Schneller ist kein anderes Regattaformat: Bei der Sail GP treten die Teams auf rasenden F50-Katamaranen gegeneinander an. Wie bei der Formel 1 der motorisierten Rennboliden gibt es weltweit verschiedenen Austragungsorte. Beim Sail Grand Prix rasen die Rennkatamarane direkt vor den Häfen und Uferpromenaden auf kurzen Kursen mit Highspeed um die Wette. Mehr Action und Spannung auf dem Wasser sind kaum möglich. Zum Start der neuen Saison ist erstmals auch ein deutsches Team dabei
Am Steuer des unter deutscher Flagge fahrenden F50-Katamarans steht der ehemalige 49er-Crack Erik Heil, der zusammen mit seinem langjährigen Segelpartner Thomas Plößel im olympischen 49er für das German Sailing Team zweimal eine olympische Bronzemedaille gewann und in der schnellen Skiffjolle Vizeweltmeister wurde. Zu seinem Team gehören der britische Olympiasieger Stuart Bithell als Wing Trimmer, der australische Segler James Wierzbowski als Flight Controller, die deutsch-brasilianische Doppel-Olympiasiegerin im 49erFX Kahena Kunze als Strategin, Dan Morris (USA) sowie Ruder-Olympiasieger und America’s-Cup-Sieger Joe Sullivan am Grinder und Nachwuchstalent Jonathan Knottnerus-Meyer vom Kieler Yacht-Club.
Der Kieler Bundesligasegler und angehende Arzt Jonathan „Jona“ Knottnerus-Meyer ist mit 25 Jahren der Jüngste im Team. „Wir haben eine gute Mischung aus Neulingen, erfahrenen SailGP Athleten und guten Olympioniken gewählt“, erklärt Erik Heil die Nominierungen für das Debut des deutschen Teams bei der Sail GP. „Es ist uns wichtig, dass wir neue Athleten fördern, aber andererseits wollen wir es uns am Anfang nicht zu schwer machen. Die Segeltage auf den Booten sind sehr begrenzt und daher muss in kurzer Zeit viel gelernt werden.“
Der „fliegende“ F50-Katamaran mit Foils und einem starren Flügel wurde erstmals 2017 beim 35. America’s Cup unter dem Namen AC50 eingesetzt. Nach dem Wechsel auf eine andere Bootsklasse entschieden Softwareunternehmer und Oracle-Gründer Larry Ellison und America’s Cup Segler Russel Coutts, die 15 Meter langen und rund 50 Knoten schnellen Rennkatamarane für eine eigene Rennserie einzusetzen. So entstand der Sail GP, der zum ersten Mal 2019 ausgetragen wurde.
Dabei haben die Teams die Möglichkeit, mit Hilfe genauer Performance-Daten fortlaufend in Echtzeit ihren Speed zu kontrollieren und zu verbessern. Dafür wird eine Oracle Cloud Infrastructure (OCI) und Autonomous Database verwendet, die in Echtzeit die relevanten Daten an die Teams, aber auch die Übertragungspartner und Fans übermittelt. „Wir haben mit den Daten im SailGP Zugang zu etwas, das es so bei Olympia nicht gibt: Bist du beispielsweise nicht zufrieden mit einer Wende, schaust du dir die Daten später an und vergleichst Punkt für Punkt, wie sie sich von den Wenden der Gegner unterscheidet“, erklärt Erik Heil. „Es ist fantastisch, über die Oracle-Cloud Zugriff auf die Daten der Gegner zu haben, die aufwendig aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden.“
Jede Veranstaltung auf der Sail GP-Strecke findet an zwei Tagen statt. Pro Tag sind drei Rennen angesetzt, insgesamt also sechs Rennen pro Veranstaltung. Die Flottenrennen werden von allen Teams bestritten. Das Endspiel findet zwischen den beiden höchstplatzierten Teams statt. Fast außergewöhnlich für den Segelsport: Für das siegreiche Profiteam lockt ein Preisgeld einer Million US-Dollar.
Hinter dem deutschen Team für die Sail GP stehen als „Rennstallbesitzer“ der Kommunikationsunternehmer Thomas Riedel und der Rennfahrer und viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. „Ich freue mich sehr darauf, mit einer hochtalentierten Gruppe motivierter junger Segelathleten für den Erfolg zu arbeiten“, sagt der ehemalige Formel-1-Pilot Sebastian Vettel, der sich ebenfalls bei der dem Sail GP Circuit angeschlossenen Impact League für mehr Klimaneutralität und Nachhaltigkeit im Segelsport engagiert. „Es gibt schon lange Parallelen zwischen der Formel 1 und dem SailGP, wo die Boote faszinierende Geschwindigkeiten erreichen und Hightech-Beherrschung eine entscheidende Rolle spielt. Hier möchte ich mit meiner Erfahrung zum Fortschritt des Teams beitragen.“
Der Einstieg in die hochprofessionelle Sail GP Szene wird für das deutsche Team, das bisher nur wenige Stunden am Simulator und auf dem Wasser trainieren konnte, eine Herausforderung. „Wir wollen unsere Lernkurve steil nach oben bringen, uns Schritt für Schritt nach vorne arbeiten“, sagt Erik Heil. „Vielleicht können wir hier und da für eine Überraschung sorgen. Doch unsere ganze Konzentration gilt zunächst uns selbst und unseren Fortschritten.“
In der vierten Saison der Sail GP, die sich über zwölf Events bis zum Sommer 2024 hinzieht, sind zehn internationale Profiteams verschiedener Länder am Start. Neben den USA und Kanada nehmen Teams aus Neuseeland und Australien an dieser hochklassigen Rennserie teil, dazu kommen die europäischen Mannschaften aus Spanien, England/ Emirates, Frankreich, Dänemark und der Schweiz sowie nun aus Deutschland.
Die Auftaktrennen finden am 16. und 17. Juni vor Chicago auf dem Michigansee statt. Start ist am Freitag, 16. Juni um 23 Uhr deutscher Zeit. Für alle, die live dabei sein wollen, gibt es einen Livestream.