Der Kieler Steuermann Max Kohlhoff und sein Flensburger Vorschoter Ole Burzinski haben im italienischen Scarlino ihren ersten gemeinsamen Weltmeistertitel in der Starboot-Klasse gewonnen. Das anspruchsvolle Kielboot hat auch elf Jahre nach seinem olympischen Aus international eine starke Lobby und ein sehr hohes Leistungsniveau.
Für Max Kohlhoff, der für den Norddeutschen Regatta Verein (NRV) an den Start geht, und Ole Burzinski (Flensburger Segel-Club) ist der Sieg bei der Weltmeisterschaft der verdiente Lohn für drei Jahre intensives Training. Mit deutlichen 12 beziehungsweise 18 Punkten Vorsprung verwiesen die Norddeutschen das Schweizer Team Piet Eckart/Frederico Melo und den als Favoriten gehandelten Lokalmatador und zweifachen Weltmeister Diego Negri mit Vorschoter Alessandro Sodano auf den Silber- und den Bronzerang.
Dank des Weltmeistertitels darf das Team Kohlhoff/Burzinski künftig einen goldenen Stern im Großsegel fahren. Vor seinem Einstieg in die Starboot-Klasse segelte Steuermann Max Kohlhoff viele Jahre ILCA (ehemals Laser), bevor er ins ehemals olympische Finn-Dinghi wechselte, und sammelte mit seiner Teilnahme am Youth America’s Cup und der Extreme Sailing Series bereits früh Erfahrungen in professionellen Segelsport-Rennen.
„Das fühlt sich noch immer ein bisschen surreal an“
Vorschoter Ole Burzinski hat eine ganz andere Segel-Vita als Steuermann Max aus der Seglerfamilie Kohlhoff (Max’ Bruder Paul gewann bei den Olympischen Spielen 2020 im Nacra 17 zusammen mit Alica Stuhlemmer die Bronzemedaille). Als Kind machte er in den Ferien kleine Segeltouren auf der Ostsee, Jollensegeln lernte er aber erst ab der fünften Klasse im Rahmen des Segelprojekts der Stadtteilschule Stellingen in Hamburg. Bis zum Abitur waren seine Regattaerfahrungen im ILCA lokal auf die Alster und den Ratzeburger See beschränkt, parallel arbeitete er ehrenamtlich als Segellehrer. Das änderte sich, als er nach dem Abitur beim FSC ein Freiwilliges Soziales Jahr machte und so Gelegenheit bekam, auf der J/70 des Vereins mitzusegeln. Vom Regattafieber infiziert, heuerte er vor fünf Jahren als Vorschoter bei Arnd Glunde, Mentor der Starboot-Klasse, an und segelt auf Vermittlung von ihm nun seit drei Jahren zusammen mit Max Kohlhoff. „Das fühlt sich noch immer ein bisschen surreal an“, sagt der angehenden Lehrer am Tag nach dem großen Triumph. „Ich hätte mir nie träumen lassen, in dieser besonderen Klasse, in der alle großen Namen des Segelsports vertreten sind, Weltmeister zu werden.“
Max Kohlhoff und Ole Burzinski trainierten in den letzten Monaten vor allem zusammen mit der Juniorengruppe der Heinz Nixdorf Academy, seit Jahrzehnten einer der Hauptunterstützer der deutschen Starbootflotte. Die sechs Boote umfassende Trainingsgemeinschaft konnte ihren Stützpunkt auf dem Gelände des Eckernförder Segelclub bilden.
Die Finanzierung der professionellen Starboot-Kampagne ist für die Juniorenteams der Starboot-Klasse eine große Herausforderung. Ob das Team Kohlhoff/Burzinski seinen WM-Titel im kommenden Jahr vor San Diego verteidigen wird, ist derzeit noch nicht sicher. „Die amerikanischen Starboot-Segler haben uns alle überschwänglich zu unserem Titel gratuliert und erwarten natürlich, dass wir nächstes Jahr dabei sind und am besten im März schon den Bacardi-Cup vor Miami mitsegeln“, sagt Max Kohlhoff. „Doch auch wenn wir ein Boot chartern und nur unsere Segel mitnehmen, ist diese Reise nur schwer finanzierbar.“
Die frisch gekürten Weltmeister Max Kohlhoff und Ole Burzinski fahren nun mit ihrem Pokal nach Cannes und anschließend Saint-Tropez. Hier werden sie an Bord der klassischen Rennyacht „Varuna“ von Jens Kellinghusen (NRV) zuerst an den „Régates Royales“ und anschließend an dem Regattaklassiker „Voiles de Saint-Tropez“ teilnehmen.
Insgesamt waren bei der 101. Weltmeisterschaft der Starboote 95 internationale Teams am Start, darunter 21 deutsche. Einen Überblick über die Ergebnisse gibt es auf der Eventseite.