Die 133. Travemünder Woche war geprägt von bestem Sommerwetter, sehr unterschiedlichen Windbedingungen und einer großartigen Stimmung an der Promenade und auf dem Strand. In zahlreichen Klassen wurden auf der Ostsee die Deutschen Meisterschaften 2022 ausgetragen, dazu kamen das Finale der SAILING Champions League und der dritte Spieltag der Saison 2022 der Segel-Bundesliga sowie die Europameisterschaften im Hobie 16 und 14
Bis auf den letzten Regattatag, an dem die prognostizierte Flaute keine Starts mehr möglich machte, konnten die Organisatoren der großen Regattawoche in der Lübecker Bucht dieses Jahr ihr Programm komplett durchziehen und den Seglerinnen und Segler jeden Tag Segelsport mit allerbesten Bedingungen bieten. Von 378 geplanten Wettfahrten konnten 350 durchgeführt werden – so viele, wie in den vergangenen Jahren nur selten. Rund 1.400 Seglerinnen und Segler aus 25 Nationen gingen an den Start der traditionsreichen Regattawoche, die vom Lübecker Yacht-Club in Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Regatta Verein und dem Zürcher Yacht-Club veranstaltet wird.
Europameisterschaft der Hobie 14
Strahlend und überglücklich stand die Bosauerin Tanja Rindt nach Abschluss der Hobie 14 Europameisterschaft ganz oben auf dem Siegertreppchen. Die 50-jährige Seglerin des Segelsportclub Bosau, die verletzungsbedingt zwei Jahre pausieren musste, kam mit den Bedingungen vor Travemünde bestens zurecht und konnte sich konstant in den Top Ten platzieren, so dass es zum Gewinn des Europameistertitels vor André Hauschke vom Ruder- und Segel-Club Zülpich und Titelverteidiger Gerard Loos aus Spanien reichte.
Europameisterschaft der Hobie 16
Jeder kennt sie, jeder freut sich an der spaßorientierten Hobie 16 Klasse, die wie kaum eine andere ein Synonym für Sonne, Strand und gute Laune ist. Bei den Europameisterschaften stand kein rein-deutsches Team auf dem Treppchen, der Sieg ging an das italienische Duo Gessa Pierandrea/ Roberto Dessy. Titelverteidiger Stefan Griesmeyer, der zusammen mit Caterina Degli Uberti an den Start ging, startete unter italienischer Flagge und kam auf den dritten Platz.
Deutsche Meisterschaft der Formula Kite Klasse
Am letzten Tag bremste Flaute die foilenden Kiter aus, einen Tag zuvor mussten die Rennen nach zwei Wettfahrten abgebrochen werden, weil zu viel Seegras auf der Bahn trieb. Doch in den Rennen davor zeigten die schnellen Kiter Strand- und publikumsnah, was sie auf ihren Boards können. Quasi mit einem Abonnement auf den ersten Patz siegte Alexander Ehlen vom Yacht Club Monaco, der erfolgreiche deutsche Nachwuchskiter Jan Vöster vom Württembergischen Yacht-Club kam auf den zweiten Platz. Nach einer kurzen Verschnaufpause zu Hause in Neuenburg am Rhein reist er nun mit seinem Kite nach St. Peter-Ording zu den Kitesurf-Masters.
Deutsche Meisterschaft der Finn-Dinghis
Ebenfalls um den Deutschen Meistertitel segelten die Finn-Segler vor Travemünde. Hier siegte Fabian Lemmel von der Seglervereinigung 1903 Berlin vor „Altmeister“ Thomas Schmid unter dem Stander des Blankeneser Segel-Club (BSC) und dem Dänen Otto Strandvig. Für den Berliner war der Meistertitel der verdiente Erfolg nach einer langen, intensiven Trainingsphase, in der er sich vor allem mit Rudern, Radfahren und Segeln auf die konstitutionell und kräftemäßig anspruchsvolle Meisterschaft vorbereitet hat.
Deutsche Dyas-Meister vom Edersee
Schon vor dem letzten Rennen konnte Arndt Fingerhut und Andreas Malcher den Meistertitel im Dyas keiner mehr nehmen, so dass das Team vom Segel-Club Edersee für das letzte Rennen an Land blieb und schon begann sein Boot abzubauen. Auf den zweiten Rang kamen Norbert Schmidt und Jannik Monreal (Yacht-Club Rhein-Mosel) vor Manfred und Maximilian Appel vom Yacht-Club am Tegernsee.
Bestenermittlung bei den Folkebooten
Aufgrund zu geringer Meldezahlen konnten die Folkeboote vor Travemünde nicht ihre Deutsche Meisterschaft aussegeln, sondern nur eine Bestenermittlung. Die dennoch beachtlich große Trophäe für den Sieg bei der Travemünder Woche ging an den Kieler Walter Fuhrtmann vom Yacht-Club Strande mit seiner Crew Hans Christian Mrowka und Wolfgang Heck. Knapp hinter ihnen auf dem zweiten Platz konnten sich Ulf und Dieter Kipcke mit Gero Martens positionieren, die für den Kieler Yacht-Club starteten. Dritter wurde mit Jürgen Breitenbach vom Segel-Verein Schwentinemünde Horst Dittrich und Hans Joachim Meyer.
German Open der J/22
Auch die J/22 Seglerinnen und Segler konnten nur ihre German Open und keine Deutsche Meisterschaft aussegeln. Hier siegte Reiner Brockerhoff vom Duisburger Yacht-Club vor seinem ärgsten Konkurrenten Holger Schmitt von der Seglergemeinschaft Loheider-See und Lasse Paland von der Seglerkameradschaft Scheppen. Mit Blick auf die Weltmeisterschaft der J/22, die im kommenden Jahr vor Travemünde ausgesegelt wird, sagte Reiner Brockerhoff: „Wir waren bereits WM-Dritte und WM-Zweite. Jetzt wollen wir noch mehr.“
Weltmeisterschaft der Ynglings ohne deutsche Erfolge
Bei der Weltmeisterschaft der Ynglings, die sehr kurzfristig von Slowenien nach Travemünde verlegt wurde, kam keines der deutschen Teams aufs Treppchen, so wie auch bei der Weltmeisterschaft der rasanten Formula 16, bei denen Teams aus Frankreich und den Niederlanden erfolgreich waren.
SAILING Champions League und Segel-Bundesliga
Erstmals wurden im Rahmen der Travemünder Woche auch die Finalwettfahrten der SAILING Champions League ausgesegelt. Hier blieb es spannend bis zum Schluss, erst im letzten Rennen konnte sich das Team des Norddeutschen Regatta Verein mit David Chapman am Steuer zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den begehrten Titel sichern. Am Wochenende darauf, beim dritten Spieltag der Segel-Bundesliga, hielt die Erfolgssträhne des NRV an. Das Team konnte mit Ex-Olympionike Tobias Schadewaldt am Steuer den Spieltag für sich entscheiden und liegt nun mit nur einem Punkt Abstand auf Platz zwei der Tabelle hinter dem Team des Segel- und Motorbootclub Überlingen (SMCÜ). Tabellendritter ist der Mühlenberger Segel-Club (MSC).
Ausblick auf 2023
Eines des Highlights der Travemünder Woche 2023 wird die Weltmeisterschaft der Formula 18 Klasse, zu der rund 150 Crews erwartet werden. Dazu kommt die Weltmeisterschaft der J/22 und die Europameisterschaft der O-Jollen. Außerdem findet die Deutsche Meisterschaft der Seesegler nächstes Jahr vor Travemünde statt. Das Gelingen einer Regatta-Großveranstaltung wie der Travemünder Woche ist nur durch den Einsatz vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer möglich. Bei einem gemeinsamen Abend auf der Viermastbar „Passat“ wurde ihnen ausdrücklich gedankt. Frank Schärffe, Geschäftsführer der Travemünder Woche, sagte: „Es wird immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden, wie in allen Vereinen. Wir sind deshalb besonders froh, so eine tolle Truppe dabei zu haben. 387 Personen umfasst derzeit unsere TW-Familie. Aber ich würde mir wünschen, dass in den nächsten Jahren auch ein paar jüngere Leute beim Auf- und Abbau bei der TW helfen.“
Weitere Berichte und Ergebnisse gibt es unter www.travemuender-woche.com.
Die nächste Travemünder Woche 2023 findet vom 21. bis 30.07.2023 statt.