Olympia gestern, heute, morgen – unter diesem Motto stand der erste Clubabend des Deutschen Segler-Verbands am Donnerstagabend in Schilksee im Rahmen des Revivals „50 Jahre Olympische Spiele in Kiel“.
Erfolgreiche Olympiateilnehmer von 1972, von 2020 und hoffnungsvolle Nachwuchstalente erzählten in der DSV-Lounge vor knapp 100 Gästen über ihre Erinnerungen, ihre Ziele und Träume. „Dieser Abend war ein toller Erfolg“, freut sich DSV-Präsidentin Mona Küppers. Fazit dieses Events: Die Liebe zum Segeln macht alles möglich – da waren sich die Generationen einig.
Inmitten der sehenswerten Jubiläums-Ausstellung mit Original-Exponaten von den olympischen Segelwettbewerben 1972 trafen sich in der DSV-Lounge im Bundestützpunkt Segeln drei Generationen erfolgreicher Segler und Seglerinnen zu einer launigen Gesprächsrunde: Ulli Libor, als Steuermann im Flying-Dutchmann Bronzemedaillen-Gewinner von 1972, Hans-Christian Schröder, 1972 Siebter im Finn-Dinghy für die DDR, Heinz-Laprell, 1972 Elfter im Tempest, Nacra-17-Bronzemdedaillengewinnerin Alica Stuhlemmer (Tokio 2020) und Ole Schweckendiek, Jugend-Europameister im ILCA 6.
Ein Blick zurück
Moderator Tim Kröger, selbst erfolgreicher Segelprofi, startet den Abend mit einem Blick zurück auf die besondere Situation 1972: Erstmals starteten zwei eigenständige deutsche Teams – wie viel Kontakt gab es damals zwischen den DDR- und den bundesdeutschen Seglern? Offiziell natürlich gar keinen, erzählt DDR-Segler Hans-Christian Schröder. „Wir waren mit einem klaren Leistungsauftrag im Gepäck angereist. Darum ging es.“ Doch was auf dem Wasser passierte, das habe niemand kontrollieren können, zwischenmenschlich gab es nie Probleme. Auch Ulli Libor erinnert sich an viele Gespräche, von Boot zu Boot, mit dem Schweriner FD-Steuermann Herbert Hüttner.
Als das Gespräch auf das Attentat in München kommt, ist auch heute noch Betroffenheit und Entsetzen in der Lounge zu spüren. „Für meinen Vorschoter Wolf Stadler waren die Spiele zu Ende, er wollte sofort abreisen“, erinnert sich Heinz Laprell. Und auch Ulli Libor sagt: „Das waren so heitere, fröhliche Spiele. Das war schlagartig vorbei.“
Zur Rückschau gehören am Clubabend auch viele bauliche und technische Aspekte, die anschaulich ausgeführt und kommentiert wurden. Ulli Libor hat die Lacher auf seiner Seite, als vom Finetuning an der Wasserlinie seines Flying Dutchman erzählt: „Man nannte es OneDesign mit Bautoleranzen.“
Ein Blick nach vorn
Hans-Christian Schröder würde heute im ILCA segeln wollen („Er ist leicht, athletisch anspruchsvoll, und lässt sich gut transportieren“), Heinz Laprell im 49er. Und Ulli Libor? Der würde gern mit Alica Stuhlemmer als Vorschoterin Nacra 17 segeln. Visionär bringt Libor die Waszp als Olympiaboot ins Spiel. Alica Stuhlemmer möchte auf die Erfahrung der älteren Generation zurückgreifen und schlägt für die Vorbereitung auf die Spiele 2024 ein Teamwork vor. Und Ole Schweckendieck wechselt wirklich das Boot: Er steigt um in den ILCA 7 und trifft dort auf sein Vorbild Philipp Buhl. „Philipp ist schon olympisch gesegelt, als ich noch im Opti saß“, sagt der 17-Jährige. „Ich werde viel von ihm lernen.“
Bootsformen, Regattaformate, Technik, Trainingsmethoden, die Unterstützung der Leistungssport-orientierten Seglerinnen und Segler durch den Deutschen Segler-Verband, staatliche Fördermaßnahmen und private Sponsoren – es hat sich viel verändert seit 1972. Doch eines eint alle Generationen. Alica Stuhlemmer fasst es zusammen: „Da ist als erstes die Liebe zum Segelsport, dann springt dieser Funke über, dein Ehrgeiz erwacht, du fährst Regatten. Du fällst hin, du stehst auf, du steckst viel Energie in diesen Sport“, sagt sie. „Stück für Stück kannst du dann die Früchte ernten. Und schließlich kommt Olympia.“