Spannender hätte das Finale der Deutsche Meisterschaft im eSailing 2020 nicht sein können. Dirk Ditschke aus Herborn sorgte für eine große Überraschung. Mit nur einem Punkt Vorsprung setzte er sich gegen den Favoriten Jonathan Koch aus Überlingen durch.
„La Cuffia“ unter diesem Namen kennen die virtuellen Seglerinnen und Segler Dirk Ditschke, der seit rund einem Jahr mit stetig wachsendem Erfolg auf den Bahnen von Virtual Regatta unterwegs ist. Mit dem Smartphone in der Hand arbeitete er sich nach und nach in die Top Zehn der deutschen Online-Segler vor und konnte sich so für die Finalrennen um den Meistertitel qualifizieren. In der Zeit von März bis Juli segelte er gegen mehr als 2.500 virtuelle Seglerinnen und Segler aus Deutschland um den Einzug ins Live-Finale.
Am vergangenen Samstag traf sich dann die deutsche eSailing-Elite zu fünf Rennen um den begehrten Titel, der in diesem Jahr zum zweiten Mal in Kooperation mit World Sailing und Virtual Regatta vergeben wurde. „In jedem der Rennen wurde eine andere Bootsklasse gewählt, so dass die Wettfahrten sehr abwechslungsreich und spannend waren“, sagt Dirk Ditschke. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich es schaffe, Deutscher Meister zu werden und dachte immer, die Meisterschaft machen Vorjahressieger Johannes Bahnsen und Jonathan Koch unter sich aus.“ Doch Newcomer Dirk Ditschke segelte in den ersten beiden Rennen jeweils auf den ersten Platz und schaffte es am Ende, mit nur einem Punkt Vorsprung den Meistertitel in den mittelhessischen Lahn-Dill Kreis zu holen.
Für den 46-jährigen gebürtigen Cuxhavener, der in den letzten Jahren nur wenig Zeit zum „echten“ Segeln hatte, ist die rasante Entwicklung des eSailings eine tolle Möglichkeit, sein altes Hobby wieder auszuleben. „Seit einem Jahr segele ich im Schnitt knapp eine Stunde am Tag virtuelle Regatten“, sagt er. „Anders als die vielen Liga-Segler unter den Teilnehmenden der eSailing-Meisterschaft, die in den letzten Wochen viel auf dem Wasser waren, habe ich die Zeit weiterhin fürs Training auf der virtuellen Bahn nutzen können.“
Über die Play Offs wird er nun versuchen, sich als deutscher Teilnehmer für die Weltmeisterschaften zu qualifizieren. Ob die dieses Jahr unter dem Einfluss der Corona-Pandemie auch als Live-Event ausgetragen werden können oder rein online mit entsprechendem Stream stattfinden, steht derzeit noch nicht fest. „Es wäre toll, einige der Top-Spieler auch einmal persönlich kennen zu lernen“, sagt Dirk Ditschke. „Die zehn deutschen Teilnehmer der Meisterschaft kenne ich alle nur aus dem Forum, persönlich haben wir uns in dieser Konstellation noch nie getroffen.“
Ach, und wieso segelt er nun unter dem Namen „La Cuffia“, dem italienischen Wort für Badekappe? „Das hat zwei Gründe“, lacht Dirk Ditschke. „Zum einen sind wir auf unserer ersten Regatta im Korsaren so oft gekentert, dass wir bei der Siegerehrung eine Badekappe bekommen haben. Und zum anderen begleitete mich beim ersten Urlaub mit meiner Frau in einem italienischen Hotel immer der Ausruf ‚la Cuffia‘ – die Erinnerung daran, im Pool auf jeden Fall eine Badekappe zu tragen.“ Die braucht er beim eSailing mit Sicherheit nicht, wer mitmachen will, braucht nur ein Smartphone und eine stabile, schnelle Internetverbindung.