Gunther „Piese“ Persiehl, Kommodore des Norddeutschen Regatta Verein, Begründer des erfolgreichen NRV Olympic Team, international angesehener Schiedsrichter beim America’s Cup und den Olympischen Spielen sowie ehemaliger Vorsitzender des großen Hamburger Vereins an der Außenalster wurde am Sonntag von seinem Amt als Kommodore verabschiedet. Zahlreiche Weggefährten aus mehreren Jahrzehnten dankten dem 86-jährigen für seinen unermüdlichen Einsatz für den deutschen Segelsport.
Rund 150 Gäste waren am dritten Advent in das Clubhaus des NRV an der Außenalster gekommen, um „Piese“ zu verabschieden und seinem außergewöhnlichen seglerischen Lebenswerk Tribut zu zollen. Als erste und einzige Frau im Kreis der LaudatorInnen sprach DSV-Präsidentin Mona Küppers. In ihrer Rede ging sie humorvoll darauf ein, dass „Piese“ einst einer ihrer heftigsten Widersacher bei ihrer Kandidatur um das höchste Amt des DSV war und ihr inzwischen sehr respektvoll, mit einer großen Achtung vor ihrem Engagement für den deutschen Segelsport, begegnet.
„Wir haben uns in den vergangenen Jahren schätzen gelernt, uns verbindet der bedingungslose, zeitintensive ehrenamtliche Einsatz für den deutschen Segelsport“, sagte sie.
Anschließend verlieh sie ihm die Goldene Nadel des DSV, die höchste Auszeichnung, die der Verband zu vergeben hat. Diese besondere Anerkennung hatte „Piese“ bereits schon einmal vor 35 Jahren für seine Verdienste als internationaler Schiedsrichter bekommen. Die neue Nadel, die das inzwischen modernisierte Signet des DSV ziert, übergab ihm Mona Küppers mit den Worten „Die meisten Nadeln bekommt man am Ende seiner Karriere. Sie aber haben die erste Ehrennadel als Ansporn genommen, weiterzumachen und sich mit ganzer Kraft und besonderem Durchsetzungsvermögen für die Förderung und Unterstützung der SpitzensportlerInnen eingesetzt.“ Gunther Persiehl, den alle nur als „Piese“ kennen und auch so anreden, ist damit der Einzige, der vom DSV zwei Goldene Nadeln erhalten hat.
Nach Mona Küppers sprachen die letzten drei Vorsitzenden des NRV über die nun zu Ende gehende Ära von „Piese“. Manuel Cadmus, Andreas Christiansen und Tobias König betonten in ihren humorvollen Beiträgen, dass mit „Piese“ immer zu rechnen war und es durchaus sein konnte, dass anstelle des eingeladenen Vorsitzenden des Vereins recht überraschend der Kommodore zu einem wichtigen Termin erschien.
Ein neues Betätigungsfeld bot dem scheidenden Kommodore der Vorsitzende des Hamburger Segel-Verbandes Oliver Kosanke an. Mit Blick auf die zunehmende Verschlickung des Segelreviers Mühlenberger Loch sagte er, für ein seglerisches Urgestein wie „Piese“, der von Kindheit an Mitglied im Blankeneser Segel-Club ist und auf der Elbe im Piraten segeln lernte, gäbe es hier viel tun und es brauche seiner starken Stimme und exzellenten Lobbyarbeit für die SeglerInnen von der Elbe.
Emotional wurde es bei der Rede von Johannes Polgar, ehemaliger 49er-Olympionike und Mitglied im NRV Olympic Team. Stellvertretend für „Pieses“ Kinder in der Fördergruppe für die olympischen SeglerInnen betonte er, dass die Unterstützung weit über die seglerische Karriere hinausging und insbesondere „Piese“ sich darum kümmerte, dass die AthletInnen nach Abschluss ihrer sportlichen Laufbahn eine berufliche Perspektive haben.
„Piese“ und seine Frau Gyde nahmen die vielen Reden, Auszeichnungen und Dankesworte sichtlich bewegt und dankbar an. Bis in die späten Nachmittagsstunden feierten die SeglerInnen und geladenen Gäste sein Lebenswerk in den Räumen des NRV. Abschließend waren sich alle einig, dass mit seinem Rückzug vom Amt des Kommodores des NRV noch nicht der Schlussakkord seines großen ehrenamtlichen Engagements für den deutschen Segelsport erklungen ist. Getreu seinem Lebensmotto „Geht nicht, gibt’s nicht“ erwarten alle mit Spannung, was Gunther Persiehl als nächstes Ziel in Angriff nimmt.