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Der Kölner Yacht Club – seit 125 Jahren eine starke Gemeinschaft am Rhein

Das Fährhaus mit den Clubräumen des Kölner Yacht Club am Rhein
Das Fährhaus mit den Clubräumen des Kölner Yacht Club am Rhein © Kölner Yacht Club

Seit 125 Jahren gibt es den Kölner Yacht Club in Rodenkirchen in Köln. Der Verein überlebte zwei Weltkriege und viele Hochwasser und ist heute lebendiger denn je. Der DSV gratuliert ganz herzlich zu diesem Jubiläum und wünscht weiterhin alles Gute.

Regatten segeln, Feste feiern und den widrigen Umständen trotzen – wie beim Kölner Yacht Club alles begann …

Alles begann an einem sogenannten „historischen“ Datum, dem Geburtstag von Kaiser Wilhelm II.: Am 27. Januar 1900 gründeten fünf segelbegeisterte Herren den Kölner Segler Club in Rodenkirchen, aus dem 1968 der Kölner Yacht Club wurde. Schnell traf man sich zu ersten Regatten und geselligen Veranstaltungen und erwarb die sogenannten Michelshüs’chen neben der Kapelle direkt am Rheinufer als Clubdomizil. Doch genauso schnell zeigte sich auch: Die Lage an der Promenade ist zwar fantastisch, hatte und hat aber ihre Tücken. So stieg zum Beispiel Mitte Januar 1920 das Flusswasser bis in das obere Stockwerk des Clubhauses, zerstörte Inneneinrichtung und Mobiliar komplett. Die Mitglieder waren gefordert, körperlich und finanziell, im Juni 1921 konnten sie erneut Einweihung feiern.

Im selben Jahr trat der Kölner Segler Club dem DSV bei, der Wettfahrtverband Rheinischer Segler, in dem auch die KSCler aktiv waren, wurde zu einem Ausschuss umbenannt und rief 1922 die Rheinwoche ins Leben – jene bis heute jährlich zu Pfingsten stattfindende größte Flussregatta auf dem Rhein.

1925 gab es endlich das lang herbei gesehnte schwimmende Bootshaus vor dem Clubgebäude, sodass Seglerinnen und Segler festmachen konnten. Doch bei mehr als 200 Vereinsmitgliedern und 70 registrierten Booten zu dem Zeitpunkt zeigte sich deutlich „die Notwendigkeit eines Hafens“, sagt Reinhard Pieper, Vorstandsvorsitzender des Kölner Yacht Club. „Dieses Problem ist leider bis heute nicht zufriedenstellend für uns gelöst.“ Damals wurden die Boote in Scheunen und Hallen gelagert, heute weichen die KYC-Mitglieder mit Dickschiffen auf umliegende Häfen oder Liegeplätze an Nord- und Ostsee, am IJsselmeer oder im Mittelmeerraum aus.

Der schwimmende Bootssteg des Kölner Yacht Club in den 1920er Jahren. Zu der Zeit hieß der Club noch Kölner Segler Club
Der schwimmende Bootssteg des Kölner Yacht Club in den 1920er Jahren. Zu der Zeit hieß der Club noch Kölner Segler Club © Kölner Yacht Club

… und wie es weiterging: anpacken, aufräumen und sich den Spaß nicht verderben lassen

Der Kölner Yacht Club hat zwei Weltkriege und unzählige Hochwasser überstanden. Immer wieder musste alles neu aufgebaut werden. Mal stieg das Wasser des Rheins bis in die oberen Stockwerke, mal zeigte sich der Fluss gnädig und sorgte nur für Kurzschlüsse in der Elektrik. Immer aber hieß es: Ärmel hochkrempeln, anpacken, räumen, schleppen, säubern, sanieren, renovieren und neue Ideen entwickeln: Woher bekommen wir das nötige Geld? Und wenn nicht der Rhein für Schäden sorgte, dann zeigte die Substanz der Häuschen schlicht Alterserscheinungen. 

In den 70er Jahren fasste der KYC den Entschluss, zur Deckung der Kosten Teile der Clubräume als Gastronomie in fremde Hände zu geben. Das führte in den folgenden Jahren hier und da zu Problemen mit den Pächtern. „Trotzdem war die Entscheidung für unseren Verein genau richtig“, erklärt Reinhard Pieper.

Der Kölner Yacht Club heute: Segeln in allen Facetten

Doch bei den Kölnerinnen und Kölnern vom Yacht Club ist man nicht nur mit Bauarbeiten beschäftigt. „Im Mittelpunkt steht das Segeln, das Leben auf dem Wasser und mit dem Wind“, sagt Eugen Richter aus dem KYC-Vorstand. Da ist das breitensportlich ausgerichtete Regattasegeln in verschiedenen Bootsklassen wie zum Beispiel bei der Rheinwoche („als Mitglied in der Regattagemeinschaft Rhein e.V. unterstützen wir die Ausrichter auch bei der Organisation“). Da sind die vielen Fahrtensegelnden des KYC, die überall in der Welt segeln. Und die im Club als eingeschworene Gemeinschaft viel auf die Beine stellen. Bei regelmäßigen Clubabenden können alle ihr Wissen erweitern oder auffrischen, es gibt Vorträge zu Medizin an Bord, Navigation, eSailing oder Takel-Workshops, um nur einige Themen zu nennen. „Bei diesen Treffen tauschen wir Erfahrungen aus, vermitteln Mitsegelkojen oder organisieren gemeinsame Törns.“

Der Eventkalender für segelnde Anfänger und Fortgeschrittene ist voll: Ansegeln zu den Inseln in der Waddenzee, Strecke machen beim Meilentörn mit Nachtfahrten und Wachroutinen („in diesem Jahr geht es nach London“), das 24UurZeilrace in Holland, bei der Taktik und Teamarbeit gefordert sind oder der Flönz Kapp, eine mehrtägige Regatta für die ganze Familie in Holland.

Die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen auf dem Rhein mit seiner starken Strömung und der Berufsschifffahrt ist schwierig und zu gefährlich, solange es kein geschütztes Vereinsrevier gibt. Deshalb kooperiert der KYC seit den 80erJahren mit der Sportseeschifferschule Köln. Und wer dann ein wenig segeln kann, „der kommt zu uns und kann hier jede Menge Erfahrungen sammeln“, erklärt Vorstandsmitglied Jochen Kiel.

Nicht nur beim Segeln übrigens. „Die Mitglieder des Kölner Yacht Club wissen auch, wie man feiert: rauschende Sommerfeste, traditionelle Captains-Dinner und Jubiläumsfeiern mit Musik und Tanz bis in die Nacht“, ergänzt Svenja Kiel aus dem Vorstand.

Historisches Ambiente und viel Miteinander – warum der KYC eine attraktive Gemeinschaft ist

„Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Gleichgesinnte zusammenkommen, Erfahrungen und Geschichten vom Wasser teilen und sich bei der Verwirklichung ihrer Segelträume unterstützen“, schwärmt Vorstand Axel Seidel für seinen Yacht Club. Genau das ist es, was diesen Verein am Rhein so besonders macht: die einzigartige Atmosphäre. Jeder und jede interessiert sich für die anderen Segelnden und Wassersportbegeisterten, und es entstehen Beziehungen, die über das Boot hinausgehen. Neue Mitglieder, egal welcher Altersgruppe, sind herzlich willkommen, und die Erfahrung zeigt: „Sie sind ganz schnell Teil unserer Gemeinschaft – als Anfänger und als Segelnde mit Erfahrung.“

Neben dem freundschaftlichen Miteinander spielt auch der Ort an der Flusspromenade in Rodenkirchen eine Rolle: „In unserem Clubhaus lässt es sich einfach ganz wunderbar entspannen oder Pläne schmieden. Hier triffst du immer offene Menschen“, beschreibt Reinhard Pieper die Stimmung an der Steinstraße 1.

Das wünschen sich die KYC-Seglerinnen und -Segler für die Zukunft

Ganz oben auf der Wunschliste steht seit vielen Jahren die Schaffung eines eigenen Hafens, „aber außerhalb des Stroms, an dem unsere Boote sicher liegen“, sagt Reinhard Pieper. Da gibt es Gespräche mit den Initiatoren des Deutzer Hafens, aber auch die Idee der Nutzung eines der neu entstehenden Seen im Rheinischen Braunkohlerevier.

Ein eigener Hafen mit der Möglichkeit, dort auch Kinder- und Jugendausbildung anbieten zu können – das ist ein Langzeitprojekt für die Kölnerinnen und Kölner.

Schneller umzusetzen ist da eine andere Idee: In naher Zukunft sollen bei jährlichen Kettentörns auf einem gut ausgerüsteten Schiff unvergessliche Gemeinschaftserlebnisse für alle geschaffen werden.

Das ist der Kölner Yacht Club

Der Verein liegt am Rheinkilometer 682,9 direkt an der Promenade in Köln Rodenkirchen. Dort befindet sich auch das Clubhaus im denkmalgeschützten Fährhaus mit Clubräumen, Geschäftsstelle und Sanitäranlagen. Zum KYC gehören 142 Mitglieder und sieben Clubschiffe; Adresse: Steinstraße 1, 50996 Köln; E-Mail: [email protected] ; Tel. 0221 392575; www.koelneryachtclub.de