Heute Abend läutet Moderator Kai Pflaume die Schiffsglocken auf dem Kieler Rathausplatz und eröffnet das weltweit größte Segelfest. Segler aus 60 Nationen haben für die Kieler Woche 2017 gemeldet, darunter zahlreiche Olympioniken. Doch auch in den ORC- und den Internationalen Klassen versprechen die Felder sportlich-spannende Action auf dem Wasser.
(mit Material der Pressemitteilung) Rund 4000 Aktive, 50 Disziplinen, über 400 Starts: Die Kieler Woche ist auch 2017 ein Segelevent der Superlative.
Ziel sei es, „die gesamte Vielfalt des Segelsports“ abzubilden, sagte der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst (Kieler Yacht-Club), bei der Vorab-Pressekonferenz: von der Aalregatta für sportlich ambitionierte Amateure über die olympischen Klassen bis hin zu den Para Worlds Sailing Championships.
Den seglerischen Auftakt der Kieler Woche bildet das Welcome Race in der Kieler Innenförde. Am Samstag um 9.30 Uhr segelt die erste Gruppe der ORC-vermessenen Yachten vor dem Kieler Yacht-Club über die Startlinie. Nach den ORC-Racern gehen die Cruiser ins Rennen. Die Aalregatta, die wieder den Weg in die Kieler Woche gefunden hat, richtet sich an alle Dickschiffsegler – auch ohne ORC-Messbrief. Die Kutter-Regatten ab dem ersten Wochenende und die Windjammer-Regatta zum Abschluss sind weitere Highlights in der Innenförde.
Den Auftakt in Schilksee bildet die Segel-Bundesliga, die von Samstag bis Montag erstmals im Rahmen der Kieler Woche startet. Es folgen 15 internationale Klassen im ersten Teil (17. bis 20. Juni), bevor im zweiten Teil (21. bis 25. Juni) die olympischen Klassen ins Geschehen eingreifen und die Segler/innen mit Handicap bei den Para World Sailing Championships (PWSC) um WM-Medaillen kämpfen.
Starke olympische Klassen vor Kiel
Von Mittwoch bis Sonntag gehören die Regattabahnen auf der Kieler Förde zum größten Teil den olympischen Klassen.
Bei den Skiffs hat sich eine Segel-Legende angekündigt: Robert Scheidt, fünfmaliger Olympia-Medaillengewinner, will mit seinem Vorschoter Gabriel Borges nun im 49er angreifen. Vor Kiel trifft er auf die starke deutsche Mannschaft um Erik Heil/Thomas Plößel (NRV), die Bronzemedaillengewinner von Rio. Erstmals diese Saison am Start sind Justus Schmidt/Max Boehme (KYC), die Europameister von 2015. Als bislang erfolgreichstes deutsches 49er-Team Team der Saison segeln Tim Fischer/Fabian Graf (NRV) die Kieler Woche. Die beiden Kieler Studenten wurden im Vorjahr Vize-Junioren-Weltmeister und unterstrichen in diesem Jahr vor Palma mit Rang sieben sowie dem Sieg bei der Delta Lloyd Regatta, dass sie im internationalen Geschehen vorn mitsegeln. Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (SRCS) sowie Jan Frigge/Nils Carstensen (FSC) sowie weitere viel versprechende Teams aus dem Nachwuchs-Skiff-Projekt komplettieren das starke Aufgebot des German Sailing Teams im 49er.
Im 49erFX haben Victoria Jurzcok und Anika Lorenz (VSAW) mit einem Sieg in Palma und einer Silbermedaille in Hyères einen beeindruckenden Saisonstart hingelegt. Vor Kiel trifft das Team zum ersten Mal nach den Olympischen Spielen in Rio wieder auf Alex Maloney/Molly Meech (Australien, Silber in Rio) und Annemiek Bekkering/Anette Duetz (Niederlande/7. in Rio). Mit Tina Lutz/Susann Beucke (CYC/KYC) und Jule und Lotta Görge (KYC) ist jedoch auch die deutsche Konkurrenz nicht aus den Augen zu lassen.
Bereits seit einigen Wochen trainieren die 470er-Teams aus dem Perspektivkader des Deutschen Segler-Verbandes in Kiel. Bei den Männern treffen Malte Winkel/Matti Cipra (SYC/PSV), die jüngst den Sieg bei der YES erringen konnten, Simon Diesch/Philipp Autenrieth (BYC/WYC) sowie Max Schuberth/Silas Oettinghaus (RSV/RYC, Nachwuchskader) vor Kiel unter anderem auf die Australier Matthew Belcher und Will Ryan, die in Rio die Silbermedaille gewannen.
Für das 470er-Team Friederike Loewe/Anna Markfort (VSAW/JSC) ist die Kieler Woche die erste Regatta nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden bei der Europameisterschaft in Monaco. Auch ihre Teamkameradinnen Nadine Böhm/Ann-Christian Goliaß (DTYC), die EM-Zehnten, sind in Kiel am Start, ebenso Fabienne Oster/Anastasiya Krasko (NRV). Auch die amtierenden deutschen Jugendmeisterinnen aus dem DSV-Nachwuchskader, Theres Dahnke (PSV) und Birte Winkel (SYC), werden sich in das Geschehen auf der Regattabahn einmischen.
Mit 147 Meldungen ist das Feld der Laser Standard eines der größten auf der Kieler Woche. Mit dabei natürlich auch die Segler des German Sailing Teams, allen voran „Leitwolf“ Philipp Buhl (SCAI), der beim World Cup Finale vor Santander die Silbermedaille holte. Mit ihm starte Theo Bauer (RSV), sechster beim Europacup in Hyères, Nik Aron Willim (NRV), der YES-Sieger Max Wilken (RSV), Nico Steenbuck (SCS), Philipp Loewe (VSAW, YES-Zweiter) und Leonhard Hanisch (NRV).
Im Laser Radial gehen die YES-Siegerin Hannah Anderssohn (WYC), Svenja Weger (PYC), Lena Haverland (SYC), Pauline Liebig (DSMC), Laura Schewe (KYC), Lena Marie Weißkichel (SVG), Laura Bo Voß (MSC), Carolin Müller (FYC) und Vanessa Gregor (RSY) für das German Sailing Team an den Start.
Die Mixed Multihull-Klasse Nacra 17 legt in Kiel ihren letzten großen Auftritt auf C-Foils hin, bevor die neuen Z-Foils zum Einsatz kommen, mit denen die Kats eine stabilere Wasserlage bekommen sollen (mehr Informationen hier). Für das German Sailing Team starten in Kiel Jan-Hauke Erichsen/Ann Kristin Wedemeyer (FSC), die bei ihrem Team-Auftakt vor Palma bereits einen 12. Platz erzielen konnten.
Große Felder in den Jugendklassen
Dass die Anziehungskraft des 420ers ungebochen ist, zeigt die Meldeliste der Kieler Woche: 142 Mädchen- und Jungen-Teams gehen an den Start. Daniel Göttlich (VSAW) und Linus Klasen (PYC) aus der Jugend-Nationalmannschaft zeigten mit dem Vize-Weltmeistertitel U17 bereits 2016, wozu sie in der Lage sind. Mit einem Sieg bei der YES 2017 unterstrich das Team seine gute Form. Doch auch Sofie Schöne (SSV) und Line Thielemann (SYC) sind vielversprechend in die Saison gestartet. Mit Henrike Leitl und Inga Hofmann gehen zudem die Internationalen Juniorenmeisterinnen U17 für die Jugend-Nationalmannschaft an den Start.
Die 29er-Klasse trägt zur Kieler Woche ihren Eurocup mit über 100 Teilnehmern aus. Mit dabei sind Paul Pietzcker und Linus von Oppen aus der Jugend-Nationalmannschaft. Die Crew vom Berliner Yacht Club segelte bei der YES gegen starke skandinavische Konkurrenz auf Rang 5.
Paralympische Elite vor Kiel
Seglerinnen und Segler aus 41 Nationen kommen zu den Para World Sailing Championships im Rahmen der Kieler Woche. In den Klassen 2.4 mR, Hansa 303 und SKUD18 messen sich die besten Segler mit Handicap. Lokalmatador ist Heiko Kröger (NRV), im 2.4 mR mit einer Gold- und einer Silbermedaille dekoriert. Auch Lasse Klötzing (PYC), der 2016 in Rio den Sonar des deutschen Teams steuerte, segelt 2017 vor Kiel wieder im 2.4mR.
Jens Kroker (NRV), der mit seiner Sonar-Crew 2012 in London die Silbermedaille gewann, geht vor Kiel in der Zweimann-Jolle Hansa 303 an den Start.
„Die Para World Sailing Championships 2017 sind für World Sailing eine zentrales Event, mit dem wir dem Paralympischen Komitee demonstrieren wollen, wie wir das paralympische Segeln entwickeln und stärken“, sagte World Sailing-Präsident Kim Andersen.
Premiere für die Segelbundesliga zur Kieler Woche
Erstmals wird die 1. Liga im Rahmen der Kieler Woche ausgetragen. Die 18 besten Vereinsmannschaften treten von Samstag bis Montag in der Strander Bucht gegeneinander an, bevor der Tross weiter über Travemünde und Glücksburg zum Finale nach Berlin zieht.
Auf dem Kieler Revier zählt der zweifache Deutsche Meister, der Norddeutsche Regatta Verein, zu den Favoriten. Mit dem Hamburger Segel-Club und dem Lübecker Yacht-Club vertritt der NRV die norddeutschen Farben.
Hauptsache schnell: DJI Speed Challenge
Der Geschwindigkeitsrausch bestimmt die DJI Speed Challenge. Auf den rund 500 Metern direkt vor der Südmole in Kiel-Schilksee geht es am Freitag, den 23. Juni, ab 18 Uhr ausschließlich um Geschwindigkeit. Ob Zwölfer, Katamaran oder foilende Kites – gewonnen hat derjenige, der die Strecke in der kürzesten Zeit zurücklegt.
Bei der ersten Kieler Woche Speed Challenge 2015 gewann der Kiter Roy Rodwald, der die Strecke in 39,69 Sekunden abflog. Zwölfer, Extreme 40 und auch der Nacra F20 der Brüder Helge und Christian Sach hatten das Nachsehen. Doch nachdem im Vorjahr Sturmböen den Start unmöglich machten, wollen die Zarnekauer Brüder in diesem Jahr beim zweiten Anlauf Revanche und den Titel. „Wir werden vielleicht mit unserem M32 ‚itelligence‘ starten“, so Helge Sach.
Alle Meldelisten und Ergebnisse finden Sie hier
Kieler Woche-Zeitplan
Teil I (17.-20. Juni)
2.4mR (open), 29er (Euro Cup), 505, Albin Express, Contender, Europe, Flying Dutchman, Folkeboot, Formula18, Hobie16, J/24, Laser 4.7, Laser Rad. (open), Nacra15, OK-Jolle
Teil II (21./22.-25. Juni)
Para World Sailing Championships (2.4mR, Skud, Hansa 303, Weta), 470 M/W, 49er M, 49erFX (open), Finn M, Laser Rad. W, Laser Std. M, Nacra17 Mix, 21.-25. Juni.
420, J/70, J/80, Melges24 (European Sailing Series), 22.-25. Juni.
ORC (17.-24. Juni)
Welcome Race (Kiel – Eckernförde – Kiel) 17.-18. Juni.
Kiel-Cup Alpha, 19.-21. Juni.
Senatspreis, 22. Juni.
Silbernes Band, 23.-24. Juni.
Klassiker (17.-20. Juni)
Rendezvous der Klassiker, 17. Juni.
5.5mR & 12mR Trophy, 18.-19. Juni.
Kieler Woche, Segel-Bundesliga
1. Bundesliga, 17.-19. Juni.
Aalregatta
Aalregatta (Kiel – Eckernförde – Kiel) 17.-18. Juni.