Das Olympische und Paralympischen Jahr und das große Interesse an den vielen verschiedenen Möglichkeiten für Menschen mit Handicaps, aktiv Sport zu treiben und sich im Verein zu engagieren, nutzten in den vergangenen Monaten die Landesseglerverbände Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Bei verschiedenen Aktionstagen boten Segel- und Wassersportvereine auf den verschiedenen Revieren Schnuppersegeln an und stellten die verschiedenen inklusiven Bootsklassen, die auch Menschen mit starken motorischen Einschränkungen ermöglichen zu segeln, vor.
Den Anfang machte im April der Seglerverband Baden-Württemberg zusammen mit der Initiative „Alle an Bord“ und Special Olympics Deutschland. Am 27. und 28. April 2024 fanden für alle Menschen mit Beeinträchtigung, Trainer und Interessierte aus den Segelvereinen die inklusiven Segeltage am Stuttgarter Max-Eyth-See auf dem Gelände und in den Räumen der Segelvereine in Stuttgart-Hofen statt.
Alle an Bord
Der See zwischen Weinbergen und Neckar ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und ein geschütztes, kleines Segelrevier, auf dem ohne großen Aufwand Segeln ausprobiert und geübt werden kann. Neben einem Schnuppersegelangebot für Einsteiger wurde im Rahmen der „Qualitätsoffensive Segeln“ von Special Olympics Deutschland auch ein Regattaworkshop für erfahrene Seglerinnen und Segler angeboten.
Der Tag wurde von elf Vereinen und Organisationen gemeinsam geplant und durchgeführt, verschiedene Jollen und Kielboote zeigten die vielen Facetten des Segelsports. Interessierte konnte vom kleinen „Mini 12er“ über verschiedenen Jollen und einen Marinekutter ganz unterschiedliche Boote ausprobieren. Für Rollstuhlfahrer stand eine S/V 14 zur Verfügung, für ambitionierte Regattaseglerinnen und Segler ein 2.4mR Boot. Jeder Interessent hatte die Möglichkeit, unter Anleitung und Aufsicht erfahrener Skipperinnen und Skipper aus den verschiedenen Vereinen selbst die Pinne in die Hand zu nehmen und die Segel zu bedienen.
Alle Vereine in Baden-Württemberg mit einem inklusiven Angebot für Seglerinnen und Segler sind auf dieser Seite (Segelverband Baden-Württemberg – Vereine mit inklusivem Angebot (segelverband-bw.de) des Seglerverbandes zusammengefasst.
Try out Wochenende
Unter dem Titel „Try-Out-Wochenende“ bot der Hessische Seglerverband Ende August im Schwimmclub Wiesbaden Interessenten mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen die Möglichkeit, Segeln auszuprobieren. Das Wochenende wurde durch eine Kooperation des Rüdesheimer Yachtclub, Schwimmclub Wiesbaden 1911, Wiesbadener Yacht-Club und der SV-Rhinos ermöglicht. Für die gemeinsame Aktion eignete sich das barrierefreie Vereinsgelände des Schwimmclubs Wiesbaden am Schiersteiner Hafen besonders gut, da auch die sanitären Anlagen dort ebenerdig zu erreichen sind.
Wer Lust hatte mitzumachen brauchte neben guter Laune, Lust aufs Segeln und ein bisschen Mut noch Wechselkleidung und eine Regenjacke, dann konnte es auf den verschiedenen Kielbooten direkt für rund zwei Stunden aufs Wasser gehen. In den Segelpausen gab es bei einem Kaffee- und Kuchenbuffet sowie abendlichem Grillbuffet genug Gelegenheit, sich mit erfahrenen Seglerinnen und Seglern aus den verschiedenen Vereinen auszutauschen und über inklusive Segelmöglichkeiten in Hessen zu informieren.
„Wir lassen niemanden am Steg zurück“
Am Abschlusstag der Paralympischen Sommerspiele in Paris veranstaltete der Segler-Verband Nordrhein-Westfalen unter der Schirmherrschaft von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst den ersten landesweiten Aktionstag Inklusion. Unter dem Dach des Aktiontages boten der Essener Turn- und Fechtklub, der Segelklub Bayer Uerdingen, der Verein Inklusives Segeln für Alle, der Segelklub Eschweiler See, der Kaarster Segel-Club, die SSG Stormvogel Steinfurt, der Segel-Club Münster, der SV Vorwärts Gronau, der Segelclub Prinzensteg und der Yachtclub Möhnesee inklusives Schnuppersegeln an. Die Botschaft der Vereine des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes: „Wenn alle segeln gehen, lassen wir niemanden am Steg zurück“.
Im Rahmen der Eröffnung am Essener Baldeneysee richtete sich DSV-Präsidentin Mona Küppers, zugleich Ehrenvorsitzendes des Segler-Verbandes Nordrhein-Westfalen, mit einem kurzen Grußwort an die unterstützenden Vereine und alle Seglerinnen und Segler. „Gemeinsam segeln, aus Spaß an der Bewegung auf dem Wasser oder im Wettkampf auch gegeneinander, sich kennenlernen und so Unsicherheiten und Vorurteile abbauen – das ist gelebte Inklusion“, sagte sie.