Das große Treffen der Seglerjugend: 250 Ehrenamtliche aus ganz Deutschland zu Gast – Jugendobmann Timo Haß wiedergewählt
Hamburg stand am letzten Wochenende ganz im Blickpunkt des deutschen Segelsports. Während im Hamburger Rathaus die Hochseesegler mit dem German Offshore Award ausgezeichnet wurden und die Seesegler der Regattavereinigung Seesegeln (RVS) ihre Ranglisten-Sieger feierten, tagte die Deutsche Seglerjugend ein Wochenende lang im NH-Hotel in Hamburg Horn und in der Helmut-Schmidt-Universität. Im Rahmen des 23. Jugendsegler-Treffens kamen 250 Jugendliche aus ganz Deutschland zusammen zum Informationsaustauch, zu Wahlen, Ehrungen, Arbeitskreisen und Expertenrunden. An drei Tagen führte der einstimmig wiedergewählte Jugendobmann Timo Haß gekonnt durch eine Großveranstaltung, die einmal mehr das starke Engagement des Segelnachwuchses für seinen Sport unterstrich.
„Ehrenamt lohnt sich und macht glücklich“, betonte Mona Küppers, Präsidentin des Deutschen Segler-Verbandes, bei der Eröffnung. Die höchste Repräsentantin des deutschen Segelsports, die selbst seit 1991 ehrenamtlich im Segelsport aktiv ist, unterstrich aber auch, dass das Ehrenamt nicht nur schöne Seiten hat. „Die Fehler, die man macht, sehen alle, die viele Arbeit und das Engagement weniger“, so die DSV-Präsidentin, die ebenso wie der Vorsitzende des Seglerrates, Bodo Barthmann (Mecklenburg-Vorpommern), DSV-Vizepräsident Claus-Otto Hansen und die Vorsitzenden der Landesverbände Rheinland Pfalz, Wolfgang Wagner, und Hamburg, Andreas Völker, sowie Seglerratsmitglied Rochus Ponn vor Ort waren. Völker lobte ebenfalls das enorme Engagement und lud zur Entspannung zur Abendveranstaltung ein, die der Hamburger Segler-Verband mitfinanzierte.
Eine weitere gute Nachricht hatte Stefan Raid im Gepäck. Der Vertreter der Deutschen Sportjugend (DSJ) im Olympischen Sportbund berichtete, dass bei der DSJ-Sitzung eine Woche zuvor der Antrag der Seglerjugend auf weitere finanzielle Förderung in den kommenden Jahren befürwortet worden war. Raid, DSJ-Finanzminister, wies auf die gute Zusammenarbeit mit der Seglerjugend hin und war von der großen angereisten Schar der ehrenamtlichen Nachwuchssegler beeindruckt.
Ein Steilvorlage für den Jugendobmann des DSV, Timo Haß, lieferte Mona Küppers: „Tauscht Euch aus, seid konstruktiv und nörgelt. Ihr habt Einfluss und könnt bewirken, dass es den deutschen Nachwuchsseglern immer etwas besser geht.“ Haß, der bereits seit acht Jahren die Stimme der Jugend ist und als Jugendobmann dem DSV-Präsidium angehört, nahm den Ball auf. „Wir müssen in der Tat nicht immer angepasst sein, dürfen anregen und, wie eben gehört, auch nörgeln“, so Haß, der sein Team um Jugendsekretärin Hanna Hell und das Hamburger Team um Jugendobmann Miklas Meyer für die perfekte Organisation des Jugendseglertreffens in der Hansestadt ausdrücklich lobte.
Deutlich weniger das Nörgeln als vielmehr engagiertes Arbeiten stand im Vordergrund der Zusammenkunft in Hamburg. Drei Arbeitskreise, das Treffen der Jugendsprecherinnen und Jugendsprecher, das Treffen der Junioren und sechs Expertenrunden standen am Freitag und Samstag auf dem Programm, bevor am Sonntag der parlamentarische Teil, die Arbeitssitzung, das Jugendseglertreffen komplettierte.
Haß schlug in seinem Bericht den Bogen von den Youth Worlds 2017 in Chinaund 2018 in den USA, dem jährlichen deutsch-französischen Austausch, der gemeinsamen Jugend- und Jüngstenmeisterschaft aller Nachwuchsklassen in Lübeck und den Youth Olympic Games über den Deutschen Seglertag mit den personellen Veränderungen bis zum „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“. Der Preis wird vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Commerzbank ausgelobt. Noch bis zum 31. März können sich Vereine beim DSV bewerben. Auch der DSV gibt für seinen Nachwuchs Geld aus. „Die Unterstützung von Maßnahmen für den Nachwuchs ist ein echter Service für die Vereine“, so Haß. Bis zu 5000 Euro gibt es für ausgewählte Jugendveranstaltungen. 2017 gingen Anträge über eine Gesamtsumme von über 110.000 Euro ein. 32 Maßnahmen wurden mit insgesamt 30.000 Euro gefördert, 2018 wurden 33 Maßnahmen unterstützt.
Sehr zügig wurden die Jahreshaushalte 2017 und 2018 verabschiedet, wiesen doch beide Ersparnisse auf. Geholfen haben bei den Budgets größere Zuwendungen der Deutschen Sportjugend sowie Einsparungen durch den Ausfall der Eurosaf-EM und eines deutsch-französischen Austausches. Ein neues Zahlenwerk zeigen die veranschlagten Etats für die kommenden Jahre, da die Jugend-WM und Youth Olympics in den Bereich Leistungssport gewandert sind.
Der bereits vor zwei Jahren avisierte Wunsch nach Änderungen in der Jugendordnung wurde jetzt formuliert. Die Deutsche Seglerjugend möchte die Altersgrenzen der Ordnung der Deutschen Sportjugend anpassen, wonach Mitglieder im Alter bis 18 Jahre zu den Jugendlichen und von 19 bis 27 Jahren zu den Junioren zählen. Beide Gruppen sollen Mitglied der Deutschen Seglerjugend sein. Darüber entscheiden wird der Deutsche Seglertag im November in Hamburg.
Nicht angenommen wurde der Vorschlag, dass jeder Verein eine Grundstimme für eine Jugendsprecherin und einen Jugendsprecher bekommt. Der Versuch, hier eine paritätische Verteilung aufzubauen, wurde abgelehnt. Es bleibt bei einer Grundstimme für die Jugendsprecherin oder den Jugendsprecher.
Überzeugend verlief die Wiederwahl des Jugendobmannes. „Ich bedanke mich für das überzeugende Votum. Der gemeinsame Einsatz für die Jugend lohnt sich. Wir dürfen nicht nachlassen. Für das gemeinsame Ziel müssen auch Egoismen zurückgestellt werden“, so Haß.
Die geehrten Jugendlichen beim 23. JugendseglertreffenNico Naujock (2001/Wassersportverein 1921) Hannah Anderssohn (1999/Warnemünder Segel-Club) Anna Barth (2004/Mühlenberger Segel-Club) Pascal Freund (2002/VSaW Berlin)/ Florian Krauß (2003/Yacht-Club Seeshaupt)/ Cosima Schlüter (2004/Berliner Yacht-Club)/ Katharina Schwachhofer (2003/Segelkameradschaft Leopoldshafen) Cosima Schlüter (2004/Berliner Yacht-Club) Theresa Wierschin (2001/Akademischer Segelverein zu Greifswald) Alina Kornelli (2000/Windsurfing-Club Starnberger See) Lennart Frohmann (2004/Duisburger Yacht-Club) Julian Hoffmann (2002/Segelclub Alpsee Immenstadt)
Weitere Informationen zur Ehrung der Jugendmeister finden Sie hier. |
Expertenrunden
Eine Werbung der ganz besonderen Art betrieb Mitja Meyer in der Expertenrunde „Umgang mit High Performance Klassen“. Der Foiling-Freak zeigte in 60 Minuten die Gefahren des Foilens vom Nacra 17 bis zum Ocean Race auf. Von der Vorbereitung von Material und Körper bis zum Mann-über-Bord-Szenario reichte die Palette, die deutlich machte, dass Foilen Segeln in anderer Dimension ist. „Früher waren 40 Knoten die absolute Spitzengeschwindigkeit, heute ist das bei foilenden Kats die Durchschnittsgeschwindigkeit“, so der Hamburger. Der Segler und Trainer schloss allerdings mit dem Hinweis, dass die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiere, gering sei. Den anwesenden jungen Seglern war nach diesem Vortrag anzusehen, dass die Gefahr zwar schreckt, die Geschwindigkeit jedoch lockt.
Seesegeln ist Teamsport. Das machte Bendix Hügelmann, Vorstand in der Regattavereinigung Seesegeln, in der Expertenrunde „Regattasport Seesegeln“ deutlich. Von der Nordseewoche, Rund Bornholm über Minitransat bis The Ocean Race und Vendée Globe reichte die Liste der Offshore-Regatten, die die Jugendlichen aufzählten. Der Großteil der Teilnehmer ist bereits auf Dickschiffen mitgesegelt. Hügelmann, der als Mitsegler das Projekt „Silva Hispaniola“ hervorhob, zeigte die Vor- und Nachteile des Hochseesegelns auf. „Seesegeln ist absoluter Teamsport auf dem Wasser und an Land. Es ist eine ganzheitliche Erfahrung. Jeder ist an Bord gleich wichtig, und nur, wenn alles wie beim Uhrwerk zusammenläuft, hat man auch Erfolg“, so der Hamburger. Hügelmann thematisierte auch die nicht gerade angenehmen Erfahrungen eines Seeseglers, machte aber gleichzeitig auch deutlich, dass das Erlebnis Teamgeist überwiege. Er empfahl die direkte Kontaktaufnahme zu Crews, da es keine funktionierende Crewbörse gebe, wies auf das Vorbereitungsprogramm „go for speed“ hin und empfahl den Vereinen, ein Vereinsschiff anzuschaffen. Nie sei dies günstiger als jetzt, und man könne ja klein anfangen (Bénéteau 25, X99). „Die Vereine müssen ein Jugendboot-Konzept erstellen“, so Hügelmann. 75 Prozent der Jugendlichen gingen dem Segelsport mit der Beendigung der Schulzeit im Alter von 16 bis 18 Jahren verloren. Seit einigen Jahren bemüht sich die RVS darum, kleine Boote zu gewinnen: „Wenn die Yachten immer größer werden, wächst die Hemmschwelle für einen Einstieg.“
Das sicherlich komplexeste Thema behandelte Timo Haß mit „Rechtliche Aspekte der sportlichen Jugendarbeit“ in seiner Expertenrunde. Von der Rechtsfähigkeit und Geschäftsfähigkeit bis zur Aufsichtspflicht und Versicherung, von dem Recht am eigenen Bild bis zum Datenschutz reichten die Aspekte des Themas, das kaum in den zur Verfügung stehenden 60 Minuten umfänglich abzuarbeiten war. Der Jurist Haß konnte in der Kürze der Zeit nicht alle Fragen aufzeigen, dafür aber alle gestellten Fragen beantworten. Dass jedes neue Mitglied das Datenschutzformular unterschreiben muss, dass die Mitglieder durch die Landessportbünde vom Unfall über Haftpflicht bis Umwelthaftpflicht und Rechtsschutz versichert sind und dass mit Präventionskonzepten (Schutz vor Gewalt und Missbrauch) Schwache geschützt werden, die Jugendarbeit aber nicht verhindert werden soll, waren nur einige der Punkte, die angerissen wurden.
Weitere Expertenrunden gab es zu den Themen „Internationale Jugendbegegnungen für Vereine“, „Angebote der Seglerjugend für Verbandsvereine“ sowie „Einsatz von sozialen Netzwerken im Jugendsegelsport“.
Fotos, Videos und eine umfangreiche Dokumentation zum Jugendseglertreffen erhalten Sie hier.