Seit einem Jahrhundert gibt es die Vereinigung Harburger Segler an der Süderelbbrücke in Hamburg-Harburg. Die Seglerinnen und Segler des kleinen Elbvereins mit großer Kameradschaft sind mit ihren Booten überall in der Welt unterwegs. Der DSV gratuliert ganz herzlich zu diesem besonderen Jubiläum und wünscht alles Gute für die Zukunft
Kein Hafen, kein Anleger, kein Clubheim – das störte niemanden. Hauptsache zusammen segeln. Wie bei der Vereinigung Harburger Segler alles begann…
Im Gasthaus „König von Schweden“ an der Elbe in Hamburg-Harburg gründen 18 Segler vor einem Jahrhundert die „Vereinigung der Harburger Segler“ und ernennen Alfred Schneider zu ihrem ersten Vorsitzenden. Zunächst gibt es keinen Hafen, keinen Anleger, kein Clubheim – dafür aber viel Begeisterung für Wind und Wasser. Die Boote liegen im Strom vor Anker, zum Treffpunkt wird das „Harburger Fährhaus“ auserkoren. Zwei Jahre später bekommt die Vereinigung im alten Fährhafen ihr Zuhause, mittendrin in Harburg und noch heute geliebte VHS-Heimat. Alle Mitglieder packen mit an, 1930 entsteht die erste Halle, schnell gefolgt von einem Deich zum Schutz. Sechs Jahre später bricht dieser Wall zum ersten Mal: aufräumen, Schäden beseitigen und den Deich erhöhen – nicht zum letzten Male in der Geschichte der Vereinigung Harburger Segler. „Wir liegen mit unserem Verein nun mal an einem Tidengewässer. Der Schutz vor Hochwasser war und ist immer wieder ein herausforderndes Thema für uns“, sagt der heutige Vereinsvorsitzende Heiner Tietgen.
…und wie es weiterging. Damengruppen, Jugendkutter, ein eigenes Clubheim, Hochwasser, Stürme und immer wieder Modernisierungsarbeiten
Nach dem Zweiten Weltkrieg heißt es Anlagen und Schiffe in Stand setzen, und die Clubaktivitäten schnellstmöglich wieder hochfahren: Erste Törns bis Cuxhaven und die Gründung einer VHS-Damengruppe mit 17 Seglerinnen kennzeichnen den Neubeginn. Die große Sturmflut im Februar 1962 verwüstet Teile der Anlage an der alten Süderelbrücke. Doch in Harburg lässt sich niemand so schnell unterkriegen, und wieder heißt es: anpacken, aufräumen und in den folgenden Jahren Stück für Stück alles modernisieren. Ein hydraulischer Slipwagen wird in Eigenhilfe gebaut, ein Gabelstapler angeschafft. Für den Nachwuchs kaufen die Mitglieder in den folgenden Jahren immer wieder Jugendwanderkutter, die den Namen „Kamerad“, 1,2 und 3, tragen. „Das war damals nicht nur bei uns im Verein eine großartige Bewegung“, erzählt Heiner Tietgen. Überall auf der Elbe waren die stabilen Holzkutter mit segelbegeisterten Jugendlichen unterwegs.
Der 27. März 2006 ist ein rabenschwarzer Tag im Kalender der Vereinigung Harburger Segler: Ein Tornado verwüstet das Gelände. Doch mit Unterstützung der Versicherer, des Bezirksamtes, dem Hamburger Sportbund „und vor allem dem handwerklichen Einsatz und den großzügigen Spenden der Mitglieder haben wir unseren Verein gerettet“, sagt Heiner Tietgen.
Überall in der Welt unterwegs – die Vereinigung Harburger Segler heute
Das Segelrevier der Harburgerinnen und Harburger ist die Süderelbe, die Oberelbe, die Elbe bis nach Glückstadt und „ansonsten trifft man uns überall in der Welt, egal ob Skandinavien, Bretagne oder Griechenland“, sagt Heiner Tietgen. Der Steg unterhalb der Elbbrücken in Harburg bietet Platz für knapp 20 Boote, viele Vereinsmitglieder liegen deshalb mit ihren Yachten in Wedel, in Finkenwerder oder an der Ostsee und gehen von dort auf Reisen.
Hier und da starten einige Seglerinnen und Segler auch mal bei der Elbregatta Pagensand oder den German Classics in Laboe. „Doch einen regelmäßigen Regattabetrieb in Klassen und mit modernsten Schiffen, den gibt es bei uns nicht“, sagt der Vereinsvorsitzende. Gemeinsam auf Törn gehen und den Segelsport genießen, zusammen an den Booten basteln, sich gegenseitig unterstützen, im Team das Gelände in Schuss halten („jeder tut, was er kann“) – darum geht es der Vereinigung Harburger Segler.
Und natürlich um die Ausbildung von Nachwuchs. „Als kleiner Verein können wir allerdings kein sinnvolles Opti-Training leisten“, sagt Heiner Tietgen. Das überlässt die VHS den großen Clubs an Elbe und Alster. Ihr regelmäßiges Angebot am Mittwochabend richtet sich vielmehr an erwachsene Einsteigerinnen und Einsteiger, die durch das Mitsegeln in einer erfahrenen Crew alles lernen. Und seit 2013 gibt es mit der Sun 2000 „Disco Navigare“ auch ein vereinseigenes, attraktives und trailerbares Ausbildungsboot mit Klappmast – bestens geeignet also für das VHS-Revier.
Soziales Miteinander und gegenseitige Unterstützung – warum die Vereinigung Harburger Segler ein attraktiver Verein ist
„Wer eine kameradschaftliche Gemeinschaft sucht, in der sich alle kennen, aufeinander zugehen und ehrlich füreinander interessieren – der ist bei uns genau richtig“, schwärmt Heiner Tietgen für seinen Verein.
„Kameradschaft heißt bei uns: Wir stehen für ein soziales Miteinander, für gegenseitige Unterstützung, egal, wer du bist, woher du kommst, und wie du aussiehst.“
Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen und werden von Patinnen und Paten in die Gemeinschaft begleitet.
Das wünschen sich die Seglerinnen und Segler der VHS für die Zukunft
Seit 2018 gibt es Pläne der Hamburger Deichbaubehörde für eine umfassende Deicherhöhung in Harburg. Sollten die Baumaßnahmen wie angedacht umgesetzt werden, wäre das Vereinsgelände der Vereinigung Harburger Segler nur noch stark eingeschränkt nutzbar. Ein passendes Gelände für eine Umsiedelung des Vereins gibt es nicht. „Das Ganze käme also einem Aus für unsere Gemeinschaft gleich“, sagt der VHS-Vorsitzende. Regelmäßige Treffen mit den verschiedenen Behörden führten bisher zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis, inzwischen hat die VHS einen Anwalt eingeschaltet.
Trotzdem gibt sich Heiner Tietgen gewohnt optimistisch: „Wir haben bisher mit viel Engagement noch alles hinbekommen und wünschen uns eine positive Einigung.“
Vielleicht ja schon in 2025.
Das ist die Vereinigung Harburger Segler
Der Verein liegt in Hamburg-Harburg an der Süderelbe. Dort befinden sich auch das Clubhaus mit Sanitäranlagen, Bootshallen und ein hydraulischer Slipwagen. Der Steg bietet Platz für 20 Boote, interessierte Gastlieger melden sich unter [email protected] Zur VHS gehören 125 Mitglieder und ein Clubschiff; Adresse: Hafenbezirk 1 a, 21079 Hamburg; E-Mail: [email protected]; Tel. 040 772565 und Mobil +49 172 3900224; www.harburger-segler.de