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Hansa-WM: Jens Kroker gewinnt Bronze

Das Feld der Hansa-303-Seglerinnen und Segler am Start zu einem von sechs Qualifikationsrennen. © Alex Dare

Jens Kroker gelang bei der Weltmeisterschaft der inklusiven Hansa-Klassen im Ein-Personen-Boot Hansa 303 der herausragende dritte Platz in einem hochkarätig besetzten internationalen Feld. Weltmeister wurde in Australien der konstant segelnde Franzose Gauthier Bril vor Piotr Chickoki aus Polen. Böen bis zu 30 Knoten und starker Regen hatten dazu geführt, dass die Rennleitung im Royal Prince Alfred Yacht Club nördlich von Sydney die Läufe in der Gold- und Silberflotte am letzten Tag absagte und die Titelträgerinnen und -träger anhand der Ergebnisse nach den sechs Qualifikationswettfahrten kürte.

Mehr als 200 Starterinnen und Starter aus 16 Nationen waren nach Down Under gereist, um ihre Weltmeisterinnen und Weltmeister in den Hansa-Klassen Hansa 2.3, Hansa 303 Eine Person und Zwei Personen, Liberty und SKUD zu ermitteln. „Ich glaube, alle, aber auch wirklich alle, haben hier eine ganz besondere Woche erlebt“, sagt Jens Kroker, der als einziger Deutscher mit Trainer Christian Bittner den weiten Weg nach Australien angetreten hatte.

Besonders, weil die Segelbedingungen in der von Bergen umgebenen Bucht mit drehenden und in der Stärke wechselnden Winden herausfordernd waren. Es gab spannende und seglerisch anspruchsvolle Rennen in allen Klassen, „und viele Aktive sind in den Platzierungen mal weit vorn und dann wieder im Mittelfeld gelandet“, berichtet der Heidelberger. So auch Jens Kroker: Von Rang 1 bis 11 war in den sechs Qualifikationswettfahrten alles dabei. Vor den ursprünglich angesetzten Finals am Sonntag hatten allein fünf Segler in der Klasse Hansa 303 die Chance, den Weltmeistertitel zu gewinnen – so eng lag das Feld beieinander. Am Ende entschied das Wetter. „Und Gauthier Bril hat zu Recht gewonnen“, freut sich Jens Kroker für den Franzosen und ist selbst mehr als zufrieden mit WM-Bronze. „Die Schwerpunkte in meinem Leben haben sich verschoben auf Familie und Engagement im Job – da bleibt nicht mehr viel Zeit fürs Training.“ Umso beachtenswerter der dritte Platz bei 75 Startern in der Hansa-303-Klasse. Zur Sammlung der sportlichen Erfolge des 55-Jährigen zählen unter anderem der Sieg bei den Paralympics 2008, zwei paralympische Silbermedaillen (2000, 2012) sowie WM-Titel.   

Siegerehrung bei der Klasse der Hansa 3003: Weltmeister wird der Franzose Gauthier Bril vor Piotr Chickoki (Polen) und Jens Kroker aus Heidelberg (links) © Alex Dare

„Besonders“ war die Woche in Australien aber auch aus einem anderen Grund. Der Royal Prince Alfred Yacht Club (RPAYC) hatte die inklusive Weltmeisterschaft perfekt vorbereitet. Rund 200 freiwillige Vereinsmitglieder begleiteten und unterstützten die Seglerinnen und Segler, wann und wo es notwendig war – „immer freundlich, immer aufmerksam und zugleich unaufdringlich, und es gab für jedes Problem eine Lösung“, beschreiben Jens Kroker und Trainer Christian Bittner die Veranstaltung vor Ort.

Die WM-Vorbereitungen im Hafen des Royal Prince Alfred Yacht Club nördlich von Sydney laufen auf Hochtouren. © Alex Dare

Der RPAYC vereint seit vielen Jahren seinen leistungssportorientierten Einsatz und sein Engagement im inklusiven Segeln. „Hier wird gar nicht so viel über Inklusion geredet, weil eben keiner exkludiert ist“, sagt Jens Kroker.

Und genau das ist es, was Jens Kroker als Geschäftsführer der Turning Point Stiftung auch in Deutschland erreichen möchte. „Diese Selbstverständlichkeit kann Vorbild für unsere Veranstaltungen im Bereich des inklusiven Segelns sein.“ Die Stiftung, mit der auch der Deutsche Segler-Verband eng zusammenarbeitet, hat es sich zum Ziel gesetzt, das Segeln für Menschen mit Einschränkungen aller Art zugänglich zu machen. Dazu gehören neben körperlichen oder geistigen Handicaps auch soziale Hürden oder fehlende finanzielle Mittel. Die Stiftung unterstützt deshalb unter anderem Segelvereine in Deutschland aktiv dabei, ein inklusives Angebot aufzubauen.

Dieser weiter gefasste Inklusionsbegriff hatte vor vielen Jahren auch den Australier Chris Mitchell dazu bewogen, die Hansa-Klasse zu entwickeln. Die verschiedenen Boote dieser Klasse haben viele Adaptionsmöglichkeiten, sind kentersicher, kostengünstig und weltweit verbreitet. Sie eignen sich für Vereine für den Einstieg in den Inklusionsbereich, könnten aber auch eine Ergänzung zum Optimisten sein.  

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