Drei Wochen, drei Events, vier Titel – besser könnte die Erfolgsbilanz für Heiko Kröger zum Monatsende nicht aussehen. Der Paralympionike und Weltmeister in der Einmann-Bootsklasse 2.4mR setzte sich nach der Kieler Woche und der Deutscher Meisterschaft nun auch bei der Weltmeisterschaft und dem Goldcup der 2.4mR Klasse gegen die international hochkarätige Konkurrenz durch. DSV-Präsidentin Mona Küppers kam zur Siegerehrung der Para World Championships nach Warnemünde und unterstrich die Bemühungen des Deutschen Segler-Verbands, Segeln wieder zum paralympischen Sport zu machen.
Während Heiko Kröger bei der diesjährigen Kieler Woche und der Deutschen Meisterschaft in Prien am Chiemsee noch sehr souverän das Feld anführte und mit einer sauberen Siegesserie nichts anbrennen ließ, wurde er beim Goldcup der 2.4mR vor Warnemünde und den parallel stattfindenden Para World Championship erstmals in den letzten Wochen mit einer harten Konkurrenz konfrontiert.
Die britische Seglerin Megan Pascoe blieb dem erfolgreichen deutschen Segler die gesamte Regatta über dicht auf den Fersen, bis zum letzten Wettfahrttag war nicht klar, ob sie ihm nicht doch noch den Goldcup vor der Nase wegschnappen kann. „Megan ist eine unglaublich gute Seglerin und hat mich sehr unter Druck gesetzt“, sagt Heiko Kröger nach der Regatta. „Wie eng wir um den Sieg segeln mussten, beweist wieder einmal, wie attraktiv der 2.4mR als einzige wirklich inklusive Bootsklasse ist und wie hoch das Niveau der Aktiven, die sich für dieses schwierig zu trimmende Boot entscheiden, das sehr taktisch gesegelt werden muss.“
2.4mR als inklusive Bootsklasse par excellence
Heiko Kröger sagte: „In der Klasse können Frauen und Männer, Alte und Junge, Dicke und Dünne, Menschen mit und ohne Handicap zu absolut fairen Bedingungen gegeneinander antreten. Diese Klasse ist wirklich inklusiv und nicht nur integrativ – eine kleine, feine Unterscheidung, die aber sehr wichtig ist.“ Für den erfolgreichen Segler hat die Bootsklasse einen ähnlich hohen Anspruch wie die internationalen Klassen Drachen oder Starboot, nur mit dem Zusatz, dass sie auch für Para-Events genutzt werden kann und bei einem Comeback des paralympischen Segelns als olympische Bootsklasse eingesetzt werden könnte.
Für Heiko Kröger ist der 2.4mR ein Boot, das wie kein anderes die Unterschiede von Seglerinnen und Seglern mit und ohne Handicap minimiert. „Wir haben mit Hans Asklund, der auf den dritten Platz in der Goldcup Wertung kam, einen 80-jährigen Starter dabei, auch Uli Libor (Olympiasilber und -bronze im Flying Dutchman, d. Red.) segelt engagiert in dieser Klasse“, erklärt der frischgebackene Weltmeister in der Para-Wertung.
Segeln als Inklusionssportart wie Basketball und Bogenschießen
Der Paralympics-Sieger und mehrfache Weltmeister in der 2.4mR Klasse fordert aktiv die Hinwendung der deutschen Segelvereine zu inklusiven Segelangeboten und dem notwendigen Ausbau der Infrastruktur in den Clubhäusern und auf den Stegen. Dabei verweist er vor allem darauf, dass nicht nur Menschen, die von Geburt an ein Handicap haben, mehr Zugang zum Segelsport erhalten müssen, sondern auch diejenigen, die im Laufe ihres Lebens durch eine Krankheit, einen Unfall oder aus Altersgründen nicht mehr selbstverständlich an Bord kommen und segeln können.
„Über die Schiene, dass es die eigenen Mitglieder sind, die aus Altersgründen in eine inklusive Bootsklasse wechseln und entsprechende barrierefreie Zugänge in den Hafenanlagen und im Clubhaus brauchen, können wir viele Clubs erreichen“, sagt Heiko Kröger. „Viele haben noch eine Barriere im Kopf, die sich durch lebende Bilder und Praxisbeispiele schnell aufbrechen lässt.“ Je mehr Menschen mit Handicaps wie selbstverständlich auf dem Wasser und Steganlagen anzutreffen sind, desto mehr wird Segeln seiner Einschätzung nach als Inklusionssportart einen immer größeren Stellenwert erhalten und hat die Chance, ähnlich populär zu werden wie Rollstuhl-Basketball und Bogenschießen.
DSV setzt sich für Rückkehr des Segelns bei den Paralympics ein
Mona Küppers ehrte die in Warnemünde die Sieger der Para World Championship und des Gold Cups. „Im Herbst haben wir eine neue Chance, beim IOC für die Wiederaufnahme des Segelsports ins olympische Programm für 2028 zu werben“, sagte die DSV-Präsidentin. „Wir als DSV werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass paralympisches Segeln wieder olympisch wird.“
Zudem dankt sie in ihrer Rede dem gastgebenden Segelclub Warnemünder Segel Club, der unterstützt vom Wassersportverein Baldeney 1919, der deutschen 2.4mR-Klassenvereinigung und World Sailing innerhalb von nur vier Monaten die Durchführung des Events bewerkstelligte. Eigentlich sollten die Weltmeisterschaft und Para-Weltmeisterschaft der 2.4mR-Klasse dieses Jahr in Norwegen stattfinden, musste aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Die Veranstalter in Warnemünde erklärten sich kurzfristig bereit, das für die paralympischen Seglerinnen und Segler wichtige Event durchzuführen, und erhielten vom Weltsegelverband dem Zuschlag für die Durchführung der Para-WM.