Mit der Europameisterschaft in Nordeuropa geht die Eissegel-Saison 2024/2025 langsam zu Ende. Auch zehn Eissegler aus Deutschland starteten auf dem Pyhäjärvi See im Südwesten Finnlands bei herausfordernden Bedingungen. Andi Lachenschmid vom Münchner Yacht-Club gelang am Ende Rang 26 als erfolgreichster Deutscher in der Gold-Fleet. Mitte März 2025 steht noch die Internationale Schwedische Meisterschaft im Regattakalender. Doch ob das Wetter mitspielt und der Eissegelgemeinschaft noch einmal tragfähiges Eis beschert, ist fraglich. Ein Rückblick auf die Saison.
Faszinierend. Schnell. Beeindruckend. In die Liste der positiven Adjektive zum Eissegeln gehört eigentlich auch das Wort „unkompliziert“: den DN-Schlitten aufs Dach schnallen, am See wieder abladen, aufriggen und los flitzen, mit bis zu 100 Stundenkilometern übers Eis.
Doch „unkompliziert“ gilt nur noch bedingt für diese Winter-Segelsportart. Klimaveränderungen machen es den DSV-Seglerinnen und -Seglern auf gefrorenem Wasser schwer. So auch jetzt bei der EM in Finnland, wo es unerwartet Temperaturen über dem Gefrierpunkt gab. Folge: Auf dem gefrorenen See standen teilweise zwei bis fünf Zentimeter Wasser, und die Bedingungen waren herausfordernd. In der Goldfleet segelte Rasmus Maalinn aus Estland trotzdem eine beeindruckende Serie und gewann die mit 120 Starterinnen und Startern gut besuchte Europameisterschaft klar. Damit durchbrach der 30-Jährige aus Tallin die viele Jahre anhaltende Dominanz der Polen: Auf den Rängen zwei und drei folgten Michał Burczyński und Łukasz Zakrzewski.
Bester Deutscher in der leistungsstarken Goldfleet wurde Andi Lachenschmid vom Münchner Yacht-Club auf Rang 26. Der ehemalige Weltmeister im Musto Skiff und heutige Waszp- und H-Boot-Segler überzeugte schon in den vergangenen Jahren durch Top-Platzierungen im Winter auf Eis. Mit Jost Kolb auf Rang 32 (Wendeburg), Bernd Zeiger auf Platz 38 (Kiel) und Wolfgang Böttger (Chiemsee) als Vierzigster hatten sich durch die Position in der Weltrangliste und aktuelle Qualifikationsläufe für die Goldfleet vier Deutsche qualifiziert. Sechs weitere Deutsche starteten in der silbernen und bronzenen Flotte.
Insbesondere für den 37-jährigen Lachenschmid wäre mehr drin gewesen. Doch die Bedingungen in Finnland wurden mit steigenden Temperaturen immer schwieriger. „Es gab viele Löcher im Eis, die sich schnell vergrößerten“, schildert Bernd Zeiger, Landessekretär der Deutschen DN-Eisflotte, die Situation. „Auch wenn einige Areale abgesperrt waren: Die Lage auf dem Pyhäjärvi wurde immer gefährlicher für Mensch und Material.“ Die deutschen Segler gingen davon aus, dass die Rennleitung die Wettfahrten beenden würde. Einige Eissegler reisten ab und verpassten so fünf weitere Läufe am letzten Tag der Titelkämpfe.
Kein Eis heißt auch: kein Nachwuchs
„Da war Pech im Spiel, zeigt aber die insgesamt schwierige Situation“, sagt Bernd Zeiger. „Die Wetterbedingungen sind insgesamt gegen uns.“ Gab es vor ein oder zwei Jahrzehnten noch jede Menge zugefrorene Seen auch in Deutschland, so hat sich die Situation weltweit verändert. „Selbst in Polen und Skandinavien wird es zusehends schwierig, sicheres Eis zu finden, erklärt Bernd Zeiger weiter. Nur in den USA gibt es regelmäßig ausreichend gute Bedingungen. Deshalb fand dort auf dem Lake Winnebago im Februar 2025 auch die Weltmeisterschaft statt. Bester Deutscher war Jost Kolb als 19., gefolgt von den Kielern Holger Petzke und Bernd Bernd Zeiger (18./30.). Die Schleswig-Holsteinerin Anja Fiedler gewann die B-Flotte und war damit schnellste Frau im Gesamtfeld.
In Norddeutschland gab es in dieser Saison nur an einem Tag ausreichend dickes Eis. Auf dem gefrorenen Großen Pönitzer See (Schleswig-Holstein) trafen sich sofort viele Enthusiasten mit ihren schnellen Schlitten („Viele Sommer-Seglerinnen und -Segler haben DN-Schlitten in der Garage“). Die Süddeutschen konnten immerhin auf dem Rottachsee im Allgäu, den Reschensee (Italien) oder Gewässern in Tschechien segeln.
Insgesamt wird die Reise zu Trainings und Regatten immer aufwändiger und kostspieliger. „Was den Ein- oder Umstieg in diese wunderbare Sportart leider schwierig gestaltet“, zeigt sich Bernd Zeiger realistisch. „Kein Eis heißt dann eben auch: kein Nachwuchs.“
Weitere Saison-Ergebnisse finden Sie auf der Seite der europäischen DN-Klassenvereinigung.