Er war der erste Segelverein an der Elbe. Inzwischen gibt es den Blankeneser Segel-Club seit mehr als 125 Jahren vor den Toren der Hansestadt Hamburg. Ein Verein, der immer für neue Ideen gut war und ist. Ein Verein, der für Tradition und Innovation zugleich steht. Der DSV gratuliert noch einmal zu diesem besonderen Jubiläum und wünscht alles Gute für die Zukunft.
Wie beim Blankeneser Segel-Club alles begann: in weißen Hosen und blauen Blazern die Elbe entdecken
Als der BSC 1898 gegründet wurde, segelte man noch gerne in weißen Hosen und blauen Blazern mit Goldknöpfen, eine Schiffermütze auf dem Kopf. Die für das Tidenrevier geeigneten Jollen lagen an Bojen vor dem heutigen Bootshaus direkt am Strandweg. Von dort aus ging es die Elbe entlang, in die kleinen Seitenarme, die Este, Schwinge oder auch Krückau hinauf und nach dem Tidenwechsel wieder zurück. Die Inseln Meyers-Sand und Böhaken waren lohnende Ausflugsziele, von denen aus man einen herrlichen Blick auf die dicht an dicht auf dem Elbhang stehenden Häuser hatte und den Wandel des Ortes vom einfachen Fischerdorf zum beliebten Vorort beobachten konnte.
Selbständig und selbstbewusst – so ging es weiter
Die Entfernung von der Hamburger Innenstadt und damit die Distanz zum Einfluss von Regierenden im Rathaus, Sportverbänden und behördlichen Vorgaben schaffte im BSC von Beginn an einen kreativen, gestalterischen Freiraum. Der BSC war der erste Hamburger Segelverein an der Elbe, nach dem Kieler Yacht-Club gründete der BSC die zweite Jugendabteilung Deutschlands, und ab 1919 war der BSC der erste Verein, der auch Mädchen in der Jugendabteilung aufnahm.
Dieses „out of the box“-Denken ist bis heute typisch für den BSC. Und hat im Lauf der Jahrzehnte ganz eigene, besondere Regattaformate geschaffen. Neben dem Störtebeker Opti-Cup auf der Hochseeinsel Helgoland gehört vor allem die letzte Elbregatta des Jahres „Letzte Helden“ zu den ganz großen Events des Vereins.
Der Blankeneser Segl-Club heute: Optis, Piraten, ILCA, Finn, Europe und viele Dickschiffe weltweit
Auf dem Hafenvorland vor dem kleinen Jollenhafen, der im Rahmen der Fahrwasserbegradigung der Elbe 1968 entstand, liegen die Jollen des Vereins: Optimisten für den Nachwuchs, Piraten, IlCAs, Europes und Finn-Dinghys. Was mit der Gründung der „Beach Finns“ erfolgreich begann, wird seit drei Jahren mit den „Beach Europes“ weitergeführt: Der Etablierung einer großen Flotte schneller, anspruchsvoller Jollen, die nicht in den Kreis der olympischen Bootsklassen gehören und durchaus mit sportlichem Ehrgeiz, aber ohne Schielen auf freiwerdende Kaderplätze, gesegelt werden. Dem starken Engagement der Beach-Finns ist es zu verdanken, dass 2024 auf dem Heimatrevier des BSC, dem Mühlenberger Loch, die Internationale Deutsche Meisterschaft der Finns ausgetragen wird. Ein Jahr später ist die Ausrichtung der IDJM der Europes geplant.
Neben den Jollen auf der Wiese beim Flaggenmast liegen zahlreiche BSC- Segler mit ihren Schiffen im großen Hamburger Yachthafen in Wedel, in den zahlreichen Häfen entlang der Ostseeküste und sind als Tourensegler weltweit unterwegs. Stolz wird der dunkelblaue Stander mit dem weißen Kreuz und roten Kreis in der Mitte am Heck gefahren.
BSC, Blankenese, Brauchtum und das alte Bootshaus am Strandweg
In die Traditionen des lebendigen Ortes Blankenese ist der BSC untrennbar eingebunden. Wenn Ostern am Elbestrand das große Osterfeuer „Osten“ aufgebaut wird, kommen eine Vielzahl der aktiven Osterfeuerbauer aus den Reihen des BSC. Dieser heidnische Brauch steht dabei keineswegs in Widerspruch zur engen Verbindung mit der Blankeneser Kirchengemeinde, die im Jubiläumsjahr 2023 sogar einen Seglergottesdienst anbot.
Zum 125-jährigen gönnte sich der Verein ein Remake des schwimmenden Clubhauses. Der Charme der 60er und 70er Jahre ist verschwunden, bodentiefe Fenster sorgen für noch besseren Elbblick und echtes Hafenkino, die luftige, multifunktionale Einrichtung ermöglicht eine vielfältige Nutzung des großen Raumes. Geleistet wurde die planerische Arbeit überwiegend von Mitgliedern, die sich ehrenamtlich für ihren Verein engagieren.
Fast noch wichtiger als das schwimmende Clubhaus ist aber das alte Bootshaus am Strandweg, das bis 1968 auch Clubhaus des BSC war. Hier wird nicht nur an Booten gearbeitet, sondern es trifft sich auch immer ein „harter Kern“ von BSCern, zudem hat im Dachgeschoss die Jugend ihren Raum. Jede Generation von Mitgliedern hat ihre eigenen Erinnerungen an dieses Haus direkt an der Elbe, das mit seinem schwungvoll aufgemalten Stander, dem schmucken Giebel und der Slip-Rampe so einzigartig und typisch für den Ort Blankenese ist, dass es viele Postkarten ziert und häufig von Spaziergängern und Touristen fotografiert wird.
So wie der Verein hat sich im Verlauf der vergangenen 125 Jahre auch das Segelrevier des BSC massiv geändert. Die Fahrrinne der Elbe wurde angepasst und mehrfach ausgebaggert, Inseln verschwanden, um Wasserflugzeugen und inzwischen Flugzeugwerften Platz zu machen, mit dem Aushub des Elbtunnels wurden neue Elbinseln geschaffen. Das „Mühlenberger Loch“ ist derzeit die Kinderstube der nächsten Segelgeneration von der Elbe, aber durch Verschlickung aufgrund der zunehmenden Fließgeschwindigkeit auf der Elbe als Segelrevier stark gefährdet. Zusammen mit den anderen Elbvereinen kämpfen die Blankeneser Seglerinnen und Segler nun um den Erhalt ihres Reviers.
Einfach mal machen, im Sinne der Gemeinschaft – warum der BSC für alle ein attraktiver Verein ist
Bis heute ist der BSC ist ein Verein, aus dem man nicht austritt. Auch nicht, wenn man längst dem Heimatdorf den Rücken gekehrt hat und auf einem ganz anderen Revier die Segel setzt. Und wer später dazu kommt, entscheidet sich auch für den BSC, weil das breite Angebot des Vereins, die unkomplizierte Nutzung der Clubboote, das herzliche Miteinander und die flachen Hierarchien begeistern. Neue Ideen sind herzlich willkommen, einfach mal machen statt lange sabbeln ist durchaus eine gängige Maxime, wobei der Nutzen für alle und ein ausgeprägter Gemeinschaftssinn entscheidend sind.
Das ist der Blankeneser Segel-Club
Direkt unterhalb des malerischen Treppenviertels gelegen findet sich der Blankeneser Segel-Club. In einem kleinen Hafen, der überwiegend von den auf der Elbe typischen Tuckerbooten und einigen Trainingsbooten belegt ist, liegt das schwimmende Clubhaus: ein eingeschossiger Ponton mit Restaurant, Clubraum und Arbeitszimmer für Sekretariat und Trainer. Hier haben die BSC-Mitglieder ihre seglerische Heimat, auch wenn sie mit ihren Schiffen ganz woanders als auf dem Mühlenberger Loch unterwegs sind.
1.000 Mitglieder, Adresse zum Jollenhafen Blankenese: Mühlenberger Weg 1, 22587; Mail: [email protected]; Tel.: 040 – 862373; www.bsc-hamburg.de