Das German Sailing Team hat bei der 124. Kieler Woche drei Medaillen gewonnen und geht mit Platz vier in der inoffiziellen Nationenwertung beim Heimspiel vor Kiel hochmotiviert auf Kurs Weltmeisterschaft. Die letzte wichtige Standortbestimmung für die deutsche Segel-Nationalmannschaft endete mit vielen positiven Erkenntnissen.
Laser-Steuermann Philipp Buhl vom Segelclub Alpsee-Immenstadt überzeugte im Medaillenfinale mit kämpferischen Qualitäten und gewann seinen fünften Kieler-Woche-Titel. Im 49erFX segelten Tina Lutz (Chiemsee Yacht Club) und Susann Beucke (Hannoverscher Yacht-Club) souverän zu Silber. Im 470er der Frauen holten Nadine Böhm und Ann-Christin Goliaß (Deutscher Touring Yacht-Club) Bronze.
Für das German Sailing Team steht Anfang August im Revier von Aarhus die Segel-Weltmeisterschaft aller zehn olympischen Segeldisziplinen als Jahreshöhepunkt auf dem Programm. Dort geht es neben den begehrten Titeln und Medaillen vor allem um die ersten 40 Prozent der Nationenstartplätze für die Olympischen Spiele 2020 (detaillierte Informationen dazu finden sich weiter unten in dieser Pressemitteilung). Für das internationale Kräftemessen auf der Weltbühne in Dänemark fühlen sich die deutschen Leistungsträger bestens gerüstet.
„Ich will dort um den WM-Titel kämpfen und den Nationenstartplatz frühzeitig sichern“, gibt Kieler-Woche-Sieger Philipp Buhl seine hohe Schlagzahl für die Mannschaft vor. Der 28-jährige Vizeweltmeister, der in Regie von Bundestrainer Alex Schlonski trainiert, sagt: „Für mich war der Sieg in Kiel nach dem Sieg im Weltcup-Finale in Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Aarhus im August sehr wichtig. Ich nehme viel Selbstbewusstsein im Kampf um den WM-Titel mit, in dem am Ende vielleicht auch das Köpfchen mitentscheidet.“
Ähnlich fokussiert starten die deutschen 49erFX-Frauen in die Mission Weltmeisterschaft. Nach ihrem Silber-Erfolg in Kiel und gelungener Regatta Woche sagte Steuerfrau Tina Lutz: „Wir sind rundum zufrieden.“ Die Zweiten der Kieler Woche wollen ebenso helfen, den deutschen Nationenstartplatz für die Skiffklasse der Frauen zu sichern, wie die Weltranglisten-Vierten Victoria Jurczok und Anika Lorenz vom Verein Seglerhaus am Wannsee. Vicky Jurczok sagte: „Das sollten wir schaffen.“ Dass die Europameisterinnen Lutz/Beucke und die Olympia-Neunten von 2016, Jurczok/Lorenz, bei der Weltmeisterschaft auch Medaillen gewinnen wollen, ist keine Frage. „Wir waren bei der letzten WM Sechste und wollen uns ja immer verbessern. Also streben wir mindestens die Top Fünf an“, sagte 49erFX-Steuerfrau Jurczok.
Solche Top-Ergebnisse kann auch Svenja Weger wieder ins Visier nehmen. Die Laser-Radial-Steuerfrau vom Potsdamer Yacht Club beeindruckte im Medaillenrennen der olympischen Einhandjolle mit Rang 2 und verbesserte sich im Klassement noch auf Platz fünf. Für die Europameisterin von 2014 hat dieser Kieler-Woche-Einsatz vor allem eine Erkenntnis gebracht: Sie ist nicht mehr länger nur Leichtwindspezialistin, sondern kann der Weltelite auch in raueren Bedingungen auf Augenhöhe begegnen.
Ein Erfolgs-Trio bilden die drei 470er-Frauen-Teams, die bei der Kieler Woche Bronze sowie die Plätze vier und fünf erkämpfen können. Die Medaille sicherten sich Nadine Böhm und Ann-Christin Goliaß vom Deutschen Touring Yacht-Club. Fabienne Oster und Anastasiya Winkel vom Norddeutschen Regatta Verein katapultierten sich mit Rang drei im Medaillenfinale noch auf Platz vier. Auf Platz fünf segelten die Titelverteidigerinnen Frederike Loewe (Verein Seglerhaus am Wannsee) und Anna Markfort (Joersfelder Segel-Club). Anna Markfort sagte in Kiel mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Aarhus: „Die Chancen sind hoch, dass ein Team von uns sich unter den Top-8-Nationen platziert und den Nationenstartplatz für die Olympischen Spiele sichert.“
Darauf setzen auch die männlichen Team-Kameraden im 470er. Simon Diesch (Württembergischer Yacht-Club) und Philipp Autenrieth (Bayerischer Yacht-Club) konnten mit Platz sechs ein starkes Ausrufezeichen im heimatlichen Trainingsrevier setzen. Gemeinsam mit Malte Winkel (Schweriner Yacht-Club) und Matti Cipra (Plauer Wassersportverein), die bei der Kieler Woche auf Platz 13 segelten, wollen auch sie frühzeitig den deutschen Nationenstartplatz in der Zweihand-Jolle sichern.
In der jüngsten Olympia-Segeldisziplin Nacra 17 haben die beiden deutschen Top-Crews Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club) und Johannes Polgar/Carolina Werner (Norddeutscher Regatta Verein/Kieler Yacht-Club) mit den Plätzen 13 und 14 ihr Potenzial schon zeigen können. Beide Teams haben sich erst im vergangenen Jahr neu formiert. Für Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer markierte die Kieler Woche das Comeback nach mehrmonatiger Auszeit in Folge einer Erkrankung des Steuermanns. Die Einzelresultate beider Crews zeigen die bereits schnell ansteigende Leistungskurve der deutschen Mixed-Katamaran-Segler, die sich für die Weltmeisterschaft in Aarhus viel vorgenommen haben. Johannes Polgar, 2008 Olympia-Achter im Tornado vor Qingdao, sagte am Finaltag der Kieler Woche: „Mir ist mit Blick auf die Nationenqualifikation für die Olympischen Spiele 2020 nicht bange. Paul und Alica sind bei viel Wind absolute Raketen. Einer von uns wird das Ticket lösen.“ Die beiden norddeutschen Mannschaften bilden auf Kurs Enoshima 2020 eine enge und effektive Trainingsgruppe.
ENDERGEBNISSE KIELER WOCHE 2018
(Top 3 international & alle deutschen Teams in den Top 20)
LASER STANDARD
1. Philipp Buhl (Segelclub Alpsee-Immenstadt), 37 Punkte
2. Elliot Hanson (GBR), 38 Punkte
3. Filip Jurisic (CRO), 51 Punkte
LASER RADIAL
1. Anne-Marie Rindom (DEN), 17 Punkte
2. Line Flem Höst (NOR), 26 Punkte
3. Josefin Olsson (SWE), 31 Punkte
5. Svenja Weger (Potsdamer Yacht-Club), 35 Punkte
15. Pia Kuhlmann (Schaumburg-Lippischer Seglerverein), 59 Punkte
FINN
1. Josh Junior (NZL), 57 Punkte
2. Anders Pedersen (NOR), 61 Punkte
3. Ed Wright (GBR), 64 Punkte
13. Phillip Kasüske (Verein Seglerhaus am Wannsee), 107 Punkte
20. Max Kohlhoff (Kieler Yacht-Club), 133 Punkte
470ER MÄNNER
1. Mathew Belcher/Will Ryan (AUS), 26 Punkte
2. Anton Dahlberg/Fredrik Bergström (SWE), 37 Punkte
3. Kevin Peponnet/Jeremie Mion (FRA), 44 Punkte
6. Simon Diesch/Philipp Autenrieth (Württembergischer Yacht-Club/Bayerischer Yacht-Club), 64 Punkte
13. Malte Winkel/Matti Cipra (Schweriner Yacht-Club/Plauer Wassersportverein), 76 Punkte
470ER FRAUEN
1. Silvia Mas/Patricia Cantero (ESP), 36 Punkte
2. Maria Bozi/Rafailina Klonaridou (GRE), 40 Punkte
3. Nadine Böhm/Ann-Christin Goliaß (Deutscher Touring Yacht-Club), 43 Punkte
4. Fabienne Oster/Anastasiya Winkel (Norddeutscher Regatta Verein), 50 Punkte
5. Frederike Loewe/Anna Markfort (Verein Seglerhaus am Wannsee/Joersfelder Segel-Club), 51 Punkte
49ER
1. Jonas Warrer/Jakob Precht Jensen (DEN), 54 Punkte
2. Federico Alonso/Arturo Alonso Tellechea (ESP), 65 Punkte
3. Lukasz Przybytek/Pawel Kolodzinski (POL), 70 Punkte
11. Erik Heil/Thomas Plößel (Norddeutscher Regatta Verein), 85 Punkte
17. Justus Schmidt/Thomas Lowbeer (Kieler Yacht-Club), 116 Punkte
18. Nils Carstensen/Jan Frigge (Flensburger Segel-Club), 117 Punkte
19. Tim Fischer/Fabian Graf (Norddeutscher Regatta Verein/Verein Seglerhaus am Wannsee), 117. 5 Punkte
49ERFX
1. Alexandra Maloney/Molly Meech (NZL), 48.5 Punkte
2. Tina Lutz/Susann Beucke (Chiemsee Yacht Club/Hannoverscher Yacht Club), 61 Punkte
3. Julia Gross/Hanna Klinga (SWE), 65 Punkte
17. Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Verein Seglerhaus am Wannsee), 112 Punkte
NACRA 17
1. John Gimson/Anna Burnett (GBR), 35 Punkte
2. Jason Waterhouse/Lisa Darmanin (AUS), 36 Punkte
3. Thomas Zajac/Barbara Matz (AUT), 51 Punkte
13. Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club), 84 Punkte
14. Johannes Polgar/Carolina Werner (Norddeutscher Regatta Verein/Kieler Yacht-Club), 91 Punkte
2.4mR Eurosaf European Para Sailing Championship
1. Damien Seguin (FRA), 9 Punkte
2. Heiko Kröger (Norddeutscher Regatta Verein), 23 Punkte
3. Lasse Klötzing (Potsdamer Yacht Club), 32 Punkte
6. Ulli Libor (Norddeutscher Regatta Verein), 67 Punkte
12. Stefan Klötzing (Potsdamer Yacht Club), 88 Punkte
18. Lutz-Christian Schröder (Plauer Hai-Live), 125 Punkte
Hansa 303 Eurosaf Europa
1. Piotr Cichoki (POL), 10 Punkte
2. Jens Kroker (Norddeutscher Regatta Verein), 27 Punkte
3. Waldemar Wozniak (POL), 30 Punkte
So funktioniert die Nationen-Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020
Die olympische Segelregatta 2020 findet im japanischen Enoshima statt. 350 Seglerinnen und Segler werden mit 250 Booten und Surfboards in zehn olympischen Disziplinen um 30 Medaillen kämpfen. Die japanischen Gastgeber sind in jeder Disziplin mit einem Team gesetzt.
DIE STARTER-ZAHLEN PRO DISZIPLIN:
MÄNNER:
Windsurfer (RS:X): 25 Surfboards/25 Athleten
Ein-Personen-Jolle (Laser): 35 Boote/35 Athleten
Ein-Personen-Jolle Schwergewicht (Finn): 19 Boote/19 Athleten
Zwei-Personen-Jolle (470er): 19 Boote/38 Athleten
Skiff (49er): 19 Boote/38 Athleten
FRAUEN:
Windsurfer (RS:X): 27 Surfboards/27 Athletinnen
Ein-Personen-Jolle (Laser Radial): 44 Boote/44 Athletinnen
Zwei-Personen-Jolle (470er): 21 Boote/42 Athletinnen
Skiff (49erFX): 21 Boote/42 Athletinnen
MIXED:
Mehrrümpfer (Nacra 17 Foiling): 20 Boote/20 Athletinnen & 20 Athleten
INSGESAMT:
250 Boote & Surfbords, 350 Seglerinnen und Segler
Bei den Hempel Sailing World Championships (30. Juli bis 12. August 2018) haben Seglerinnen und Segler aus aller Welt die erste Möglichkeit, Nationenstartplätze für ihr Land für die Olympischen Spiele 2020 zu sichern. In Dänemark werden sie um 101 mögliche Startplätze kämpfen – 40 Prozent der insgesamt zur Verfügung stehenden olympischen Startplätze. Hier die Übersicht der Plätze (gezählt wird dabei nur ein Team pro Nation), die bei der WM in den unterschiedlichen Disziplinen zur Nationen-Qualifikation notwendig sind:
MÄNNER:
Windsurfer (RS:X): 1-10
Ein-Personen-Jolle (Laser): 1-14
Ein-Personen-Jolle Schwergewicht (Finn): 1-8
Zwei-Personen-Jolle (470er, Männer): 1-8
Skiff (49er, Männer): 1-8
FRAUEN:
Windsurfer (RS:X): 1-11
Ein-Personen-Jolle (Laser Radial): 1-18
Zwei-Personen-Jolle (470er): 1-8
Skiff (49erFX): 1-8
MIXED:
Mehrrümpfer (Nacra 17 Foiling): 1-8
Bei der WM in Aarhus werden in 10 Disziplinen insgesamt 101 Nationenstartplätze vergeben. Alle weiteren Nationenstartplätze werden danach bei den Asian Games 2018, Pan Am Games 2018, den Weltmeisterschaften 2019 sowie über Kontinental-Qualifikationen (Europa, Nordamerika, Südamerika, Afrika, Asien, Ozeanien) und Wild Cards (via „Tripartite“-Kommission) vergeben.
Für die olympische Regatta kann jedes Land nur maximal ein Team pro Disziplin nominieren, wenn die Nationenqualifikation erfolgt ist. Die meisten Länder, so auch Deutschland, führen nach erfolgter Nationenqualifikation im Fall von mehreren aussichtsreichen Bewerber-Teams in einer Disziplin nationale Qualifikationen/Qualifikationsserien durch, um den Platz schließlich mit dem besten Team zu besetzen. Entsandt werden kann (muss aber nicht) das Team, das zuvor den Nationenstartplatz gesichert hat. Maximal kann ein Land 15 Segel-Athleten (8 Männer, 7 Frauen) nominieren. In Deutschland erfolgt die Nominierung nach Vorschlag des Deutschen Segler-Verbands (DSV) durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).
Hier geht es zur detaillierten Übersicht des Weltseglerverbandes World Sailing.
Im Anschluss an die mit der Kieler Woche abgeschlossene nationale Qualifikationsserie zur Teilnahme an den Hempel Sailing World Championchips wird der Deutsche Segler-Verband das WM-Team bis Anfang Juli vorstellen.