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Trotz Olympia-Fragezeichen: Mixed Offshore-Teams formieren sich

Bis Ende Mai 2021 entscheidet das IOC, ob die Disziplin Mixed Offshore 2024 tatsächlich olympisch wird. Diese unsichere Situation erfordert von den Teams und vom Verband viel Eigeninitiative. Für die Wintermonate hat das Mixed Offshore-Trainerteam um Tim Kröger deshalb eine Online-Fortbildungsreihe auf die Beine gestellt. Als Referent konnte unter anderem Volvo Ocean Race-Navigator Wouter Verbraak gewonnen werden.

Mixed Offshore Nachtsegeln Eike Schurr
Mixed Offshore: auch eine Nachtetappe ist vorgesehen, wenn die Disziplin für 2024 tatsächlich olympisch wird. Foto: Eike Schurr

Das Internationale Olympische Komitee entscheidet spätestens am 31. Mai darüber, ob bei den Olympischen Spielen 2024 vor Marseille tatsächlich gemischte Zweier-Teams auf Kielbooten an den Start gehen. So lange diese Entscheidung aussteht, darf noch keine Unterstützung aus den Bundesmitteln in die Mixed Offhore-Disziplin fließen. „Dennoch wollen wir nicht untätig bleiben und wertvolle Zeit verstreichen lassen, sondern das bereits angelaufene Projekt weiter fortführen“, sagt DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner.

Zumal sich über die vergangene Saison vielversprechende Mixed-Paare formiert haben, die wissenshungrig und motiviert sind. Um auch in der Wintersaison mit den Seglerinnen und Seglern in Kontakt zu bleiben und das Wissensniveau zu vereinheitlichen, finden bis zum Saisonstart im Frühjahr regelmäßig Online-Seminare statt.

Fortbildungen in Meteorologie, Routing und Bootstechnik

Anders als bei den olympischen Jollen-, Skiff- und Katamaran-Klassen segeln Mixed Offshore-Teams keine Up and Down-Regatten, sondern eine mehrere hundert Seemeilen lange Strecke mit Nachtetappe. Neben Taktik und Trimm müssen beide Teampartner daher auch in Sachen Routing, Seemannschaft, Elektronik und Meteorologie topfit sein. „Über die vergangene Saison hat sich gezeigt, wo der Fortbildungsbedarf am größten ist“, sagt Mixed Offshore-Coach Tim Kröger und nennt als Schwerpunkte Wetterbestimmung, Routing und Bootstechnik.

Dank einer Anschubfinanzierung aus Verbandsmitteln konnten Sportdirektorin Nadine Stegenwalner und Coach Tim Kröger eine Reihe hochkarätiger Referenten für die Online-Fortbildungsreihe verpflichten, unter anderem den Diplom-Meteorologen Sebastian Wache, der in Sachen Wetter auf seegehenden Yachten gefragter Experte ist. Zum Thema strategisches Routing gab Wouter Verbraak den Teams Impulse. Der niederländische Segelprofi und Meteorologe gewann weltweites Ansehen durch seinen verantwortungsvollen Umgang mit der Strandung des Teams Vestas beim Volvo Ocean Race im Jahr 2014 und gilt als einer der besten Navigatoren weltweit. Gemeinsam segeln Verbraak und Kröger auf der J-Class Topaz.

„Shorthanded-Segeln ist eine große Chance“

Lena Weißkichel und Max Gurgel
Lena Weißkichel und Max Gurgel bilden das Team „Vmax Mixed“. Hier sind sie bei der Vorbereitung auf die Shorthanded-Regatta „Baltic 500“ zu sehen. Foto: Baltic 500/Eike Schurr

Online-Einheiten, Hausaufgaben, Trainings und die Olympia-Kampagne vorantreiben – die Mixed-Offshore-Teams haben viel zu tun. Das kann Lena Weißkichelvom Segler-Verein Großenheidorn bestätigen. Die 21-Jährige ehemalige Laser Radial-Kaderseglerin bildet mit dem erfahrenen Match Race- und ORC-Steuermann Max Gurgel (Hamburger Segel-Club) das Team „Vmax Mixed“. „Shorthanded-Segeln ist auf so vielen Ebenen fordernd“, beschreibt Lena Weißkichel die Faszination der neuen Disziplin. Vor allem aber gefällt ihr die weniger starre Rollenverteilung als auf anderen Booten: Beide Segler sind Steuerleute, Vorschoter, Navigatoren, Vorschiffsleute, Taktiker und Techniker. Diese breite Ausbildung, da ist sich die Studentin sicher, kann auch bei künftigen Segelprojekten oder Profi-Ambitionen im Segelsport sehr hilfreich sein.

Alle Mixed Offshore-Teams blicken coronabedingt auf eine kurze Saison zurück, in der alle verbleibenden Highlights innerhalb weniger Wochen gesegelt wurden: Baltic 500, die Europameisterschaft in Genua, Kieler Woche. Besonders lehrreich für Lena Weißkichel war dabei das Silverrudder, die berühmt-berüchtigte Einhand-Regatta rund um die dänische Insel Fünen. Zwar verpasste die Seglerin das Zeitlimit – so wie 282 andere Starter, die in der Flaute steckten – doch die 48 Stunden allein an Bord stärkten ihr Vertrauen in eine besondere Situation im Zweierteam: Ich kann das Boot auch alleine segeln, sollte mein Teampartner gerade schlafen oder beispielsweise durch Seekrankheit ausfallen.

Kreativ zum Trainingsboot

Neben dem Team „Vmax Mixed“ treiben auch Camilla Hoesch und Joshua Weber vom Bayerischen Yacht-Club ihre Mixed Offshore-Kampagne voran. Ebenfalls gemeinsam in einem Boot sitzen Marlene Brudek (WSV Hooksiel) und Maurice Oster (Norddeutscher Regatta Verein) sowie Mini 6.50-Seglerin Lina Rixgens (Verein Seglerhaus am Wannsee) und Sverre Reinke (Wassersportverein Blumenthal).

Während die Teams Brudek/Oster und Rixgens/Reinke über ein eigenes Boot verfügen, müssen sich andere Teams mit viel Eigeninitiative den segelnden Untersatz organisieren. So haben Lena Weißkichel und Max Gurgel für die Saison 2021 eine Partnerschaft mit einem Dehler 30-Eigner abgeschlossen: Die beiden erfahrenen Segler kümmern sich um die Bootsoptimierung und zeigen dem Eigner, wie er sein Boot optimal segelt. Im Gegenzug dürfen sie die Yacht für Trainings und Wettkämpfe nutzen.

Wie und wann Regatten und Trainings stattfinden, ist zurzeit noch offen – Corona-Pandemie und die ausstehende IOC-Entscheidung lassen wenig konkrete Planung zu.

„Wir fahren halt auf Sicht“, sagt Coach Tim Kröger und grinst. „Aber wie das optimal funktioniert, haben wir ja alle hoffentlich in den Online-Fortbildungen zum Thema Routing/Wetter gelernt.“