Sommerzeit ist Regattazeit. In zahlreichen Klassen – vom kleinen Teeny über Laser 4.7 und Radial bis zur J/70 – wurde bei der 130. Travemünder Woche, von vielen liebevoll als „Familienfest der Segler“ bezeichnet, um den begehrten deutschen Meistertitel gesegelt. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte die erste Deutsche Double Handed Offshore-Meisterschaft.
Bei der Internationalen Deutschen Jüngstenmeisterschaft der Teeny-Jolle führten die beiden Plöner Segler Mats Ole Krüss und Tobias Ridder von Beginn an die Flotte der Nachwuchssegler souverän an, nur am Finaltag schien der sicher geglaubte Sieg noch einmal zu wackeln. „Da war richtig Nervosität im Spiel. Es war ein aufregender Tag“, sagte Mats Ole Krüss, nachdem die Crew kurzfristig auf Rang zwei zurückgefallen war. „Wir sind danach einfach offensiver gesegelt, und das hat gut geklappt.“
Michael Grau vom Norddeutschen Regatta Verein holte mit seiner Crew bei viel Wind und entsprechend Welle den Meistertitel in der J/70-Klasse. Nach einer fast dreißigjährigen Pause vom aktiven Regattasport stieg er erst vor zwei Jahren in die J/70 ein, konnte mit dem australischen Profi David Chapman und den deutschen Liga-Seglern Malte Päsler, Florian Thoelen und Juliane Adelssen vor Travemünde jedoch auf ein sehr erfahrenes Team vertrauen. „Ich möchte mich im Namen meiner Mannschaft und aller Teilnehmer bei der Travemünder Woche bedanken. Dazu zählt die Wettfahrtleitung, aber auch das Backstage-Team. Es war eine wunderbare Regatta“, sagte Michael Grau nach dem Sieg.
Eine umjubelte Premiere feierte die erste Deutsche Meisterschaft in der DisziplinDouble Handed Offshore, von deren Erfolg sich DSV-Präsidentin Mona Küppers vor Ort persönlich überzeugte. Vier Wettfahrten mussten die Zwei-Personen-Crews auf der Lang- und Mittelstrecke über den Kurs bringen, um einen offiziellen Meister nach der Meisterschaftsordnung des DSV küren zu können. Erste deutsche Meister in der neuen Disziplin sind Knut Freudenberg und Nils Reichert, die mit der First 36.7 „Halbtrocken“ an den Start gingen. Besonders spektakulär war der Start zur Langstrecke rund Fehmarn vor der engen Mündung der Trave. Hier mussten die Crews schnell und dennoch besonnen agieren. „Eine heiße Nummer – wie in der Formel 1. Aber toll! Wir waren alle vielleicht sogar übermotiviert. Da hätte man auch schon aus der ersten Kurve fliegen können“, sagte Knut Freudenberg anschließend. „Den Start vor dem Publikum haben wir sehr genossen.“ Mit dem Sieg auf der Langstrecke und einem zweiten und dritten Rang auf den beiden Mittelstrecken-Wettfahrten schaffte das Team Freudenberg/ Reichert den Sprung nach ganz oben aufs Treppchen vor den Zweitplatzierten Bernd Petrick und Annika Salonen. Auf den dritten Rang kamen Andreas und Birthe Grasteit.
Bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im Laser Radial gewann der Allgäuer Julian Hoffmann vor Mewes Wieduwild aus Schwedeneck und der Kielerin Laura Schewe. Mit einem Körpergewicht von 74 Kilogramm war der Nachwuchs-Athlet, der direkt von den Weltmeisterschaften in Polen nach Travemünde reiste, vor allem im zweiten Teil der Regatta gut aufgestellt. „Bei viel Wind tue ich mich leichter“, sagte er nach den Rennen. „Am Anfang der Woche war es bei den leichten Winden deutlich enger.“
Einen echten Lauf in der Laser 4.7-Klasse hat derzeit Ole Schweckendiek aus Kiel. Nachdem er sowohl die Kieler als auch die Warnemünder Woche in der Klasse gewinnen konnte, machte er das Triple mit dem Gewinn der Jugendmeisterschaft vor Travemünde perfekt. „Ole ist halt Ole“, sagte Trainer Manuel Voigt stolz nach dem Sieg. „Er segelt einfach mit Leichtigkeit, macht sich keinen Kopf. Damit hat er eine hohe Konstanz in seiner Serie.“
Bei der Meisterschaft der deutschen Seesegler konnte sich Jens Kuphal mit seiner Crew auf der „Intermezzo“, einer modifizierten Landmark 43, über den Titelgewinn in der Klasse der großen Yachten ORC 1+2 freuen. „Wir haben in dieser Saison einen Riesensprung gemacht, haben uns von der Maior-Regatta über die Kieler Woche bis hierher über die Platzierungen 3 und 2 bis zum Sieg gesteigert. Das ist großartig“, sagte er nach dem Sieg. Kai Mares siegte mit der Italia 9.98 „Immac Fram“ in der Klasse ORC 3. In der kleinen Gruppe der ORC IV feierte Uwe Kleinvogel mit seiner „nemo“ den Gewinn der deutschen Bestenermittlung, da die Meldezahl von sechs Booten nicht für eine offizielle Meisterschaftswertung ausgereichte. „Dass es nicht zur IDM gereicht hat, ist schade. Aber wir sind sehr stolz, dass wir von denen, die dabei waren, die besten sind“, sagte Uwe Kleinvogel. „Wir verlassen Travemünde mit einem sehr positiven Gefühl. Das hat Spaß gemacht. Und ich denke, wenn die Deutsche Meisterschaft weiterhin auf einem Ostseerevier bleibt, dann könnte die Gruppe IV noch wachsen.“
Das „positive“ Travemünde-Gefühl nahmen alle Segler nach der aufregenden Regattawoche mit nach Hause. Immer wieder wurde betont, dass vor allem die Wettfahrtleitung einen super Job gemacht hat und trotz schwieriger Wetterbedingungen, die von viel Wind bis zu bleierner Flaute reichten, bemüht war, so viele Wettfahrten wie möglich zu starten.