Seit einem Jahrhundert gibt es ihn, den Segel-Club-Ribnitz am Ende des Saaler Bodden in Mecklenburg-Vorpommern. Ein familiärer Verein, in dem es viel um Gemeinschaft, um Kinder und Jugendliche und das Fahrtensegeln geht. Der DSV gratuliert ganz herzlich zu diesem Jubiläum und wünscht alles Gute für die Zukunft.
Ertüchtigung durch Wettsegeln und Wanderfahrten – wie beim Segel-Club-Ribnitz alles begann …
„Die Ertüchtigung seiner Mitglieder und Pflege der Leibesübungen durch Förderung und Pflege des Segelsports“ – dieses Ziel hatten sich sechs Herren auf die Fahne geschrieben, als sie im Dezember 1923 den Segel-Club-Ribnitz am Ufer des Saaler Boddens in Nordostdeutschland gründeten. Gesagt, getan: Es folgten Wettfahrten, Wanderfahrten und gelegentliche Schaufahrten unter Segeln am Abend. Beim legendären „Schipperball“ wurde wild das Tanzbein geschwungen. Ertüchtigung par excellence.
Erste kleine, aber seetüchtige, Kielkreuzer segelten bald von Ribnitz kommend auch auf der Ostsee. Das Fahrtensegeln im Segel-Club-Ribnitz war geboren, und so überrascht es nicht, dass SCR-Skipper Karl Linde von 1927 bis 1929 mit seinem 75qm-Kreuzer gleich dreimal die Bundesmeisterschaften im Fahrtenwettbewerb „Bereich Ostsee“ gewann.
Bis 1944 ging an den Boddengewässern vieles seinen gewohnten Gang, doch dann erreichte der Zweite Weltkrieg auch den SCR. Boote wurden zerstört, später konfisziert oder verheizt, der Vereinssport und Segelbetrieb kam nach 1945 nur schleppend wieder in Gang.
… und wie es weiter ging am Saaler Bodden
Die Clubnamen wechselten, ab Mitte der 50er Jahre gehörten die Vereinsmitglieder zur Sektion Segeln in der „Sportgemeinschaft Aufbau Ribnitz“. „Langsam kehrte wieder ein wenig Ruhe ein“, sagt der heutige 1. Vorsitzende Norbert Boldt. Kleine Bootswerften in der Region fertigten erste Boddenjollen-Kreuzer, engagierte Frauen und Männer bauten in Eigenregie Optimisten, so dass auch die Jüngsten das Segeln lernen konnten. Am Ribnitzer Hafen entstanden eine Brückenanlage mit Häuschen, ein Steg, ein Bootsschuppen und wurden zum „Treffpunkt für alle, nach Feierabend und am Wochenende“.
Nach der Wende gab es auf dem von der Stadt Ribnitz-Damgarten gepachteten Ufergrundstück schnell ein massives Clubhaus mit Clubraum, Sanitäranlagen und allem, was ein Segelverein so braucht. Inzwischen gehören auch drei Stege dazu, an denen rund 100 Boot Platz haben. Vieles ist über die Jahre selbst erbaut, saniert und restauriert worden. Das Geld für Materialien kam und kommt aus der Vereinskasse, von Sponsoren und der Stadt – „die Hauptarbeit aber leisten unsere Mitglieder“, sagt Norbert Boldt mit Stolz in der Stimme.
Der Segel-Club-Ribnitz heute: Fahrtensegeln und eine funktionierende Jugendarbeit
Einige (erwachsene) Seglerinnen und Segler des SCR starten bei vereinseigenen Regatten oder Wettfahrten benachbarter Vereine – doch die Mehrzahl sind mit Leib und Seele Fahrtensegelnde. An den Wochenenden geht es nach Wieck, Barth, Saal, Zingst oder Prerow – um nur einige attraktive Anlaufhäfen an den Boddengewässern zu nennen. Doch auch auf Hiddensee, Rügen, Richtung Schleswig-Holstein und Skandinavien oder Stettin machen Yachten und Crews des Segel-Clubs fest.
Für das Regattasegeln ist eher die Jugendabteilung der Ribnitzer Segelgemeinschaft zuständig. „Die seglerisch fundierte Ausbildung ist das eine“, sagt Norbert Boldt, „dann aber lernen die Kinder und Jugendlichen bei uns auch das Wettfahrtsegeln.“ Vereinseigene Optis, Cadets und Piraten liegen bereit, an vier Tagen in der Woche gibt es Trainingszeiten. „Unsere intensive Jugendarbeit lockt oft neue Menschen in den Club – so erhalten wir ein Stück weit auch unseren Verein am Leben“, erklärt Norbert Boldt.
Ein Verein, den man in Mecklenburg-Vorpommern und über die Bundeslandgrenzen hinaus kennt: Seit vielen Jahren richtet der SCR erfolgreich Wettfahrten für Youngster aus, wie zum Beispiel Opti-A und -B-Ranglistenregatten oder IDJMs für einzelne Klassen. Im Jubiläumsjahr 2023 trafen sich 365 Aktive zu den Landesjugend Meisterschaften in allen Jugend- und Jüngstenklassen an der Fritz-Reuter-Straße in Ribnitz-Damgarten – eine organisatorische Meisterleistung, die rund 50 Ehrenamtliche aus dem Verein gemeinsam „gestemmt“ haben. Der Landessportbund unterstützte mit Fördermittel.
Jeder kennt jeden, und das Revier ist top – warum der SCR ein attraktiver Verein ist
„Wir sind ein eher familiärer Verein“, sagt Norbert Boldt, „jeder kennt jeden, und jeder hilft jedem.“ Bei der Reparatur von Booten, der Reise-Planung oder der Instandhaltung des Geländes. Der ehrenamtliche Einsatz, so der 1. Vorsitzende, sei schon beachtenswert. Da müsse man nicht lange um Unterstützung betteln. Kurz: Die SCR-Familie funktioniert gut.
Das Segelrevier liegt am Ende des Saaler Bodden geschützt durch die Landzunge Fischland-Darß-Zingst und ist nicht besonders überlaufen. „Auch am Wochenende findet man hier in den kleinen Häfen meist noch einen Liegeplatz.“ Die Boddengewässer haben keine Strömung und Gezeiten, sind flach, aber weit entfernt von langweilig. Und wer möchte, der ist von Ribnitz aus nach einem Tag auf der offenen Ostsee.
Das ist der Segel-Club-Ribnitz
Das Vereinsgelände liegt am Ribnitzer See, der ein Teil des Saaler Boddens in Mecklenburg-Vorpommern ist. Der Segel-Club verfügt über zwei feste und einen schwimmenden Steg mit rund 100 Liegeplätzen – Gastlieger sind stets willkommen. Das renovierte Clubhaus (mit Solaranlage) lädt zum Verweilen ein, für die Verpflegung sorgen die Vereinsmitglieder selbst.
Zum SCR gehören rund 160 Mitglieder, davon ca. 30 Jugendliche und Kinder, Adresse: Fritz-Reuter-Straße 11B, 18311 Ribnitz-Damgarten; Mail: [email protected], Tel. 03821 889942, www.segel-club-ribnitz.de