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Der richtige Umgang mit Schiffen der Marine

Was ändert sich für Seglerinnen und Segler durch die verstärkte Präsenz der NATO und Schiffsverbände der Deutschen Marine in der Ostsee? Wieviel Abstand sollte zu den Marineverbänden eingehalten werden und wie vermeidet man, unfreiwillig in eine Schießübung hineinzugeraten? Diese und weitere Fragen stellte Rainer Tatenhorst, Leiter der DSV-Abteilung Fahrten- und Freizeitsegeln, dem Fregattenkapitän Martin Schwarz vom Marinekommando in Rostock.

Fregattenkapitän Martin Schwarz im Interview mit Rainer Tatenhorst, Leiter Abteilung Fahrten- und Freizeitsegeln des DSV © DSV

Vor allem in der Neustädter, Lübecker und Hohwachter Bucht wird es in der Saison 2025 verstärkt zu Trainings der Deutschen Marine kommen. Neben Gefechtsübungen werden Übungen zur Minenräumung durchgeführt, dazu kommen Manöverfahrten im Flottenverband.

Für Seglerinnen und Segler bedeutet dies vor allem, aufmerksam zu fahren und Abstand zu den Marineschiffen zu halten. „Wenn Sie Kriegsschiffe sehen, ist es empfehlenswert, sich freizuhalten. Es mag interessant sein mal vorbeizufahren und zu gucken, aber man kann überhaupt nicht sehen, was die da machen und ob gerade eine Übung durchgeführt wird“, erklärte Kapitän Martin Schwarz. „Die Deutsche Marine ist vor allem in der Neustädter Bucht aktiv, da bilden wir Besatzungen unter Gefechtsbedingungen aus. Wenn man in diesem Gebiet segelt, kann es dazu kommen, dass man angerufen wird mit der Aufforderung, sich freizuhalten.“

Wer auf See in die Nähe von Marineverbänden kommt, muss auf die Flaggensignale achten und sollte zur eigenen Sicherheit auch eine Hörwache einrichten © Deutsche Marine

Eine unmittelbare Gefahr geht für Seglerinnen und Segler, die in eines der gesperrten Gebiete hineinfahren, aber nicht aus. „Wenn ein Segler in einem Sicherheitssektor ist, in dem gerade Schießübungen abgehalten werden, schießen wir nicht, bevor die Yacht aus der Gefahrenzone ist“, betonte Kapitän Martin Schwarz.

Er wies jedoch auf die Sonderrechte der Deutschen Marine hin und riet dazu, in der Nähe von Marineverbänden stets auf Flaggensignale zu achten und eine Hörwache einzurichten. Flaggensignale sowie Tag- und Nachtsignale weisen unter anderem auf Tauchereinsätze, Minenräumübungen und Schießübungen außerhalb der ausgewiesenen Sperrgebiete hin.

„Unsere Übungsgebiete sind klar mit Sperrtonnen gekennzeichnet. Da sollte man nicht hineinfahren“, sagte Kapitän Martin Schwarz. „Wenn man in das Schießgebiet Hohwacht Bucht hineinfährt und das gerade in Betrieb ist, kann das empfindlich teuer werden.“

Besonders vorsichtig sollten Seglerinnen und Segler sein, wenn sich ein Verband von Marineschiffen nähert. „Wenn im Verband geübt wird, sollte man auf keinen Fall dazwischen segeln“, betonte Fregattenkapitän Schwarz. „Falls eine Segelyacht uns nicht bemerkt oder zu dicht kommt, setzen wir zunächst weiße Leuchtsignale ein und machen dann über Lautsprecher auf uns aufmerksam.“ Er empfahl dringend, in der Nähe von Marineverbänden den UKW-Kanal 16 kontinuierlich abzuhören.

Die verschiedenen Schiffe der Deutschen Marine zeigen durch Flaggen und Kegel an, um was für eine Übung es sich handelt. Seglerinnen und Segler sollten sich von Marineverbänden immer freihalten. © Deutsche Marine

In dem Gespräch warnte er zudem vor den sogenannten „Seehunden“, unbemannten, ferngelenkten Booten. „Zukünftig wird man häufiger unbemannte Fahrzeuge sehen“, kündigte er in dem Gespräch an. „Auf dem 100-Tonnen schweren Seehund ist keiner drauf, es mag sicher interessant sein, da mal zu gucken, man sollte aber im Hinterkopf haben, dass der immer gewinnt.“ Der graue Seehund wird immer von einem bemannten Mutterfahrzeug begleitet und führt als Sichtzeichen drei schwarze Bälle.

Auf die mögliche Gefahr durch Schiffe der Schattenflotte für Seglerinnen und Segler angesprochen antwortete der Fregattenkapitän: „Sportbootfahrerinnen und -fahrer werden Schwierigkeiten haben, ein Schiff, dem sie auf See begegnen, der Schattenflotte zuzuordnen. Wer aber verdächtige Vorgänge sieht, sollte die Polizei informieren. Per Funk, Handy oder nach der Rückkehr in den Hafen.“

Abschließend sagte Kapitän Martin Schwarz: „Gegenseitiges Verständnis ist wichtig auf beiden Seiten, ich wünsche uns allen eine schöne Saison.“ Rainer Tatenhorst dankte Kapitän Schwarz. Der Leiter der Abteilung Fahrten- und Freizeitsegeln sagte: „Die Informationen zu den Aktivitäten der Marine sind für unsere Seglerinnen und Segler sehr wichtig, um ein genaues Bild zu haben“. Für tagesaktuelle Informationen zu den Seegebieten empfiehlt Tatenhorst die DSV-App. Hier können Sie gezielt Nachrichten für Fahrtenseglerinnen und -segler abonnieren, dabei sind auch die Benachrichtigungen für Seefahrer BfS.

Zur Person: Fregattenkapitän Martin Schwarz

Martin Schwarz kennt das Segeln aus beiden Perspektiven – als Marineoffizier und als Freizeitskipper. In Eckernförde liegt sein eigenes H-Boot, mit dem er in den Sommermonaten gemeinsam mit seiner Familie unterwegs ist. Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich als Bootsführer bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS).

Hier können Sie sich das gesamte Interview mit Fregattenkapitän Martin Schwarz anhören: