Im November des vergangenen Jahres wählte der Deutsche Seglertag mit Mona Küppers nicht nur eine neue DSV-Präsidentin, sondern auch drei neue Vizepräsidenten. Im abschließenden und dritten Teil unserer Serie stellen wir Ihnen jetzt Andreas Löwe vor. Der Mann vom Bodensee ist zuständig für den Geschäftsbereich Umwelt und Recht.
Segeln, das bedeutet für Andreas Löwe Freiheit. Raus in die Natur, rauf aufs Wasser und dann den Wind nutzen. Vor dem Wind, hoch am Wind oder mit halbem Wind, egal ob auf dem Bodensee, der Nordsee, der Ostsee oder dem Mittelmeer. Egal, ob kurze Schläge oder lange Törns, „für mich ist das Segeln verbunden mit Natur und Freiheit“.
Viele Jahre arbeitete Andreas Löwe, 51, schon in der Schlichtungskommission des DSV, half mit, Meinungsverschiedenheiten im Verband zu regeln, sei es zwischen den verschiedenen Organen des Verbandes oder auch im Bereich des Regattasports bei vermeintlichen Regelverstößen. Als DSV-Vizepräsident kümmert sich der hauptberufliche Anwalt jetzt um die Themen Umwelt und Recht. Dort möchte Andreas Löwe zunächst in Ruhe eine Bestandsaufnahme dieser DSV-Geschäftsbereiche vornehmen, „um dann gemeinsam im Präsidium zu entscheiden, was wo genau zu tun ist“.
Andreas Löwe und der Segelsport – zwei Dinge, die schon lange zusammengehören. Schon als Siebenjähriger saß er im Optimisten, verbrachte viel Zeit mit seiner Familie in Wallhausen am und auf dem Bodensee. Und so war die Frage nach dem Studienort schnell geklärt: In Konstanz am Bodensee absolvierte Andreas Löwe das Studium der Rechtswissenschaft. „Seitdem ist diese Region zu meiner Heimat geworden.“
Seit 23 Jahren arbeitet der Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht in eigener Kanzlei in Konstanz, wo er auch lebt. Und mit Hingabe segelt: Mit seiner Familie ersteigerte Andreas Löwe bei eBay vor Jahren eine C&C SR 33, einen Offshore-Racer. „Damit waren wir viel gemeinsam unterwegs auf dem See, haben auf dem Schiff auch übernachtet.“ Noch heute segelt der Vater mit seinen inzwischen erwachsenen Söhnen als Steuermann gemeinsam in der Trias, bei nationalen und internationalen Regatten ist Andreas Löwe als erfahrener Taktiker auf einer 8mR ein gefragter Mann.
Doch die Juristerei lässt den engagierten Mann auch in seiner Freizeit nicht ganz aus ihren Fängen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten berät der Segler und Vereinsvorsitzende des Motor-Yacht-Clubs Überlingersee die Wassersportverbände am gesamten Bodensee – wenn es um Fragen zum Thema Segler-Berufsschifffahrt, Abgasnormen oder auch Sperrgebiete geht. Bei Auseinandersetzungen um Sperrzonen im Bereich einer Entnahmestelle für Trinkwasser im Bodensee unterstützte Andreas Löwe die Sportler sogar bis zu einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht.
Andreas Löwe: Mit Händchen und dem richtigen Augenmaß
Grundsätzlich bevorzugt der Anwalt bei Problemlösungen aber freiwillige Vereinbarungen zwischen den Parteien. „Diese kann man jederzeit modifizieren, wenn es sich als notwendig erweist“, erklärt er. Ist eine Regelung erst einmal in eine Rechtsnorm gegossen, dann ist der Weg zu Veränderungen und Anpassungen extrem schwierig, so seine Erfahrung. Mit Händchen und dem richtigen Augenmaß könne man vieles regeln, es müsse nicht immer starre Gesetz gekoppelt mit Verfolgungsdruck geben. „Und diese Form der Freiheit möchte ich bei meiner Arbeit als Vizepräsident im Verband weiterverfolgen“, erklärt Andreas Löwe deutlich.
Und weiter sagt er: „Ich möchte Lösungen finden, bei denen alle zu ihrem Recht kommen.“ In Bezug auf die vielen umweltrelevanten Fragen heißt das zum Beispiel: Flora, Fauna, Umweltschützer und eben die Segler – sie alle sollten gleichermaßen bedacht werden beim Engagement des DSV. Deshalb will sich Andreas Löwe auch einsetzen für eine große Koalition aus DSV, Umweltschutzverbänden und anderen Wassersportlern wie Tauchern und Kanuten. „Für uns als `Gewässerretter´ sollte es zum Beispiel um eine nachhaltige Reduzierung von Plastikmüll in den Meeren gehen.“
Neben dem Segeln, egal ob auf dem Wasser oder als Fürsprecher an Land, gibt es noch eine, nein, Andreas Löwe korrigiert sich sofort, mindestens zwei weitere Leidenschaften: Wann immer Zeit und Wetter es zulassen, packt der Vizepräsident seine Skier ein und fährt in die Berge. Mal in die Dolomiten, mal in den Bregenzer Wald, „das ist alles nicht weit weg von hier“.
Und dann ist da noch das Kochen, zu Hause, in der eigenen Küche schnippeln, braten, rühren, würzen und abschmecken. Seine Gäste lassen sich überraschen, denn Andreas Löwe entscheidet gerne spontan, was auf den Teller kommt. Zu seinen Favoriten gehört Rehgulasch mit Semmelknödeln.
Doch wie gesagt: Andreas Löwe möchte sich ungern festlegen. Der Koch Löwe liebt die Freiheit. So wie der Segler Löwe auch.
Porträt Claus Otto HansenPorträt Clemens Fackeldey