Nach 1 Tag, 18 Stunden und 12 Minuten stand fest: Erster Deutscher Meister im eSailing Offshore ist Andre Huber, 57, aus Bonn. Unter dem Gamernick „Hubinator“ gewann er die rund 510-Seemeilen-lange Regatta Rund Skagen. Vizemeister wurde Laurent Wurmser mit Gamernick „El Double Ve“ (1 Tag, 12 Stunden, 18 Minuten) vor der besten Frau im Feld: Irina Primbs, 47, landete zwei Minuten dahinter auf Rang drei. Insgesamt 150 eSailor starteten in Helgoland, 86 Boote erreichten das Ziel in Kiel im Zeitlimit.
Andre Huber freute sich riesig. „Dass ich einmal Deutscher Meister werde, hätte ich nie gedacht“, sagt der Berufspilot aus Bonn. „Zumal die Wetterbedingungen am Start in Helgoland für alle eine echte Herausforderung waren.“
Herausfordernd, denn beim Start blies der Wind aus westlichen Richtungen mit mehr als 40 Knoten. Die virtuell auf der Plattform „Virtual Regatta“ ausgetragene Meisterschaftswettfahrt von Helgoland über Dänemark nach Kiel fand unter „echten Windbedingungen“ statt. Das heißt, alle sechs Stunden wurden Windrichtung und Windstärke im virtuellen Rennen den echten und zu dem Zeitpunkt aktuell vorherrschenden meteorologischen Bedingen im jeweiligen Seegebiet angepasst. Um 6, um 12, um 18 Uhr und um Mitternacht hieß es also für die eSailor mehr als aufmerksam zu sein und gegebenenfalls zu reagieren: Segel wechseln, Manöver segeln, Kurs anpassen.
Kurz vor Skagen flaute der Wind ab und schnell war klar: Der Sieg war Andre Huber nur noch zu nehmen, wenn er einen Fehler machen würde. Was der Mann, der auch im virtuellen Team Germany 2 und ganz real gerne auf dem IJsselmeer segelt, nicht tat. „Meine navigatorischen Erfahrungen als Pilot in der Luftfahrt helfen mir natürlich auch auf See.“
Ab Skagen ging es für die OneDesign-IMOCAs dann auf Raumschotkurs Richtung Süden durch das Kattegat und den Großen Belt nach Kiel. Als Zweiter überquerte Laurent Wurmser mit Gamernick „El Double Ve“ die Ziellinie. Rang drei belegte Irina Primbs, 47. Die gebürtige Norddeutsche aus Wilhelmshaven ist damit auch die erfolgreichste Frau im Feld. Irina Primbs mit Gamernick „The Phoenix“ entdeckte das eSailing für sich, als sie 2019 Boris Herrmann und Greta Thunberg bei ihrer Atlantiküberquerung verfolgte. „In den TV-Werbeblöcken tauchte immer wieder die Plattform „Virtuell Regatta“ auf, das hat mich neugierig gemacht“, erzählt die Frau, die im „real life“ noch nie auf Wasser gesegelt ist. Bei ihrer ersten virtuellen Regatta drehte ihr Boot dann „auch jede Menge Pirouetten“. Doch im Laufe der Jahre eignete Irina Primbs sich viel Wissen an, segelte dann unter anderem für das virtuelle Team von „Guyot Environment – Team Europe“ beim „The Ocean Race“ mit.
Teammanager dort war Jonathan Koch, DSV-Vizepräsident für den Geschäftsbereich Jugend. Der Segler vom Bodensee mit dem Gamernick „UOL Roxyjoni“ wurde am Ende der Meisterschaft Zehnter. „Es war ein tolles Event, und ich bin mehr als zufrieden!“. Seine eSailing-Stärke liegt im Inshore-Bereich – und die will er bei der Deutschen Meisterschaft 2023 am 7. Januar 2024 ausspielen.
150 eSailor hatten für diese Premiere der eSailing DM Offshore gemeldet. „Das war ein überwältigend großes Starterfeld“, sagt Johannes Christophers von der Abteilung Technik im DSV. „Es zeigt, wie groß die Fangemeinde der virtuellen Seglerinnen und Segler auch in Deutschland inzwischen ist.“