Am 17. Dezember 2024 verstarb im Alter von 95 Jahren Felix Scheder-Bieschin. Mit seinen auf den Namen „Vineta“ getauften Regattayachten gehörte der Hamburger jahrzehntelang zum Kreis der deutschen Hochseeelite. Als Jugendvorstand des Norddeutschen Regatta Verein (NRV) stellte er die Weichen für eine erfolgreiche Jugendausbildung, später war er Vize-Kommodore des Vereins. Besonders lag ihm die Förderung junger Seeseglerinnen und -segler am Herzen, die er durch sein Engagement im Hamburgischen Verein Seefahrt (HVS) und die von ihm gegründete Stiftung Hochseesegeln jahrzehntelang unterstützte.
Dem erfolgreichen Reeder Felix Scheder-Bieschin, 1929 in Lübeck geboren, war die Liebe zum Segelsport in die Wiege gelegt. Sein Vater gewann 1936 mit der 8mR-Yacht „Germania III“ bei den Olympischen Spielen vor Kiel die Bronzemedaille. Für seinen gleichnamigen Sohn Felix war der Kieler Yacht-Club die erste seglerische Heimat. Auf der Kieler Förde segelt er 8mR, danach Pirat und Sharpie, später Finn und Soling. 1962 zog er nach Hamburg und trat in den NRV ein.
In dem traditionsreichen Hamburger Verein an der Außenalster engagierte er sich als Jugendvorstand, zudem baute er an der Elbe einen weiteren Standort für die dortige Jugendgruppe des NRV auf. Parallel dazu initiierte er mit der Herbsttour eine Segelreise zum Saisonende, um die jugendlichen Jollenseglerinnen und -segler an das Dickschiffsegeln heranzuführen.
Er selbst nahm auf seinen immer größer werdenden eigenen Yachten an Regatten teil. Auf den ersten Hanseat folgte eine Yacht aus Aluminium, die später als „Hamburg IX“ für den HVS an den Start ging. Mit dem Eintonner „Vineta“ nahm er 1979 an den Ausscheidungen zum Admiral’s Cup teil. Ein Mastbruch machte dieses große sportliche Ziel zunichte, bewahrte aber ihn und seine Crew vor der Teilnahme am Fastnet Race, bei dem ein Orkan über das Regattafeld hinwegfegte und zahlreiche Opfer forderte.
Neben der dreimaligen Teilnahme an den Admiral’s Cup Ausscheidungen segelte Felix Scheder-Bieschin mit seiner Yacht Regatten in den USA, mehrmalige Atlantiküberquerungen inklusive. 1980 nahm er im deutschen Team zusammen mit „Container“ und „Pinta“ am Sardinias Cup teil.
Ein weiteres seglerisches Highlight war 2004 die Teilnahme am Rolex Sydney Hobart Race mit der Marten 49 „Vineta“, das mit Sturm und haushohen Wellen in der Bass Strait der Regattaflotte schwer zu schaffen machte. 54 der 117 teilnehmenden Yachten gaben das Rennen auf, nach einem Wassereinbruch musste auch die Crew der „Vineta“ das Rennen abbrechen. Sein letztes großes Rennen war das Rolex Middle Sea Race 2009, an dem er mit 80 Jahren teilnahm.
Von 1997 bis 2003 war er Vorsitzender des Hamburgischen Verein Seefahrt (HVS). Dabei setzte er sich für die Förderung von Frauen und Mädchen im Segelsport ein. Inzwischen stellen junge Frauen in der Segelgruppe Störtebeker fast die Hälfte der Aktiven und sind insbesondere im „Fahrwasser“, dem Gremium der Segelnden, stark eingebunden.
„Felix war dem HVS zeitlebens auf besondere Weise verbunden. Als Mitbegründer und Vorsitzender der Stiftung Hochseesegeln hat er einen wichtigen Baustein für dessen langfristige finanzielle Absicherung geschaffen“, sagt Hanns Ostmeier, Vorsitzender des HVS. „Er war ein Kämpfer mit Weitblick, der sich auch durch die Zumutungen des hohen Alters nicht hat entmutigen lassen! In diesem Sinne ein echtes Vorbild für die Jugend und uns Ältere.“
In seine Amtszeit als HVS-Vorsitzender fiel die Ausrichtung der großen Atlantikregatta DaimlerChrysler North Atlantic Challenge 2003 zum 100-jährigen Jubiläum des Vereins mit 60 teilnehmenden Yachten von Newport nach Cuxhaven/Hamburg. „Ich habe Felix während der Vorbereitung und Durchführung der Regatta kennengelernt, es entstand sofort eine Symbiose zwischen uns“, erinnert sich der damalige NRV-Vorsitzende und heutige Kommodore Andreas Christiansen. „Nach dem Tod unseres früheren Vize-Kommodores Rolf Mulka habe ich ihm das freigewordene Amt angeboten. Denn ich wusste: Mit ihm an Bord haben wir eine große Stütze für die vielseitigen und großen Aufgaben, die vor uns lagen. Mit seiner Lebenserfahrung und unbeirrten Zielstrebigkeit war er ein unentbehrlicher Ratgeber für den Verein.“
In zahlreichen Laudationes und Reden zu verschiedenen Anlässen und Jubiläen wurden immer wieder Felix Scheder-Bieschins hohes Fachwissen und seine herausragende Menschenkenntnis hervorgehoben. Ihm wurde nachgesagt, schon nach wenigen Stunden an Bord zu wissen, wem er das Steuer anvertrauen konnte und wer dafür geeignet war, künftig Skipperin oder Skipper im HVS zu werden. Dazu erkannte er die Notwendigkeit, immer wieder in neue, moderne Schiffe und Bordtechnologien zu investieren, um die Attraktivität des HVS hoch zu halten und dem Ausbildungscharakter des Vereins gerecht zu werden.
„Ich habe Felix als gütigen, freundlichen Mann kennengelernt, der die wunderbare Eigenschaft hatte, im Herzen jung geblieben zu sein und das immer wieder auf überraschende Weise gezeigt hat. Nicht nur durch sein großes Engagement für segelnde junge Menschen, sondern oft durch Kleinigkeiten und mit einem sehr besonderen Humor“, sagt DSV-Präsidentin Mona Küppers. „Mit Felix Scheder-Bieschin verliert der deutsche Segelsport einen herausragenden Förderer und exzellenten Hochseesegler.“