Zugegeben, Strandsegeln ist an der Küste am schönsten. Der Wind weht frisch um die Ohren, das Meer rauscht, und der Blick kann in die Ferne schweifen. Doch auch andernorts werden immer häufiger Segelwagen auf Tempo gebracht. Das nennt sich dann Land- statt Strandsegeln. Für den nötigen Spaß gibt es seit einigen Jahren leichtes Equipment, das in jeden Pkw passt. Wer dann noch einen oder mehrere Mitstreiter hat, kann das erste Rennen starten. Bernd Himmer, Leiter der DSV-Abteilung Spezielle Segeldisziplinen, nennt die nötigen lokalen Voraussetzungen für das Landsegeln: „Für die kleinste Klasse, die Minisegler, reicht schon eine freie, feste Fläche von etwa 100 mal 50 Meter aus. Es eignen sich zum Beispiel große Parkplätze, Sportflugplätze oder ehemalige Militäranlagen. Zur Not kann man auch auf einer ebenen, kurz gemähten Wiese segeln. Die Miniwagen gibt es von mehreren Herstellern, zum Beispiel Blokart, Libre oder Nordwind Wassersport, und kosten segelklar zwischen 2000 und 3000 Euro. Gebrauchte Exemplare sind entsprechend günstiger.“
Der Start ist denkbar einfach: Wagen anschieben, einsteigen und losfahren. Wenden und Halsen werden ähnlich wie auf Segelbooten gefahren. Trotz dieser einfachen Konstruktion rät der Deutsche Segler-Verband seinen Mitgliedern dringend, vor der ersten Fahrt den Sportsegelschein für Strandsegler, in der Szene nur Pilotenschein genannt, zu erwerben. Bei Fahrten auf den Nordseestränden und bei Regatten ist er ohnehin Pflicht. Martin Kauffmann, Obmann des DSV-Ausschusses für Eis-, Land- und Strandsegeln, erläutert die Problematik: „Strandsegeln ist kein gefährlicher Sport, aber das gilt nur, wenn man sich streng an die Regeln hält, die anders als auf dem Wasser sind. Man lernt es schneller als Jollensegeln, aber Wagen und Mensch sind rund 150 Kilogramm schwer. Die dürfen nicht während der Fahrt gegen andere Wagen krachen und erst recht keine Fußgänger umfahren. Dabei entstehen schnell sehr schwere Verletzungen.“
Eine umfassende Ausbildung für Strand- und Landsegler bietet der Nordwind Wassersport e.V. in Zusammenarbeit mit dem Yacht Club St. Peter-Ording direkt auf dem breiten Strand des Nordseeheilbades an. Dort werden für die Anfängerschulung Eigenbauten der Promo-Klasse verwendet, die etwas größer als die Minis sind. Neben den Wagen stellt die Schule einen Helm (der ist Pflicht!) und einen Segeloverall. Wer den Sport erst mal kennenlernen möchte, kann einen eintägigen Schnupperkurs buchen. Für alle anderen empfiehlt sich der zweitägige Grundkurs, auf den der dreitägige Pilotenscheinkurs aufbaut. Für die Schnupper- und Grundkurse beträgt das Mindestalter der Teilnehmer 12 Jahre. Aspiranten auf den Pilotenschein müssen mindestens 14 Jahre alt sein. Für Multiplikatoren aus DSV-Vereinen werden Grundkurse zu ermäßigten Preisen angeboten. Aktuell stehen die Termine dafür noch nicht fest, aber Nachfragen lohnt sich – am besten per E-Mail an Bernd Himmer ([email protected]), der auch Auskunft darüber gibt, wie der Sport in den Vereinsbetrieb integriert werden kann. Der DSV verfügt über eigene Landsegelwagen, die von Seglerinnen und Seglern mit Pilotenschein und Trainerausbildung für Testveranstaltungen im Verein ausgeliehen werden können. Weitere Informationen über den Sport stehen auf der Website www.dsv.org.
Text und Fotos: Ulrike Schreiber