Für Laser-Segler Philipp Buhl endeten die olympischen Segelwettbewerbe mit einem enttäuschenden 14. Platz. Aber der Frust von Rio ist verarbeitet, die Lockerheit ist zurück und mit dem neuen Trainer Alex Schlonski auch der Spaß am Segeln im Team wieder spürbar.
Die Olympischen Spiele in Rio sind Geschichte. Bist du in eine Art post-olympischen Blues verfallen?
Philipp Buhl: Nach Rio habe ich mir erstmal Urlaub gegönnt. Die letzten vier Jahre waren sehr intensiv, insbesondere das Jahr 2016. Und der seglerische Höhepunkt in Rio war mit dem 14. Platz eine riesige Enttäuschung. Ich brauchte Abstand, habe die letzte Kampagne noch abgeschlossen und dann den Blick wieder nach vorn gerichtet. Nach dem Jahreswechsel gingen die Vorbereitungen für den ersten Weltcup in Miami direkt los. Ich hatte mir noch keine Ziele gesteckt, Platz sechs war in Ordnung. Zudem bin ich froh, dass wir Alex Schlonski als neuen Coach für uns Laser Segler gewinnen konnten.
Wie ist denn die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer Alex Schlonski?
Philipp Buhl: Alex bringt als erfolgreicher Segler und erfahrener Trainer alles mit, um uns voranzubringen. Er kennt die Perspektive des Sportlers sehr gut, weil er selbst auf Weltklasseniveau gesegelt ist. Durch seine Starboot Kampagne hat Alex im taktischen Bereich eine große Stärke. Außerdem hat er die nötige Sensibilität, um als Trainer eines Teams alle entsprechend zu unterstützen.
Was sind die seglerischen Highlights in dieser Saison?
Philipp Buhl: Die Saison hat gleich einige seglerische Höhepunkte: Die Europa- und Weltmeisterschaften, die zwei Weltcups in Miami und Hyères, das Weltcup-Finale in Santander, die Kieler Woche und die Trofeo Princesa Sofía vor Mallorca. Genug Gelegenheiten, um auf höchstem Niveau eine Standortbestimmung im nacholympischen Jahr durchzuführen. Eventuell geht es Ende des Jahres noch zum Weltcup nach Japan – was ja im Hinblick auf die olympischen Spiele im Jahr 2020 in Tokio besonders spannend ist.
Und hast du außerhalb der Laser-Wettbewerbe noch weitere Ambitionen?
Philipp Buhl: Ich würde gerne an der Moth-Weltmeisterschaft teilnehmen. Es fehlt mir zwar ein wenig die Vorbereitungszeit, aber die Weltmeisterschaft findet auf dem Gardasee statt und es würde mir schon schwerfallen, dort nicht mit zu segeln.
Fühlen sich die Wettbewerbe in der nach-olympischen Saison anders an als im Jahr vor Rio?
Philipp Buhl: Letztes Jahr bin ich jede Regatta mit höchster innerer Anspannung gesegelt – man hatte bei jedem Schlag, bei jeder Wende die olympischen Spiele im Hinterkopf. Das ist jetzt komplett anders. Ich habe bereits in Miami gemerkt, dass ich einfach viel lockerer bin und auch die anderen Segler wieder mehr als Kumpels sehe. Im olympischen Jahr sind sie alle Konkurrenten, die du bei den Spielen hinter dir lassen willst.
Das hört sich an, als wärst du jetzt mit angezogener Handbremse auf dem Wasser?
Philipp Buhl: Überhaupt nicht, meine Motivation ganz vorne zu segeln ist mindestens genauso groß wie im letzten Jahr. Ich möchte einfach eine richtig gute Saison segeln! Außerdem macht es wieder richtig Spaß, mit einer Trainingsgruppe zu arbeiten. Diese Hierarchie zwischen Olympiateilnehmer und Sparringspartner ist weg und mit Theodor Bauer und Nik Aron Willim auf Augenhöhe zusammen zu arbeiten, darauf freue ich mich sehr.
Wie sieht der Fahrplan für die Jahre bis Tokio aus?
Philipp Buhl: 2017 möchte ich bei den Weltmeisterschaften möglichst gut abschneiden. Die wichtigste Aufgabe für dieses Jahr ist es aber, unsere gesamte Trainingsgruppe mit Theo und Nik nach vorne zu bringen. Wir profitieren alle drei von einem richtig guten Team und daran möchte ich jetzt mit meinem Know-how und dem neuen Trainer arbeiten. Mein Ziel ist es, dass wir, ähnlich wie die Engländer oder Australier, eine richtig starke Trainingsgruppe formen. 2018 werden dann bei der WM in Aarhus die ersten Nationenplätze für die Spiele vergeben und 2019 steht die nationale Qualifikation auf dem Plan.
Was wünschst du dir von der Zusammenarbeit mit dem DSV?
Philipp Buhl: Wir brauchen die volle Unterstützung, um den deutschen Segelsport und insbesondere den Leistungssport nach vorne zu treiben. Die Verlagerung der Abteilung Leistungssport nach Schilksee ist ein sehr gutes Zeichen. Wenn wir jetzt noch eine motivierende Wohlfühlatmosphäre für uns Aktive schaffen, ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung getan. Erik Heil und ich wurden ja bereits mit eingebunden und wir freuen uns, wenn wir unseren Teil in Zukunft dazu beitragen können.