Die Starter des German Sailing Teams konnten sich bei der Formula Kite-Weltmeisterschaft im Golf von Oristano stark in Szene setzen. Bei der ersten Welttitelkämpfen im ersten Olympia-Zyklus der neuen Disziplin für Männer und für Frauen raste Florian Gruber nach Auftaktwacklern mit überzeugendem Endspurt noch auf Platz acht.
Der 27-Jährige Top-Fahrer vom Norddeutschen Regatta Verein hat sich im Verlauf der Serie enorm steigern können. „Ein bisschen mehr wäre sogar möglich gewesen“, zog der Kiter aus Garmisch-Partenkirchen selbstkritisch Bilanz, „andererseits bin ich happy, dass es nach dem weniger gelungenen zweiten Tag noch so weit nach vorne ging.“
Für den Beach-Games-Gewinner und vielfachen Weltmeister bedeutet der aktuelle WM-Platz acht eine Punktlandung, weil er sich damit knapp drei Jahre vor der Olympia-Premiere der Kitesurfer als Kader-würdig empfohlen hat. „Mir fehlen ein, zwei Knoten Speed zur absoluten Spitze, doch das ist nichts, woran sich nicht arbeiten lässt. Ich bin bei dieser WM nicht immer sehr gut gefahren, habe aber den 16. Platz im Goldfleet, mit dem ich unglücklich war, am Ende mit Platz acht wieder gutgemacht.“ Geholfen hat ihm dabei eine besondere Vorliebe, die Spitzensportler zu dem macht, was sie sind: „Ich mag den Druck am letzten Tag. Da bin ich immer gut vorgefahren.“
Jannis Maus: „Eine deutsche Olympia-Medaille ist das Ziel“
Auch Grubers jüngerer Teamkamerad Jannis Maus hat die WM nach Höhen und Tiefen als Vierzehnter im Feld von 82 Startern aus aller Welt erfolgreich beenden können. Der 25-jährige Oldenburger, der für die Cuxkiters startet, konnte in den anspruchsvollen ablandigen und teilweise stark drehenden Bedingungen wie Gruber bis ins Halbfinale vordringen. Erstmals vom britischen DSV-Trainer Chris Rashley begleitet, fühlten sich Deutschlands beste Formula-Kite-Akteure im WM-Revier vor Sardinien ideal betreut. Flo Gruber sagte: „Wir hatten super Support durch Chris und freuen uns auf die nächsten Trainings und Einsätze mit ihm.“ Sowohl Florian Gruber als auch Jannis Maus haben sich die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 zum Ziel gesetzt. Und sogar noch mehr, unterstreicht Maus den ehrgeizigen Plan der deutschen Doppelspitze: „Eine deutsche Medaille ist auf jeden Fall das Ziel. Die Geschichte des olympischen Kitesports ist noch ungeschrieben. Aber wir möchten sie gerne mitschreiben.“
Dass sich am Ende des Weges nur einer von ihnen qualifizieren kann, ändert nichts daran, dass sie den Kurs vorerst Seite an Seite angehen, denn Gruber und Maus kennen sich sehr lange und sehr gut. „Flo hat mich als Kind sogar mal gebabysittet. Wir kennen uns von klein auf. Mein Vater war vor Jahrzehnten bei seinem Vater in der Snowboardschule“, erzählt Jannis Maus lächelnd. Seine WM-Bilanz: „Wenn ich positiv formulieren würde, habe ich erreicht, was ich mir vorgenommen habe: einen Platz in den Top 15. Das war ein gutes und schwieriges Ziel. Ich habe während WM auch gesehen, dass auf jeden Fall mehr Potenzial da ist. Ich konnte einige Top-Platzierungen einfahren.“ Im Finale wurde Maus während einer Wende unglücklich vom Board geholt: „Da hat es mich in einer Art kleiner Windhose weggetragen.“ Begeistert zeigte sich auch Maus vom neuen Coach: „Chris Rashley ist ein Gewinn, hat klare Strukturen und Lust auf uns Kiter. Der bringt Schwung rein.“
Leonie Meyer: „Ich weiß, wo ich herkomme und was künftig möglich sein kann“
Der Trainingsgruppe mit Flo Gruber, der sein International-Management-Studium zu Jahresbeginn beendet hat, und Jannis Maus, der bis Jahresende seine Master-Arbeit zu erneuerbaren Energien beenden will, gehört auch Leonie Meyer als beste deutsche Kiterin an. Die 28-jährige ehemalige 49er-Seglerin vom Norddeutschen Regatta Verein hatte vor Jahren schon auf die Chance gesetzt, dass der Kitesport einmal olympisch werden könnte. Als Mutter eines erst fünf Monate alten Sohnes hat Meyer in diesem Jahr nicht in üblicher Intensität trainieren können. Ihr Medizinstudium hatte sie erst wenige Tage vor WM-Beginn in Regelstudienzeit erfolgreich abgeschlossen. „Da bin ich schon sehr stolz drauf. Ich hätte mir trotzdem bei der WM die Qualifikation für die Gold Fleet und ein besseres Ergebnis erhofft“, sagte Meyer, die den Cut bei der Weltmeisterschaft als erste „Leidtragende“ um nur einen Platz verpasst hatte.
WM-Platz 27 schockt die erfahrene Leistungssportlerin vom German Sailing Team aber nicht: „Ich weiß, wo ich herkomme und was künftig möglich sein kann. Ich habe gesehen, dass das Feld sehr stark geworden ist. Da muss ich erst wieder rein- und rankommen. Im Prinzip hat mich aber nur ein ätzender Tag mit viel und ablandigem Wind ein deutlich besseres Endergebnis gekostet. Die anderen sind nicht Welten weit weg. Ich konnte in der Silberflotte gute Rennen und gute Ergebnisse zeigen und werde mich jetzt auch dank der großen Unterstützung meiner Familie bis zu den Olympischen Spielen stark aufs Kiten konzentrieren können.“ Weltmeister wurde vor Sardinien der Franzose Theo de Ramecourt vor Top-Favorit und Landsmann Axel Mazella. Bei den Damen setzte sich einmal mehr Überfliegerin Daniela Moroz (USA) durch.
ENDERGEBNISSE Formula Kite Weltmeisterschaft 2021
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