Der Seglerverein Norderney richtete dieses Jahr die Internationale Deutsche Meisterschaft der 505er aus. 27 Teams aus Deutschland, Dänemark und Belgien segelten um den Meistertiteln der „Fifen“. Die erfolgreichen Teams auf dem Treppchen kommen vom Starnberger See, Bodensee und der Kieler Förde.
Während der Süden Deutschlands in Unwettern unterging, gab es am dritten Augustwochenende an der Nordsee einen Sonnen-Wolken-Mix mit teils frischen, meist aber moderaten bis leichten Winden. Absolut segelbare Bedingungen für die 505er, deren Teams der Klasse oft über Jahrzehnte treu bleiben und untereinander gut befreundet sind.
„Wir sind hochzufrieden mit der Durchführung der Meisterschaft“, sagt Lutz Brandt vom ausrichtenden Seglerverein Norderney. „Wir hatten wechselhafte Bedingungen, bis auf Starkwind war alles dabei. Wir konnten die Besonderheiten des Tidenreviers auf der Nordsee voll ausnutzen und neun Wettfahrten mit der routinierten Crew auf dem Startschiff sauber durchführen.“
Für die Teilnehmenden war schon die Überfahrt mit der Fähre auf die Nordseeinsel etwas ganz besonders und fühlte sich ein wenig an wie Urlaub. Viele schlugen ihre Zelte direkt am Hafen auf oder richteten sich in ihren Wohnmobilen häuslich ein, andere mieteten sich vor Ort Ferienwohnungen und genossen die Möglichkeit, die IDM in die Ferienplanung der gesamten Familie zu integrieren.
„Einige sind früher gekommen, andere ein bisschen länger geblieben, um noch ein bisschen zu chillen und Norderney zu genießen“, sagt Lutz Brandt. „Die Touristen haben mit Interesse das An- und Ablegen im Hafen verfolgt, die Wettfahrten fanden aber weit entfernt von Zuschauern fast zwei Seemeilen von der Küste entfernt.“
Die Begeisterung bei den Mitgliedern des Segelverein Norderney war groß, als bekannt wurde, dass auf der Insel wieder eine Meisterschaft ausgerichtet wird. Von der Euphorie angesteckt kauften sich Jan de Vries vom Segel-Verein Norderney und Harmannus Bruhns aus Jemgum im Ostfriesland sogar eine eigene „Fife“ und nahmen an der Meisterschaft teil.
Die Top-Platzierungen aber gingen an Teams aus Süddeutschlands. Mit fünf Punkten Vorsprung sicherten sich Michael Daisenberger vom Deutschen Touring Yacht Club und Johannes Tellen vom Münchner Yacht-Club den Meistertitel. Auf den zweiten Rang kamen Frederik Schaal vom Segel- und Motorboot-Club Überlingen und Felix Diesch vom Württembergischen Yacht-Club. Das Team ist meist auf den Booten ihrer Clubs in der Segel-Bundesliga unterwegs und hat nur selten Gelegenheit, zusammen 505er zu segeln. Der letzte gemeinsame Aufschlag war bei der 505er EM im Juli in Frankreich, bei der das Team Schaal/Diesch im Feld der 71 Boote auf den 11 Rang kam. Die Bronzemedaille der IDM bekamen Jens Biederer vom Kieler Yacht-Club und Jan Reifferscheidt vom Wassersportclub am Wittensee.
Für das neu formierte Team „Micki“ Daisenberger und Johannes Tellen war der Gewinn der Meisterschaft eine große Überraschung. Beide sind seit mehr als 20 Jahren in der sportlichen Klasse, die gerne als der „große Bruder“ des olympischen 470ers bezeichnet wird, aktiv und lernten sich bereits 1995 auf einer Teeny-Meisterschaft kennen. „Mit unseren festen Teampartnern konnten wir an der Meisterschaft nicht teilnehmen, weil sie keine Zeit hatten“, erzählt Vorschoter Johannes Tellen. „So haben wir entschieden, es gemeinsam zu versuchen. Zur Vorbereitung auf die Meisterschaft haben wir unsere erste gemeinsame Regatta Ende Juli auf dem Walchsee gesegelt, die wir gewonnen haben.“
Von dem ersten gemeinsamen Erfolg beflügelt reiste das Team nach Norderney und konnte sich vom ersten Wettfahrttag an unter den Top 3 platzieren. „Am letzten Tag kam Wind, das passte gut für uns“, sagt Johannes Tellen. Für ihn ist es nach 2009 der zweite Internationale Deutsche Meistertitel im 505er. Ob das neu formierte Team Daisenberg/Tellen nächstes Jahr zusammen versuchen wird, den gemeinsamen Titel zu verteidigen, ist derzeit noch nicht sicher.
Alle Ergebnisse der 505er IDM 2023 sind bei manage2sail zusammengefasst.