RC-Segeln im Wandel
Den ersten deutschen Spezial-Club, den „Modellsegel-Regatta-Verein“, gründeten engagierte Modellboot-Segler 1888 in Hamburg-Oevelgönne. Die Yachten hatten damals meist eine Rumpflänge von zwei bis drei Meter und ähnelten den großen Schonern, die auf der Elbe, Ost- und Nordsee kreuzten. Eine zweite Hochburg von Modellsegel-Verrückten gab es damals in Berlin, doch gegen die Briten und Amerikaner hatten die Deutschen bei internationalen Regatten kaum eine Chance.
Anlässlich der Olympischen Spiele in Berlin 1936 trafen sich Modellsegler zu einer ersten internationalen Regatta in Hamburg, genauer gesagt im Holzhafen von Moorfleet. Doch durch die schwierigen Umstände in den Nachkriegsjahren flaute das Interesse an dieser Spezialdisziplin schnell wieder ab. Bis zu den 60er Jahren: Der Hamburger Fritz Jacobsen machte sich auf den Weg zu den Britischen Meisterschaften und schaffte es, bei seiner Rückkehr den Nachwuchs in der Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne zu begeistern. Die Entwicklung des Modellsegelns nahm ihren Lauf, in Hamburg auf Elbe und Alster, in Berlin auf der Havel.
Und nahm so richtig Fahrt auf mit einer anderen Neuerung: Viele Jahrzehnte benötigte man zum Segeln mit Modellen stets zwei Mann – der Skipper setzte das Boot ins Wasser, am anderen Ufer wartet der Maat und wendete von Hand die Yacht auf den neuen Bug. In den 1960er Jahren begann dann die Ära der Funkfernsteuerungen – schnelle Wenden und Halsen waren plötzlich von Land aus möglich. Gab es anfangs nur vier verschiedene Frequenzen, „so lenken bei Regatten heute bis zu 20 RC-Segler ihre Yachten im Feld“, erklärt Gerhard Schmitt, einer der erfahrensten RC-Segler Deutschlands. Im Training sind dann auch schon mal 50 Skipper zeitgleich auf 2,4 Gigahertz „auf Sendung“.
Mit diesen neuen Möglichkeiten änderte auch das Design der Boote rasant: kürzere Wasserlinien, größere Ruderblätter, der Bleiballast wandert an den tiefen Kiel. Die Boote gleiten früh und schnell, und die Skipper an Land müssen sich zügig mitbewegen. Bauweise und auch das verwendete Material verändern sich laufend. High-Tech in Kleinformat eben.