Es ist ein einmaliger Vorgang: Wegen wiederholter Attacken zumindest einer Schule von Orca-Zahnwalen auf Yachten vor der Nordwestküste Spaniens haben die spanischen Behörden ein Befahrensverbot für einen circa 60 Seemeilen langen Küstenabschnitt ausgesprochen.
Seit dem 19. August waren vor der Küste Galiziens circa 30 Angriffe dokumentiert worden, bei denen vor allem Segelboote bedrängt und beschädigt wurden, insbesondere die Ruderblätter. Auch Besatzungsmitglieder zogen sich bei den Attacken Verletzungen zu. Immer wieder wurde auch die Seenotrettung zu Hilfe gerufen, um Boote sicher an Land zu bringen. Alle Begegnungen mit den Orcas fanden zwischen 2 und 8 sm von der Küste statt, und die Bootsgeschwindigkeiten lagen zwischen 5 und 9 Knoten, entweder ausschließlich unter Segeln oder mit Motor und Segel.
Um zumindest für eine Zeit lang neue Begegnungen zwischen Yachten und den sogenannten „Killerwalen“ zu minimieren, hat die Generaldirektion der Handelsmarine (DGMM) im Ministerium für Verkehr, Mobilität und städtische Agenda (Mitma) am 22. September 2020 die Schifffahrt mit Segelyachten bis zu 15 m Länge im Seeraum zwischen Cabo Prioriño Grande nördlich der Hafenstadt A Coruna und Spaniens nördlichster Landspitze, der Punta de Estaca de Bare, zunächst für eine Woche untersagt. Das sollte anschließend über die „Bekanntmachungen für Seefahrer“ verbreitet werden. Segelschiffe in dieser Größenordnung können das Küstengebiet jedoch auf dem direkten Weg Richtung offenes Meer verlassen bzw. von dort einen Hafen oder eine Bucht anlaufen. Zusätzlich zu diesem Verbot soll ab sofort ein Feuerlöschflugzeug das Seegebiet befliegen und nach Orca-Schulen Ausschau halten und ihre Positionen übermitteln.
Die Maßnahme kann verlängert, erweitert oder auf andere Küstengebiete übertragen werden, denn zum Beispiel auch in der Nähe der Straße von Gibraltar im Süden Spaniens hat es ähnliche Vorfälle zwischen Orcas und Segelyachten gegeben, den ersten am 20. Juli. Weitere Gebiete sind der im Süden Spaniens an Portugal grenzende Golf von Cádiz und das Kantabrische Meer, also der küstennahe Bereich der Biskaya. Zusammen haben Meeresbiologen 40 Fälle gelistet. Eine schlüssige Erklärung für das Verhalten der Orcas haben sie bis heute nicht. Sie vermuten, dass diese neuartigen Attacken gegen Segelyachten durch jüngere Killerwale in den Gruppen ausgelöst werden. Da Orcas in Gruppen jagen, werden die anderen Wale in der Schule womöglich zur Nachahmung angeregt.
Den Pressetext des Ministeriums im Original kann man unter diesem Internet-Link aufrufen:
www.mitma.gob.es/el-ministerio/sala-de-prensa/noticias/mar-22092020-1844↗