Für Hannah Anderssohn war der Erfolg bei den Youth Worlds 2015 etwas ganz besonderes („Die Medaille hat einen ganz besonderen Platz bei mir zuhause“). Für Nico Naujok war die Jugend-EM ein neues Feeling („ Auf einmal steht man da und vertritt Deutschland“). Für Julian Hoffmann ist der Wettkampf auf dem Wasser auf internationaler Ebene zwar ähnlich wie der auf der nationalen, aber der Rahmen sei schon sehr beeindruckend.
Mit der Ehrung der Jugendmeister präsentierte die Deutsche Seglerjugend beim 23. Jugendseglertreff in Hamburg ihre erfolgreichen Seglerinnen und Segler, zeigte Vorbilder und honorierte Erfolge. Geehrt wurden Nachwuchssegler/innen, die bei Welt- oder Europameisterschaften Medaillen für den DSV errungen haben. In einer gekonnt lockeren Talkrunde mit Nico Naujock, Hannah Anderssohn, Pascal Freund, Anna Barth und Julian Hoffmann entlockte DSV-Jugendobmann Timo Haß dem erfolgreichen Nachwuchs persönliche Eindrücke und blickte mit ihnen in die Zukunft.
Konkret wurden die Geehrten auch bei der Frage nach ihrem Wunsch an den DSV. Mehr Unterstützung beim Bootswechsel, mehr Vorbereitung und Aufklärung über olympische Klassen, Unterstützung bei internationalen Trainingseinheiten, bei der persönlichen Sponsorenfindung und Hilfe nicht nur auf dem Wasser, sondern im Umfeld, waren die Wünsche an den anwesenden DSV-Generalsekretär Germar Brockmeyer. „Die Themen und Arbeitskreise hier beim Jugendseglertreff waren vorbildlich. Es wäre schön, wenn man solche Themen häufiger anbieten könnte“, so Hannah Anderssohn, die nach ihrer schweren Knieverletzung das Krafttraining wieder aufgenommen hat und hofft, ab April wieder im Laser zu sitzen. Da alle Qualifikationen für Tokio im Laser Radial in das Jahr 2020 gelegt wurden, blickt Anderssohn nach zwei Meniskus-Operationen und harten Monaten des Segelentzugs wieder optimistischer in die Zukunft.
Und während bei Anna Barth und Pascal Freund der Wechsel vom Opti in ein Zweihandboot ansteht, wechselt Julian Hoffmann nur die Segelgröße im Laser.
Julian Hoffmann: Auf den Spuren von Philipp Buhl
Er gilt als eines der ganz großen Talente im deutschen Segelsport: Julian Hoffmann (16 Jahre). Der Bayer vom Segelclub Alpsee Immenstadt segelt auf den Spuren seines großen Vorbildes Philipp Buhl, mehrfacher Kieler-Woche-Sieger und WM-Dritter 2018, der im selben Verein beheimatet ist und als die deutsche Laser-Hoffnung für Olympia 2020 in Tokio gilt.
Beim Deutschen Jugendseglertreffen wurde Hoffmann mit dem Nachwuchspreis von Immac ausgezeichnet. Der Preis, der mit 2000 Euro dotiert ist, wird von der IMMAC group verliehen, zu der unter anderem das IMMAC Sailing Team gehört. Matthias Graf zu Castell-Rüdenhausen überreichte Pokal und Scheck. Der Investor in Spezialimmobilien hat sich vor 18 Jahren dem Segelsport verschrieben. Im Nacra 17, 49er, 2.4mR oder Offshore segeln Immac-Crews vorn mit. Zudem werden seit zehn Jahren Vereine und Schulen mit Optis unterstützt, die in einer Behindertenwerkstatt hergestellt werden. „Wir verstehen uns als Partner der Segler unseres Teams“, so Castell.
Seit diesem Jahr wird das Immac-Engagement nun um den Nachwuchspreis erweitert. Ein sonst nicht wortkarger Julian Hoffmann war sprachlos. „Ich bin sehr, sehr dankbar“, so der Bayer.
Hoffmann fand über den Laser 4.7 den Weg in den Radial, dessen Segelfläche 5,7 statt 4,7 Quadratmeter beträgt. Bereits im 4.7 hamsterte der Schüler Erfolge, gewann 2016 als 13-Jähriger den U-16-Titel, wurde Vizemeister bei der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft im Rahmen der Travemünder Woche und hatte 2017 den Bug vorn bei der Kieler Woche des Nachwuchses, den Young Europeans Sailing (YES).
2018 folgte der perfekte Umstieg in den Laser Radial mit dem erneuten Sieg bei den YES-Regatten vor Kiel. „Hat gut geklappt“, so der Gymnasiast am Oberstdorfer Sportgymnasium knapp. Drei Wochen nach dem Umstieg auf das größere Segel folgten gleich der erste Erfolg und die Berechtigung zur Teilnahme an der Jugend-WM in Texas, der sechste Platz bei der Kieler Woche unter 168 Teilnehmern sowie Rang vier in der U17-Wertung der Laser Radial Jugend-WM vor Kiel, und schließlich vertrat Hoffmann die DSV-Farben bei den Youth Worlds von World Sailing in Corpus Christi. In den USA ersegelte Hoffmann in seinem ersten Laser-Radial-Jahr Rang neun.
Vor einer Woche ehrte der Bayerische Seglerverband sein Nachwuchstalent in München für seinen 1. Platz bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft und den 1. Platz bei der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft. Julian Hoffmann, auch Bayerischer Jugendmeister, gilt als eines der größten Nachwuchstalente im deutschen Segelsport. Timo Haß: „Julian kommt aus dem Breitensport und hat seine Segelkarriere sehr zielgerichtet mit jährlicher Steigerung aufgebaut.“ Vielleicht ist es kein Zufall, dass Hoffmann den Laser segelt, den sein Clubkamerad Phillip Buhl 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio zugeteilt bekommen hatte.
Am 1. Weihnachtstag 2018 feierte der Allgäuer, Mitglied der 50-köpfigen deutschen Jugendnationalmannschaft, seinen 16. Geburtstag. In Oberstdorf, wo sonst eher Wintersportler die Schulbank drücken, wächst eine ganz große deutsche Segel-Hoffnung heran – auf den Spuren seines Vorbildes und Vereinskameraden Philipp Buhl.
Die geehrten Jugendlichen:Nico Naujock (2001/Wassersportverein 1921) Hannah Anderssohn (1999/Warnemünder Segel-Club) Anna Barth (2004/Mühlenberger Segel-Club) Pascal Freund (2002/VSaW Berlin), Florian Krauß (2003/Yacht-Club Seeshaupt), Cosima Schlüter (2004/Berliner Yacht-Club) Theresa Wierschin (2001/Akademischer Segelverein zu Greifswald) Alina Kornelli (2000/Windsurfing-Club Starnberger See) Lennart Frohmann (2004/Duisburger Yacht-Club) Julian Hoffmann (2002/Segelclub Alpsee Immenstadt) 1. Platz U17 Deutsche Jugendmeisterschaft 9. Platz Youth Worlds 4. Platz U17 JWM |