Mallorca – Zwei ungewöhnliche Flutwellen – und die Hintergründe

Der 16. Juli war auf Mallorca Nacht und Tag eines schnell ziehenden, kleinen Tiefdruckgebiets, das fast keinen Regen mit sich brachte aber viel Wind. Der schnelle Luftdruckwechsel löste extreme Meeresspiegelschwankungen aus, Rissagas genannt. Boote wurden beschädigt, Skipper überrascht.

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Betroffen war in der Nacht Port d’Andratx im Westen Mallorcas, wo durch das rasant strömende Meer u. a. die Festmacher des Klassik-Seglers „Balear“ rissen, Museumsboot des Inselrates von Mallorca. Das Schiff trieb danach in der Hafenbucht, konnte aber durch zwei Mitglieder des Segelklubs gesichert werden. Derweil versuchten zahlreiche Crews,  ihre Schiffe von den Stegen fernzuhalten und vor drohenden Schäden zu bewahren.

In Puerto d’Alcúdia im Norden Mallorcas ereignete sich die Rissaga erst am Morgen des 16. Juli und überschwemmte nicht nur Stege sondern auch die Zufahrt zur Marina Alcúdiamar und die Hafenpromenade. Hier ereigneten sich dramatische Szenen, Eigner kämpften um ihre Schiffe, die zum Teil von der Flutwelle mitgerissen wurden.

Der spanische Wetterdienst Aemet hat nach einem Bericht der deutschsprachigen Wochenzeitung Mallorca Magazin die Stärke der Rissaga am 16. Juli genau erfasst. Demnach schwankte der Meeresspiegel am stärksten in Porto Cristo an der Ostküste Mallorcas mit einem Unterschied von 1 m. In Port d’Andratx registrierte Aemet 77 cm, in Port de Pollença 75 cm, in Port d’Alcúdia 60 cm, in Sa Ràpita sowie auch im Hafen von Palma 50 cm. Es war also eine ungewöhnlich ausgedehnte Rissaga, die dennoch vergleichsweise wenige Schäden verursachte. Rissagas auf den Balearen-Inseln verbindet man üblicherweise mit Ciutadella im Westen der nördlichen Nachbarinsel von Mallorca, einem fjordähnlichen Hafen, der 2006 halb trocken lief. Die Schäden damals dort circa 10 Mio. EUR.

Die Forschung hat in den letzten Jahren einige Fortschritte gemacht. Mittlerweile weiß man: Eine wesentliche Rolle für das Auftreten einer Rissaga spielt der Luftdruck, dessen abrupte Schwankungen sich durch Oszillationseffekte auf die Wasseroberfläche übertragen. Hohe Bewölkung und hohe Luftfeuchtigkeit sind weitere Indikatoren, meist herrscht Südwestwind. Im Frühjahr und Sommer treten Rissagas am häufigsten auf. Skipper, die sich über die Wahrscheinlichkeit von Rissagas informieren wollen, besuchen am besten die spezialisierte Webseite↗. Hier überwacht man auf 1,5 Tage im Voraus die Anomalien in den Meeresspiegelschwankungen für den Hafen von Ciutadella↗, den Seeraum davor und den Meeresarm zwischen Mallorca und Menorca.

Videos↗ aus Puerto d’Alcudia und Port d’Andratx zeigt das Mallorca Magazin↗ auf ihrer Webseite. Die ebenfalls wöchentlich erscheinende Mallorca Zeitung zeigt zur aktuellen Flutwelle ein Video↗.

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