Das German Sailing Team hat die neue Saison auf Mallorca eröffnet. Unter Leitung von Cheftrainer Dom Tidey kam die Mannschaft im Club Nautic Arenal zum ersten Teamworkshop der neuen Saison zusammen – der Startschuss zur Arbeit für das gemeinsame große Ziel: LA 2028.
45 Athleten und Athletinnen, neun Disziplinentrainer, Chefcoach Dom Tidey, DSV-Präsidentin Mona Küppers, die kommissarische Vizepräsidentin für olympisches Segeln und Nachwuchsleistungssport Sibylle Merk, Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, Technologie-Bundestrainer Oliver Freiheit und Referent Leistungssport Frithjof Schade aus der Abteilung Leistungssport des German Sailing Teams machten den Workshop zum idealen Sprungbrett, von dem aus es mit viel Aufbruchsgeist in den neuen olympischen Zyklus geht. Die „Road to LA“ hat begonnen.
Neben den Wassertrainings standen Inspiration durch externe Gäste und vor allem der Austausch innerhalb des Teams zwischen der Teamführung, dem Head Coach, den Disziplinen-Trainern und den Aktiven im Mittelpunkt, Teamgeist, „Wir-Gefühl“ und ein großes Fotoshooting. Das gemeinsame Ziel ist klar: die erfolgreiche Teilnahme des German Sailing Teams an den Olympischen Spielen 2028 im kalifornischen Revier von Long Beach.
Auf Kurs LA 2028 kann die Mannschaft von der Erfahrung ihrer bereits olympisch erprobten Seglerinnen und Segler ebenso profitieren wie von der frischen Energie der neuen Kadermitglieder.
Saisonhighlights für die Athletinnen und Athleten sind die Weltmeisterschaften der olympischen Bootsklassen im ersten Jahr des neuen Olympia-Zyklus: Den Anfang machen die ILCA-7-Segler und die ILCA-6-Seglerinnen vom 10. bis 17. Mai im ehemaligen Olympia-Revier von Qingdao (10. bis 17. Mai). Es folgen die 470er-Mixed-WM vom 6. bis 14. Juni im polnischen Gdynia und die iQFOil-WM im dänischen Aarhus (4. bis 11. Juli). Die olympische WM-Saison geht mit den Welttitelkämpfen der Formula-Kiter und -Kiterinnen vom 27. September bis zum 5. Oktober in Poetto Beach (Italien) und der Skiff-WM für 49er und 49erFX vor Cagliari (Italien) vom 7. bis 12. Oktober zu Ende.
Zu einem ersten internationalen Kräftemessen kommt es bereits in wenigen Tagen bei der Trofeo Princesa Sofía (28. März bis 5. April), die ebenso wie die Kieler Woche (21. bis 29. Juni), zu den fünf Grand-Slam-Events 2025 zählt. deren. Es folgen die Semaine Olympique Française (19. bis 26. April) und nach der Kieler Woche die Long Beach Olympic Classes Regatta (12. bis 20. Juli) und die Dutch Water Week (17. bis 21. September) im niederländischen Revier von Almere.
Das German Sailing Team startet nach diesem ersten gemeinsamen Camp mit dem neuen Cheftrainer ehrgeizig in die Saison. Bis auf die foilende Katamaranklasse Nacra 17 und die iQFOil-Männer ist das German Sailing Team in allen olympischen Disziplinen mit Athletinnen und Athleten besetzt.
Cheftrainer Dom Tidey reflektiert im Gespräch, wie er den Workshop erlebt hat, wie das German Sailing Team für den Neustart aufgestellt ist und worum es in den kommenden Jahren für die Mannschaft geht.
Dom, der erste Teamworkshop mit dem German Sailing Team als Cheftrainer liegt hinter dir. Dein Eindruck?
Es war das erste Camp im Zyklus LA 2028, bei dem wir wirklich 95 Prozent des Teams beisammenhatten. Alle Coaches und fast alle Athletinnen und Athleten. Das war wichtig und sehr gut.
Die Zielsetzung des Camps zum Saisonauftakt?
Es war ein zweieinhalbtägiges Camp, zu dem ich besondere Gäste und Gastredner eingeladen hatte. Wir hatten einen Mediziner und einen Coach aus dem Radrennsport dabei. Mir war es wichtig fürs Team, Geschichten aus einer ganz anderen Sportperspektive zu hören: die Herausforderungen, die sie haben. Das Training, das sie machen. Die Ziele, die sie sich setzen. Die Erfolge, die sie erzielen. Ich wollte damit auch das Bewusstsein dafür schaffen, wie stark in anderen Sportarten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Strukturen gearbeitet wird.
Warum passt das Beispiel vom Radrennfahren gut?
Der Rennradsport hat auch einen komplexen Hintergrund, basiert aber viel mehr auf Zahlen. Dort lässt sich den Athletinnen und Athleten leichter sagen: Das hier ist die Arbeit, die du leisten musst. Wenn du es nicht tust, bist du schnell raus aus dem System. Ich war aber vor allem daran interessiert, unserem Team zu vermitteln, was andere Sportarten tun. Zudem haben wir so eine Verbindung zu einer Sportart geschaffen, aus der wir zitieren und lernen können. Das wollen wir ausbauen. Ich bin sehr interessiert daran, uns für andere Sportarten zu öffnen, jeder kann von jedem lernen. Auch vom Segelsport kann man eine Menge lernen.
Zum Beispiel was?
Man nehme eine Regattawoche mit Trainings, Briefings, Rennen und Debriefings. Die Anforderungen reichen von der Frage, wie so eine fordernde Woche strukturiert wird bis hin zu den mentalen Entscheidungsfindungsprozessen. Ich bin überzeugt, dass sehr viel Geben und Nehmen zwischen den verschiedenen Sportarten in Deutschland möglich ist.
Wie blickst du nach dem Teamcamp zum Start des neuen Olympia-Zyklus auf das aktuelle German Sailing Team?
Wir haben eine Basis von Athletinnen und Athleten, die schon bei Olympischen Spielen angetreten und motiviert sind, eine weitere Kampagne zu machen. Ich glaube, wir haben aktuell sogar mehr Leute mit Olympia-Erfahrung im Team, als es nach den Spielen in Japan bei der Vorbereitung auf Paris 2024 der Fall war. Das ist von entscheidender Bedeutung, um darauf aufzubauen.
Warum sind erfahrene Olympia-Teilnehmerinnen und Teilnehmer so wichtig fürs Team?
Auch wenn du erfahrene Coaches, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hast, ist es sehr schwierig, die Botschaft an die „Neuen“ zu vermitteln, wie sich Olympische Spiele wirklich anfühlen. Das können Olympia-erfahrene Seglerinnen und Segler am besten weitergeben. Es ist sehr motivierend, dass wir einen großen Kern an Athletinnen und Athleten haben, die Olympische Spiele bestritten haben und jetzt zu einer weiteren Kampagne antreten. Von diesen Erfahrungen können insbesondere die jüngeren Seglerinnen und Segler profitieren.
Bis zu den nächsten Olympischen Spielen 2028 sind es noch rund dreieinhalb Jahre. Welche Stärken siehst du jetzt schon im Team?
Wir sind in fast allen Disziplinen vielversprechend bis sehr gut aufgestellt. Im 49erFX haben wir mit Marla und Hanna ein junges Team, das seine olympische Premiere genauso wie Theresa im iQFOiL mit Bravour gemeistert hat, bei den 470er mehr erfolgreiche Teams als Plätze in der Trainingsgruppe und bei den Kite Foilern wollen wir direkt an die olympischen Erfolge anknüpfen. Die Olympiateilnehmerinnen und -teilnehmer bringen eine sehr intensive Erfahrung ins Team.
Ist jemand wie 49erFX-Steuerfrau Anna Barth, die parallel zu ihrer Olympia-Kampagne mit Emma Kohlhoff als Profi-Strategin im deutschen SailGP-Team aktiv ist, hilfreich fürs Team?
Anna hat die Möglichkeit zu erleben, wie es auf der Profitour ist. Sie kann lernen, sehr akkurat mit ihrer Zeit umzugehen. Die haben im SailGP nicht viel Zeit für Trainings, nicht viel Zeit auf dem Wasser. Also: Wie strukturieren sie ihr tägliches Training, ihr Zusammengehörigkeitsgefühl im Team? Ich glaube, das sind gute Lehrstunden, die Anna in ihre olympische Kampagne und auch ins German Sailing Team einbringen kann. Und sie hilft, die Beziehung zwischen dem deutschen SailGP-Team und dem German Sailing Team zu stärken.
Früher hatte der deutsche Segelsport – ganz anders als der britische – kaum solche Leuchtturmprojekte wie das deutsche SailGP-Team. Spitzenseglerinnen und -seglern bieten aber genau solche Projekte Anreize zum Weiterstreben…
Ja, das hat sicher einen zusätzlich beflügelnden Effekt. Da es früher keinen so sichtbaren Berufsweg gab, um Profi zu werden, hörten die Athletinnen und Athleten früher mit dem Segeln auf als anderswo. Wenn sie jetzt sehen, dass es eine Chance gibt, einen professionellen Weg einzuschlagen, dann gehen sie vielleicht eher eine weitere Kampagne an. Das ist dann vielleicht die Kampagne, die eine Goldmedaille gewinnt. Meiner Meinung nach nur positiv.
Was wird mit dir als Cheftrainer anders?
Ich will so viel Zeit wie nur möglich mit den Athletinnen und Athleten auf dem Wasser verbringen. Zusammen mit ihren Coaches, um ihre Programme zu überblicken. Und dann bin ich hoffentlich imstande, sie in bestimmte Richtungen zu beraten und zu lenken. Die Seglerinnen und Segler müssen sich klar darüber sein, dass es in dieser Kampagne sehr viel mehr Kontakt mit dem Cheftrainer geben wird. So viel, wie ich es nur irgendwie ermöglichen kann.
Also wirst du wie ein Dirigent wirken?
Ich möchte die Programme gerne erfolgreich managen und mich dabei auf die Leistung der Athletinnen und Athleten fokussieren.
Das funktioniert gut im Doppelpass mit Sportdirektorin Nadine Stegenwalner?
Was Nadine in den vergangenen Jahren erreicht hat, ist phänomenal. Ohne ihre harte Arbeit in den letzten Jahren wäre es mir nicht möglich, die Rolle auszuüben, die ich jetzt übernommen habe. Das deutsche Sportsystem ist nicht ganz unkompliziert. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich schon mit allen Werkzeugen komplett vertraut wäre, aber Nadine und ich arbeiten sehr gut zusammen, sprechen so gut wie jeden Tag über alles, was vor und hinter den Kulissen vor sich geht. Und wie wir die Dinge erleichtern und Schritte nach vorne machen können.
Du gehörst seit 2021 zum German Sailing Team, seit Ende 2024 bis du Head Coach. Seitdem hat sich viel getan…
Wir haben über den Winter sehr intensiv in Kiel gearbeitet, nun bin ich in meiner neuen Rolle angekommen und habe einen klaren Kurs. Ein sehr schöner Moment war der, als ich im Teamcamp unsere Philosophie auf den Punkt bringen, die Arbeitsrichtung vorgeben und meine Erwartungen an die Athletinnen und Athleten formulieren konnte. Das war der erste gemeinsame Schritt in Richtung LA.
Hast du einen Leitspruch für diesen gemeinsamen Weg?
Das würde ich so beschreiben: Führe das Talent. Lass das Team wachsen. Erfülle den Traum. Mir gefällt auch das Motto meines Segelvereins zuhause in Poole gut: Das Segeln zum Leben erwecken.
Das passt zum Saisonstart…
Wir haben jetzt das erste Kapitel des neuen olympischen Zyklus aufgeschlagen. Mit mir ist jetzt jemand da, der die Leistung der Aktiven und Coaches direkt begleiten und weiterentwickeln kann. Ich möchte dazu beitragen, dass eine neue Energie ins Team kommt und auch Details, für die es vorher keine Manpower gab, umgesetzt werden. Wir werden eine Teamfamilie aufbauen, mit neuen Leuten zusammenarbeiten und eine richtig gute Stimmung erzeugen. Wir haben ein sehr klares Ziel vor Augen und ich werde alles tun, um die Athletinnen und Athleten in die richtige Position dafür zu bringen.