminar und der MaiOR waren wir für die Saison perfekt vorbereitet.
DSV: Wie sind eure Pläne bis zum Abschluss der Regattasaison 2019?
Seehafer: Nächstes Highlight ist das große Saisonfinale der Regattavereinigung Seesegeln (RVS) in Port Olpenitz am 7. und 8. September. Da kommen noch einmal alle Schiffe und Crews zusammen, gegen die wir das ganze Jahr über bei Regatten gesegelt sind. Wir freuen uns, alle zu treffen, gegeneinander zu segeln und abends gemeinsam zu feiern. Dieser enge Community-Gedanke, der in den letzten Jahren bei den deutschen Offshore-Seglern entstanden ist, macht das Segeln nach ORC wieder attraktiv.