Der Ammerlander Segel-Club feiert in diesem Jahr seinen hundertfünfundzwanzigsten Geburtstag. Der DSV gratuliert dem Verein und seinen Mitgliedern zu diesem Jubiläum und stellt ihn im Porträt vor.
Wenn die Abendsonne tief steht am Starnberger See in Bayern, dann ist es besonders schön am Ostufer des Gewässers. Rot-orange scheint dann das Licht auf die „Goldküste“ und den Hafen des Ammerlander Segel-Clubs mit seinem kleinen historischen Leuchtturm. Ja, allein die Lage dieses Vereins ist schon eine Erwähnung wert.
Doch auch ansonsten handelt es sich beim Ammerlander SC „nicht um einen ganz normalen Verein, sondern eher um einen der etwas anderen Art“. So formulierte es Hubert Rank, ehemaliger Ammerlander-SC-Vorsitzender, in der Chronik zum hundertsten Jubiläum. Damit meinte er aber nicht nur die geographische Lage des Vereins, sondern auch die Struktur seiner Mitglieder.
Die Anfänge des Ammerlander Segel-Clubs: Sommerfrische-Segeln
Dazu ein Blick in die Vergangenheit dieser Gemeinschaft. Ihre Geschichte begann 1896 mit der Sportart Fußball; Tennis und schließlich Segeln kamen dazu. Viele Jahre existierte der Verein ausschließlich als Zusammentreffen von Sommerfrischlern: Man segelte nur in den sommerlichen Ferienmonaten, die Kielruderboote mit Seitenschwertern lagen am Dampfersteg, und im alten Wirtshaus beim Sailer trafen sich die meist jugendlichen Seglerinnen und Segler nach dem Törn zum Essen, Trinken und Feiern im Clubzimmer, dem Tatzelwurm. Das wurde dem Wirt irgendwann zu viel, und die Segler zogen um in eine 15-Quadratmeter-Hütte auf dem Grundstück des Gasthauses.
Es ging ums Segeln, um Lebendigkeit und Spontanität
Ein eigenes Clubgelände gab es auch die kommenden Jahrzehnte nicht – die Holzhütte zog immer wieder mit der Gemeinschaft um. Es ging ums Segeln, um Lebendigkeit und Spontanität, bürokratische Festlegungen und Bindungen wurden lange Zeit als hinderlich empfunden. Sie galten ausschließlich bei Regatten für einen fairen Wettkampf.
1952, nach der Zerstörung besagter Club-Hütte, drohte das Aus der Gemeinschaft. Doch einige Aktive gaben nicht auf und gründeten den Segel-Club neu, diesmal als eingetragenen Verein mit Satzung und allen bürokratischen Notwendigkeiten. Nach einem mehrjährigen Zwischenstopp zur Miete beim Fischerhauser entwickelte sich bei den Ammerlander Seglerinnen und Seglern aber „so etwas wie ein Gefühl von Heimatlosigkeit“, erzählt die heutige Vorsitzende Dietlind von Laßberg. Die langwierige Suche nach einem festen Domizil begann.
Heute ist man sesshaft am Ostufer bei Münsing auf einem gepachteten Grundstück mit altem Baumbestand, Hafen, Leuchtturm und Abendsonne inklusive – charmanter geht’s kaum.
Niemand wird abgehängt – die Lust am Segeln ist entscheidend
Doch auch die Struktur der Mitglieder im Ammerlander SC ist auch heute noch von ungewöhnlicher Art. Prägten einst entspannte Sommerfrischler den Verein, so sind es heute Kinder, Jugendliche und junge Menschen. Sie machen rund ein Drittel aller Mitglieder aus.
„Wir haben uns ganz bewusst gegen eine leistungssportliche Ausrichtung entschieden“ – Dietlind von Laßberg
Und damit auch in Kauf genommen, dass Seglerinnen und Segler, die mehr wollen, den Club verlassen. Vielmehr sollen alle Kinder und Jugendlichen, die Lust zum Segeln haben, „mitgenommen werden“. Spaß, Freude, Miteinander. Niemand soll abgehängt werden an der Südlichen Seestraße 24.
Eine Entscheidung, die richtig zu sein scheint: Der Club kann sich vor Anfragen nicht retten und hat zurzeit einen Aufnahmestopp für junge Seglerinnen und Segler. „Mehr als 70 Kinder und Jugendliche können wir ehrenamtlich nicht sinnvoll betreuen.“ Inzwischen trainieren vier Jugendliche mit C-Lizenzendie Youngster. Opti-Anfängertraining, Opti-Liga-Gruppen, Umsteiger-Training auf 420eroder Laser – der Trainingskalender für die Jugend ist voll.
Freizeitorientierung – ja. Fundierte Ausbildung auf gutem Material in kleinen Gruppen – ja. Für Wettfahrten trainieren, Regatten segeln – ja. Das alles gehört zusammen beim Ammerlander SC und schließt sich gegenseitig nicht aus.
Sportliche Boote für gemischte Teams
Im Erwachsenenbereich prägen Korsare die lebhafte Segel- und Regattaszene im AmSC. „Diese Jollen haben sich als sportliches Boot für gemischte Teams neben Flying-Dutchman und 420ern bei uns erfolgreich durchgesetzt“, erzählt die Vereinsvorsitzende.
Jedes Vereinsmitglied leistet im Jahr zwei Tage Regattadienst. Rasen mähen, Bier ausschenken, Grill bedienen, Tonnen legen, Startboot lenken. In diesem Jahr kommen wahrscheinlich noch mehr Einsätze hinzu: Über Pfingsten richtet der Club den Junior‘s Euro Cup der Korsare aus. Und am letzten Juli-Wochenende sind dann die Jubiläumsfeierlichkeiten mit Regatten, Grillfest und allem, was dazu gehört, geplant.
Auf der Internetseite des Clubs zählt bereits jetzt eine Uhr die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden rückwärts.
Kontakt zum Ammerlander Segel-Club
Ammerlander Segel-Club e.V.
Südliche Seestraße 24
82541 Münsing
Telefon: 08177-8539
Website: www.amsc-sail.de