Zum fünften Mal in seiner Segelkarriere ist Andre Budzien Deutscher Meister im Finn-Dinghy geworden. In fünf Wettfahrten setzte er sich auf der Elbe vor Blankenese an die Spitze der Flotte. Der gastgebende Blankeneser Segel-Club präsentierte den 61 Teilnehmern aus acht verschiedenen Ländern ein attraktives Meisterschaftsprogramm mit viel norddeutschem Lokalkolorit.
Am Flaggenmast auf dem Vorland des Blankeneser Segel-Club (BSC) wehten während der Meisterschaftswoche die Flaggen von acht verschiedenen Nationen. Ein weithin sichtbares Zeichen für alle Segler und Spaziergänger entlang des belebten Elbwanderwegs: Beim traditionsreichen Elbverein findet eine besondere Regatta statt.
Zum ersten Mal in seiner über 125-jährigen Geschichte richtete der BSC als Verein eine Meisterschaft der ehemals olympischen Finn-Dinghis aus. Bekanntestes Mitglied der vereinsinternen Finn-Trainingsgruppe ist Thomas Schmid, der 1988 in der Einmannjolle Weltmeister wurde und im gleichen Jahr bei den Olympischen Spielen startete. Neben ihm nahmen noch zehn weitere BSC-Aktive an der Regatta teil.
Mit den Plätzten 3,1,2,1 setzte sich am Ende der Schweriner Andre Budzien, zweimaliger Master-Weltmeister und sechsmaliger Vize-Weltmeister im Finn und darüber hinaus achtmaliger Deutscher Meister in der OK-Jolle, nach vier Rennen uneinholbar an die Spitze des Feldes und musste zum letzten Lauf nicht mehr antreten. „Das Revier war spannend und ist nicht nur mit dem Wechsel der Gezeiten einmalig“ sagt Andre Budzien. „Die Wettfahrtleitung konnte sehr gut mit der besonderen Situation umgehen und hat zusammen mit den vielen Organisatoren und Helfern des Clubs eine tolle Meisterschaft veranstaltet.“
Am ersten Regattatag waren bei leichten Winden und strahlendem Sonnenschein auf dem Tidenrevier drei Wettfahrten möglich, am darauffolgenden Donnerstag folgten zwei Rennen, am letzten Tag war es zu flau für weitere Wettfahrten. „Auf der Elbe sind wir von Ebbe und Flut abhängig und haben immer nur ein begrenztes Zeitfenster zum Segeln zu Verfügung, bevor der Wasserstand auf dem Mühlenberger Loch zu niedrig wird“, erklärt Sören Sörensen, selbst aktiver Finn-Segler, der für die IDM die Landorganisation übernahm. Dank seiner Initiative entstand vor vier Jahren zu Beginn der Corona-Pandemie die Beach Finn Flotte des BSC. „Vor Corona hatten wir vier aktive Finn-Segler und noch ein paar weitere an der Elbe, mit denen es aber wenig Kontakt gab“, erzählt Sören Sörensen. „Dann haben wir entsprechend der Restriktionen, die das Nutzen des gemeinsamen Hafens untersagten, die Jollen mit Abstand entlang des Strandes aufgestellt. So ist nicht nur der Name entstanden, sondern auch der Ursprung unserer Finn-Gemeinschaft, die inzwischen auf über 25 Boote angewachsen ist.“
Zur Meisterschaft an die Elbe kamen zahlreiche Teilnehmer mit Zelten und Campern, für die auf dem Vorland extra Stellplätze mit direktem Elbblick eingerichtet wurden. Der Begrüßungsabend fand im alten Bootshaus in direkter Nachbarschaft zum Fähranleger Op’n Bulln statt – zünftig mit Bier und Fischbrötchen. „Viele Teilnehmer haben die IDM als Vortraining für den Gold Cup in Aarhus genutzt“, sagt Sören Sörensen. „.Besonders lustig war die spontane Hilfe von Laurent Hay, Erster der Weltrangliste, der auf der Durchreise nach Dänemark zwei Tage bei uns blieb und die Slipwagen angereicht hat.“
Die große Gastfreundschaft setzte sich mit einer gemeinsamen Hafenrundfahrt fort und gipfelte in einem „Prize-Giving“ Dinner mit Siegerehrung im Clubhaus.
Dort überreichte DSV-Vizepräsidentin Katrin Adloff die Medaillen des DSV sowie Urkunden an Meister Andre Budzien (Schweriner Yacht-Club), Vize-Meister Nicolas Thierse (Joersfelder Segel-Club) und den Bronzemedaillengewinner Fabian Lemmel (SV03 Berlin).
Neben diesen Auszeichnungen gab es im Rahmen des festlichen Abendessens Sonderpreise. „Für die beiden Argentinier und den Chilenen gab es Taschen als Anerkennung für die weiteste Anreise“, lacht Moni Sörensen, Club-Sekretärin und weit mehr als die “gute Seele” des Elbvereins. „Und für einen, der besonders spät über die Linie ging Espresso, um das nächste Mal ein bisschen wacher zu sein.“ Bei der fröhlichen Abschlussveranstaltung erwies sich vor allem Wettfahrtleiter Thorsten Paech als Entertainer, der mit viel Humor und flotten Sprüchen die verschiedenen Preise verteilte – unter anderem Gleitspray für alle, die wegen unerlaubten Pumpens auf der Bahn eine Flagge kassiert hatten und nun künftig – mithilfe des Sprays – auch ohne Regelverstoß ihre Jolle ins Gleiten bringen sollen.
Der Deutsche Meister Andre Budzien reiste von Blankenese weiter ins dänische Aarhus zum Gold Cup. „Ich segle seit 43 Jahren Finn, dazu noch OK-Jolle“, berichtet er. „Ich liebe es Einhand zu segeln, allein Entscheidungen treffen zu müssen, mit Niederlagen umzugehen oder mich auch im Erfolg zu sonnen – dann gerne gemeinsam mit meinen Freunden aus der Finn-Klasse.“ Zuweilen segelt der 62-jährige auch auf seinem Heimatrevier, dem Schweriner See, Contender. „Um bei Contender-Regatten vorne dabei zu sein, bin ich ein wenig zu schwer, aber die Geschwindigkeit, die man mit der Jolle erreicht, bringt Spaß“, sagt er. „Mit ihrem Trapez ist der Contender aber ganz anders als OK und Finn, bei denen es beim Hängen und entsprechendem Krafteinsatz eher auf die statische Belastung ankommt.“
Alle Ergebnisse der IDM der Finn-Dinghis 2024 sind auf Manage2Sail zusammengefasst, zudem gibt es auf der Homepage des BSC einen ausführlichen Bericht und weitere Bilder.