Licht und Schatten prägten den Einsatz der deutschen Nationalmannschaft bei der Doppel-Weltmeisterschaft der 49er- und 49er-FX-Crews vor Marseille. Während aus der DSV-Flotte Victoria Jurzcok und Anika Lorenz vom Verein Seglerhaus am Wannsee von Beginn an mit der Weltspitze rangen und am Ende der einwöchigen Serie einen starken sechsten Platz ersegelten, lief es für ihre Mannschaftskollegen nicht nach Plan.
Für Victoria Jurczok und Anika Lorenz war es eine gelungene WM-Premiere im 49er FX. In der neuen olympischen Frauen-Disziplin wurden erstmals Welttitelkämpfe ausgetragen. Die beiden Berlinerinnen übernahmen am ersten Tag die Führung in der Flotte der 53 Boote und und unterstrichen mit konstanten Leistungen ihre Zugehörigkeit zur Weltklasse.
„Wir konnten konstant vorne mitgesegelt. Das war nicht einfach in den kniffeligen Bedingungen. Dem Gefühl nach“, so erzählte Victoria Jurczok glücklich, „war unser bester Tag der mit viel Wind. Es macht uns total stolz, das wir nun auch bei mehr Wind so gut sein können.“
DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner sagte: „Victoria und Anika haben vor Marseille eine sehr gute Leistung gebracht. Sie haben super angefangen und die Titelkämpfe stark beendet. Dazu unseren herzlichen Glückwunsch!“ Doch für alle anderen Mannschaftskameraden lief es in Frankreich nicht nach Plan. So konnten die Kieler-Woche-Siegerinnen Tina Lutz (Chiemsee Yacht-Club) und Susann Beucke (Hannoverscher Yacht-Club) nach einem Frühstart und einem weiteren Ausrutscher mit Platz 26 nicht zufrieden sein.
Beste deutsche Männer waren Tim Elsner und Marco Grasse vom Verein Seglerhaus am Wannsee auf Platz 30. Auf Platz 32 folgten Jan Hauke Erichsen und Max Lutz vom Flensburger Segel-Club. Platz 42 bedeutete für die Sailing World Cup-Sieger Erik Heil und Thomas Plößel eine große Enttäuschung. Die Berliner Crew, die für den Norddeutschen Regatta Verein startet, war mit Medaillenhoffungen in die einwöchige Serie gestartet, musste beim Saisonhöhepunkt aber nach einem Frühstart zum Auftakt und einer unverschuldeten Kollision mit einem Platz in der Silberflotte Vorlieb nehmen. Platz 52 belegten die Olympia-Elften Tobias Schadewaldt und Hannes Baumann (Norddeutscher Regatta Verein) nach ihrem Comeback in die Klasse.
„Acht Wochen Intensiv-Training haben für uns offenbar nicht gereicht“, sagte Tobias Schadewaldt aus Kiel, „das Segeln hat Spaß gemacht, die Platzierung nicht. Es waren eigentlich ganz einfache Bedingungen bei überwiegend leichten Winden. Man musste einfach immer links rausfahren und den Speed haben. Schuld am schlechten Ergebnis war nicht das System, das mich eher stört, weil wir nur noch zwei kurze 20-Minuten-Regatten pro Tag segeln.“ Weltmeister Peter Burling hatte eine ganz einfache Antwort für Tobias Schadewaldt, als die beiden Steuerleute sich unterhielten. „Peter hat mir gesagt, dass er entweder im Flugzeug oder auf dem Boot sitzt. Darum geht es: Wir müssen mehr trainieren, mehr segeln. Anders kann man in der Weltspitze nicht mithalten.“
Auch der Berliner Steuermann Erik Heil war naturgemäß nicht zufrieden: „Unsere WM war nicht besonders gut. Der Unfall mit den Polen hat uns letztlich die ganze Serie gekostet. Wir hatten bis zur WM eine Hammer-Saison. So ein unverschuldeter Unfall kann bei unseren schnellen Booten passieren. Schade, dass es dann bei der WM sein musste. Beim nächsten Mal läuft es anders und wir geben weiterhin Vollgas. Die nächste Saison beginnt in Kürze.“
Versöhnlich lief die Weltmeisterschaft für Neuseeland: Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen räumten mit Peter Burling und Blair Tuke sowie Alexandra Maloney und Molly Meech Kiwi-Crews die Goldmedaillen ab. Ein schöner Doppel-Sieg für die soeben im America’s Cup so knapp geschlagene Segelnation.
Nadine Stegenwalner zog für die Nationalmannschaft kritisch Bilanz: „Wir sind nach der starken Saison unserer 49er-Segler und 49er-FX-Seglerinnen – und die wollen wir an dieser Stelle nicht vom Tisch fegen – mit einigen Erwartungen und Hoffnungen in dieser WM gestartet und haben für unsere Leistungsträger seitens DSV und Sailing Team Germany entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen. Warum es für viele Leistungsträger dennoch nicht gereicht hat, das müssen wir mit den Aktiven und Trainern gründlich aufarbeiten und die Weichen entsprechend stellen.“