Der zweite Teil der Kieler Woche präsentierte sich mit mehr Wind als zu Wochenanfang und weiterhin milden, spätsommerlichen Temperaturen. Für Furore sorgten die schnellen iQFOiLer, die auf der Kieler Förde nach neun Jahren Pause das Comeback der Surfer feierten und der Sieg beim 29er Euro Cup von Anton und Johann Sach. Über 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich die traditionelle Windjammerparade zum Abschluss an, die erstmals live per Webcam übertragen wurde.
Fast 3.000 Seglerinnen und Segler aus 23 Nationen kamen mit mehr als 900 Jollen und Kielbooten, seegehenden Yachten und foilenden Boards zu 21 Wettbewerben der neuntägigen Kieler Woche 2021. „Die Beteiligung war angesichts des in den September verschobenen Termins gut“, sagt Organisationsleiter Dirk Ramhorst. Publikumsmagnet waren die schnellen, kurzen Renne der iQFOiLer, die das Windsurfen nach neun Jahren Abstinenz zur Kieler Woche zurückbrachten und als neue olympische Bootsklasse 2024 in Paris das erste Mal dabei sein werden.
Sebastian Kördel dominiert bei den iQFOiLern
Mit elf Tagessiegen von 16 Starts zeigte der für den Norddeutschen Regatta Verein (NRV) startende Sebastian Kördel eindrucksvoll seine Dominanz in der Männer-Wertung der iQFOiLer. Auf die Plätze zwei und drei auf der Bahn Juliett in Ufernähe kamen seine Clubkameraden Nico Prien und Fabian Wolf. Bei den Frauen gewann Lena Erdil aus dem Perspektivkader des DSV vor Theresa Steinlein und Aleksandra Blinnikka.
Internationale Siegerinnen und Sieger auf dem Treppchen bei den ILCA 6
Wie international die Kieler Woche ist, zeigte sich beim Starterfeld der ILCA 6 women, ehemals Laser Radial. Hier gewann die polnische Seglerlin Agata Barwinska so souverän, dass sie zur letzten Wettfahrt nicht mehr antreten musste. Neben ihr auf dem Treppchen stand die Britin Hannah Snellgrove vor Maxime Jonker aus den Niederlanden. Beste deutsche Starterin war die Berlinerin Julia Büsselberg auf Platz zehn.
Bei den Männern führte der Kieler Ole Schweckendiek, der für den gastgebenden Kieler Yacht-Club startet, von Beginn an bis zum letzten Lauf. Auf den zweiten Platz kam Jonas Mager vom Mühlenberger Segel-Club, dritter wurde im Feld der 66 Starter der Schwede Erik Norlen.
Sach-Junioren ersegeln ersten Kieler Woche Sieg
Für Begeisterung sorgten die Sieger des 29er Euro Cups, Anton (13) und Johann (16) Sach. Die Brüder, deren Vater Christian und Onkel Helge Sach zu den erfolgreichsten deutschen Katamaran-Teams gehören, starteten zum ersten Mal gemeinsam bei der Kieler Woche. Schon vor dem letzten Zieldurchgang nahm der 16-jährige Vorschoter Johann seinen jüngeren, erst vor wenigen Monaten aus dem Optimisten in die Skiffjolle umgestiegenen Bruder, überglücklich in den Arm. Drei Punkte Vorsprung reichten für den Gesamtsieg in der umkämpften Nachwuchsklasse. Auf den zweiten Platz kam mit Hedvig und Hugo Liljegren aus Schweden ebenfalls ein Geschwisterpaar. Und auch der dritte Platz ging an eine Geschwistercrew: Jens-Christof und Jens-Philip Dehn-Toftehøj aus Dänemark standen stolz auf dem Podest im Olympiahafen Schilkee.
Viele bekannte Bundesliga-Segler bei den J/70
Nachdem er im letzten Jahr den Sieg bei der Kieler Woche knapp verpasst hatte, gelang Claas Lehmann vom Norddeutschen Regatta Verein mit seiner Crew der Sieg bei den beliebten Kielbooten. Damit verwies er das Team um Lukas Feuerherdt vom Blankeneser Segel-Club und Bundesliga-Steuermann Carsten Kemmling, der ebenfalls unter dem Stander des NRV startete, auf die Plätze.
Erstmals gab es in der Klasse auch eine eigene Wertung für inklusive Teams, die mit Sonderpreisen geehrt wurden. Über den ersten Preis beim Pilotprojekt „Gelebte Inklusion auf der Regattabahn“ freute sich Klaus Rocholl vom Yachtclub Möhnesee, zu dessen Crew zwei Segler mit körperlichen Einschränkungen gehören. Platz zwei ging an das ‚Bat Sailing Team‘ mit zwei Sehbehinderten von der Segelabteilung des FC St. Pauli. Über Bronze freute sich das ‚Deaf Team‘ mit Markus Halle am Steuer, in dem Gehörlose und Hörbehinderte segeln.
Die Platzierungen in der J/24 machten die Hamburger Teams unter sich aus. Am Ende stand Fabian Damm von der Seglervereinigung Altona-Oevelgönne mit seinem Team ganz oben auf dem Treppchen, gefolgt von vor Stefan Karsunke vom Blankeneser Segel-Club und Manfred König, der für den Hamburger Segel-Club gemeldet hatte.
30 Starter beim „Silbernen Band“
Die großen Regattayachten segelten zum Abschluss der Kieler Woche in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Langstrecke „Silbernes Band“, gewertet nach ORC Club. Auf der Swan 46 „Rarotonga“ gewann Christoph Mählmann vom Elbfreibeuter Club vor dem Schwesterschiff „Kuini“ von Sephan Mühlhause und Lars Hückstädt mit der XP-44 „X-Day“. Im nächsten Jahr, wenn die Corona-Pandemie überwunden und die Kieler Woche wieder zu ihrem angestammten Termin im Juni stattfinden kann, wollen die Organisatoren für die Seesegler mit ihren großen Crews das Programm wieder deutlich ausbauen.
Starboot-Weltmeister kommt aus Deutschland
Zum fünften Mal in der Geschichte des ehemals olympischen Starboots geht der Weltmeistertitel nach Deutschland. Der Italiener Diego Negri segelte mit seinem Berliner Vorschoter Frithjof Kleen eine überragende Serie, so dass der Gesamtsieg des Duos schon vor dem Finaltag feststand. Für Frithjof Kleen war es der zweite Weltmeistertitel in der diffizil zu trimmenden Kielbootklasse, bereits 2014 hielt er zusammen mit Robert Stanjek den begehrten Pokal in den Händen. Auf den zweiten Platz im Feld der 82 Boote aus 18 Nationen kam das Team Tonci Stipanovic und Tudor Bilic aus Kroatien, Dritte wurden die Österreicher Johann Spitzauer und Hans-Christian Nehammer.
Die 99. Startboot-Weltmeisterschaft, deren Termin schon vor der Verlegung der Kieler Woche in den September feststand, wurde in das Programm der Regattawoche integriert und bot einen Vorgeschmack auf die Regatten der ehemaligen olympischen Klassen, mit denen die Organisatoren der Kieler Woche den 140. Geburtstag der großen internationalen Regatta im kommenden Jahr feiern wollen. Zudem sollten die Seglerinnen und Segler der olympischen Klassen 2022 wieder komplett vor Kiel vertreten sein, in diesem Jahr waren aufgrund der Terminverschiebung nur drei von zehn olympischen Disziplinen vor Kiel vertreten.
Boris Herrmann Star der Kieler Woche
Von Anfang bis Ende der Kieler Woche waren die Auftritte von Boris Herrmann, der als erster deutscher Segler an der Vendée Globe teilnahm, ein Publikumsmagnet. Mit dem Signal „lang-kurz-kurz-lang“ hatte der deutsche Segelstar an der Seite von GEOMAR-Direktorin Prof. Katja Matthes und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günter das Signal für den Start der Kieler Woche gegeben, nur kurze Zeit später nahm er mit dem foilenden CG32 Katamaran am Welcome Race teil. Zur Crew gehört auch Susann Beucke vom German Sailing Team, Silbermedaillengewinnerin bei den Olympischen Spiele im 49erFX.
Zur Wochenmitte stellte sein Team dann die Pläne für den Neubau der Imoca-Rennyacht „Malizia“ vor, mit der Boris Herrmann sowohl am ‚The Ocean Race’ als auch an der kommenden Auflage der Vendée Globe teilnehmen will. Der Stapellauf für die High-tech Rennyacht, die in Frankreich gebaut wird, ist für den 19. Juli 2022 geplant.
Vorbereitungen für 140 Jahre Kieler Woche
„2022 wird nicht nur die Kieler Woche 140 Jahre alt, sondern es steht auch das 50. Jubiläum der Olympischen Spiele 1972 an“, sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer zum Abschluss der Woche. „Wir haben also mindestens doppelten Grund, richtig groß zu feiern – und das hoffentlich auch wieder mit Millionen Gästen aus aller Welt.“
Die Kieler Woche 2022 findet vom 18. bis 26. Juni 2022 statt.