In mehr als 20 Jahren ehrenamtlichen Engagements hat Wolfgang Stenz fachlich und menschlich Maßstäbe gesetzt. Seine besondere Aufmerksamkeit galt der vorolympischen 420er-Jolle. Am 30. April ist der Niedersachse im Alter von 82 Jahren gestorben.
„Bei meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten für den Segelsport konnte ich aus Platzgründen nur die wesentlichsten aufführen“, schreibt Wolfgang Stenz 2004 in seiner Wiederbewerbung für den Seglerrat: Um alle Ämter auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene aufzuführen, hätte der gelernte Kaufmann auch Ränder und Rückseite des Formblatts beschreiben müssen.
Ein Leben für das Segeln – im Fall von Wolfgang Stenz ist diese Formulierung nicht übertrieben. Und das, obwohl der gebürtige Heidelberger erst mit knapp 30 Jahren selbst auf den Geschmack kam. Auf einer luggergetakelten Neckarjolle lernte er das Segeln, wechselte später in den 470er und übernahm in seinem Heimatverein, der Seglervereinigung Innerste Delligsen, in den Siebzigerjahren erste Ehrenämter.
Gemeinsam mit seiner Frau Marianne begleitete Wolfgang Stenz Tochter Kerstin zu 420er- und später 470er-Regatten im ganzen Bundesgebiet. Der Bus der Stenz` war dabei beliebter Anlaufpunkt für die gesamte Szene, erinnert sich die Hamburgerin Malerin Heinke Böhnert, in den Achtzigerjahren selbst im 470er aktiv: „Wolfgang und Marianne waren für eine ganze Generation von 420er- und 470er-Teams so etwas wie Ersatzeltern“. Auch wenn der Tag auf dem Wasser nicht gut gelaufen war – am „Stenz-Bus“ gab es für alle ein offenes Ohr und eine Schale rote Grütze. Parallel zur aktiven Regattabegleitung brachte sich Wolfgang Stenz im Segler-Verband Niedersachen als Sportwart Binnen und gemeinsam mit seiner Frau im Jugendsegelausschuss ein.
Auch nachdem die eigene Tochter der Bootsklasse entwachsen war, engagierte Wolfgang Stenz sich für den Regatta-Nachwuchs im 420er. Von 1984 bis 1990 war er Präsident der westdeutschen und nach der Wiedervereinigung der gesamtdeutschen 420er-Klassenvereinigung. 1988 übernahm er zusätzlich das Amt des internationalen Klassenpräsidenten. Ein besonderes Anliegen war ihm das Beseitigen der damaligen Bauschwäche der 420er-Jolle. Die viel beklagten „Powerbeulen“ vor und hinter den Wanten und die Tatsache, dass ehrgeizige Regattateams mit einem neuen Boot pro Saison deshalb nicht auskamen, ließen ihm keine Ruhe. Gemeinsam mit dem internationalen technischen Komitee, dem Weltsegelverband und den führenden 420er-Werften wurde die Deckskonstruktion so verändert, dass die belasteten Partien widerstandsfähiger und die Boote viel langlebiger wurden.
International machte sich Wolfgang Stenz auch als Schiedsrichter und Wettfahrtleiter einen Namen, ein Höhepunkt dabei war die Verpflichtung als Berater in Protestfragen bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 als Mitglied des deutschen Teams. Seine große Erfahrung brachte er von 2001 bis 2009 als Mitglied des Seglerrats und des DSV-Wettsegelausschusses ein.
DSV-Präsidentin Mona Küppers: „Wolfgang Stenz übte seine Ämter ohne Wenn und Aber aus, auf sein Wort war Verlass. Segeldeutschland verliert mit ihm einen Menschen, für den das Wort `Ehre‘ in Ehrenamt eine ganz besondere Bedeutung hatte.”
Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.
(Mit Material des Seglerverbandes Niedersachsen)